Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Mit "Big Brother" wollte Sat.1 endlich den Vorabend in den Griff bekommen und damit für den Gesamt-Sender die Trendwende einläuten. Das hat überhaupt nicht geklappt, sowohl am Vorabend als auch in der Primetime liegt das Format weit unter den Erwartungen. Auch wenn die Quoten am Vorabend mit "Big Brother" sogar etwas besser sind als im Vorjahr: Den erhofften Schub für den Sender brachte das Format nicht. Ganz bittere Fehlstarts legten dann auch noch die neuen Serien am Freitag hin. Die Monatsmarktanteile jedenfalls können den Verantwortlichen in Unterföhring nun gar nicht gefallen: Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte Sat.1 im Februar nur noch 7,2 Prozent.

Das waren nochmal 0,4 Prozentpunkte weniger als im Januar und 0,6 Prozentpunkte weniger als im Februar vergangenen Jahres. Überhaupt gab es seit den ersten Wochen nach dem Senderstart nur zwei Monate, in denen Sat.1 noch schlechter dastand: Im Januar 2019 und im WM-Monat Juni 2018. Beim Gesamtpublikum ging's sogar noch etwas stärker um 0,5 bzw. 0,7 Prozentpunkte (Vormonat / Vorjahresmonat) auf nun noch 5,3 Prozent Marktanteil nach unten. Der deutliche Abschlag im Vergleich zum Februar letzten Jahres erklären sich dabei nicht nur durch die augenfällige Flops, auch nachmittags tat sich Sat.1 zuletzt deutlich schwerer. "Auf Streife" und "Auf Streife - Die Spezialisten" verloren im Vergleich zum Vorjahr jeweils rund eineinhalb Prozentpunkte.

ProSieben und Kabel Eins berappeln sich etwas

Bessere Nachrichten gibt's im Februar von den Schwestersendern ProSieben und Kabel Eins - auch wenn man auch dort längst nicht frei von Sorgen ist. ProSieben konnte nach dem miserablen Januar im Februar seinen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen um 0,7 Prozentpunkte steigern, blieb mit 9,5 Prozent aber weit von der Zweistelligkeit entfernt. Der Februar letzten Jahres war mit 10,6 Prozent noch ein richtig starker Monat gewesen - damals auch dank eines Aufschwungs am Vorabend, der inzwischen wieder nachgelassen hat, zudem gab auch ProSieben tagsüber nach.

Dazu lief für den Sender auch in der Primetime eben nicht alles nach Maß, obwohl man ein kleines Show-Feuerwerk abfeuerte. Doch insbesondere "Alle gegen Einen" am Samstag- und "Schlag den Besten" am Dienstagabend erreichten nur maue Quoten, auch "Das Ding des Jahres" blieb im einstelligen Marktanteilsbereich hängen. Immerhin war auf "Germany's Next Topmodel" Verlass. Und auch "Young Sheldon" schlägt sich Montags ja sehr ordentlich - doch das Quotenniveau ist eben kein Vergleich mehr zu dem, was "The Big Bang Theory" auf diesem Sendeplatz im letzten Jahr noch erreicht hatte.

Neben ProSieben konnte sich auch das dritte ProSiebenSat.1-Vollprogramm Kabel Eins vom schwachen Januarwert lösen und legte um 0,2 Prozentpunkte auf nun 5,0 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen zu. Auch hier sah es im Februar 2019 aber noch besser aus, damals waren 5,2 Prozent Marktanteil erzielt worden. Hier liefen die "Trucker Babes" nach einem Durchhänger zuletzt zwar wieder gut, doch das Quotenniveau des Vorjarhes wurde nicht mehr erreicht. Völlig enttäuschend läuft auf dem zweiten Eigenproduktions-Sendeplatz die neue Staffel von "Unser Kiosk".

RTL und RTLzwei deutlich über Vorjahr, Vox schwächer als 2019

Ohne das Dschungelcamp konnte RTL die Januar-Werte im Februar natürlich nicht mehr halten - und kann trotzdem sehr zufrieden sein. Mit einem Monatsmarktanteil von 12,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen lag man zwar 2,8 Prozentpunkte unter dem Januar-Wert, aber stand noch immer einen halben Prozentpunkt besser da als noch im Jahr zuvor. Ähnliches Bild beim Gesamtpublikum: Dort lag der Marktanteil mit 8,4 Prozent 0,7 Prozentpunkte über dem Februar-Wert 2019.

Gelungen ist dieser Aufschwung, obwohl es RTL bislang nicht gelang, mit seinen neuen Formaten dem Nachmittag neues Leben einzuhauchen. Geissen, Schreyl und Henssler liegen bislang allesamt im Schnitt bei einstelligen Marktanteilen - bei RTL spricht man zwar von einem "soliden Fundament", aber das ist sicherlich längst nicht das, wo man mittelfristig hin möchte und muss. Bemerkenswert ist aber, dass RTL in der Primetime einfach nicht nachließ und weiter fast ausschließlich abendfüllend Erstausstrahlungen zeigte, wie ein Blick auf unseren Frische-Index unterstreicht. Um ein Beispiel zu nennen: "DSDS" verlängerte man konsequent entweder mit Porträts der Jury-Mitglieder oder dem Wiedersehen alter Kandidaten, was den Marktanteil bis in die Nacht hoch hielt. Dazu kommt ein außergewöhnlicher Erfolg von "Let's Dance" - man darf gespannt sein, ob der Laura Müller/Wendler-Effekt noch länger anhält.

Auch Vox konnte sich vom schwachen Januar-Wert etwas erholen. Doch während RTL powerte, hielt sich Vox im Februar weiterhin ein wenig zurück. Und das spiegelt sich auch in den Monatswerten wider: 6,7 Prozent wurden bei den 14- bis 49-Jährigen erreicht. Das waren zwar 0,4 Prozentpunkte mehr als noch im Januar, aber auch 0,4 Prozentpuntke weniger als noch im Februar letzten Jahres. Klares Highlight derzeit ist "Kitchen Impossible", dafür funktionierten andere Eigenproduktionen wie "Obdachlos" und "Wir sind klein und ihr seid alt" nicht so gut, die Serien-Wiederholungen am Mittwoch und Freitag bereiten ohnehin Sorgen.

Glücklich sein dürfte man unterdessen bei RTLzwei: Wie schon im Januar betrug auch im Februar der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen 5,2 Prozent, das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als im sehr schwachen Vorjahresmonat. Beim Gesamtpublikum konnte der Vorjahreswert mit 2,6 Prozent allerdings nicht ganz gehalten werden. Besonders in der Primetime konnte RTLzwei punkten, auch nachmittags ging's bergauf, während die Soaps am Vorabend sogar deutlich unter Vorjahr lagen. Verlassen kann sich RTLzwei derzeit unter anderem auf "Die Geissens" und "Die Wollnys". Die Sozialdokus liefen schonmal stärker, sorgen aber in der Regel auch weiterhin für gute Quoten.

Beim Gesamtpublikum verteidigt das ZDF den Vorsprung vor dem Ersten

Beim Gesamtpublikum spielten die Öffentlich-Rechtlichen auch im Februar wieder in einer eigenen Liga, während die Privaten weit abgeschlagen waren. Ganz vorne rangierte einmal mehr das ZDF, das seinen Marktanteil im Vergleich zum Januar stabil bei 13,9 Prozent halten konnte. Das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Das Erste kam mit 12,0 Prozent Marktanteil auch knapp über dem Vorjahres-Niveau über die Ziellinie und hat den erfolgreichsten Monat seit Januar 2019 hinter sich.

Bei den 14- bis 49-Jährigen sieht das Kräfteverhältnis aber auch weiterhin umgekehrt aus - Das Erste bleibt also weiterhin das deutlich jüngere der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme. Das Erste kam auf 6,8 Prozent und lag damit erneut vor Vox und gar nicht allzu weit hinter Sat.1, das ZDF sortierte sich mit 6,1 Prozent vor RTLzwei und Kabel Eins ein.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Jan 19
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Jan 19
Das Erste
12,0 +0,1
+0,1
6,8
+0,2
-0,1
ZDF
13,9 +0,4
+0,5
6,1
-0,2
+0,5
RTL
8,4
-1,2
+0,5 12,2
-2,8
+0,5
Sat.1
5,3
-0,5
-0,7
7,2
-0,4
-0,6
ProSieben
4,0
+0,2
-0,6
9,5
+0,7
-1,1
Vox
4,5
+0,1
-0,2
6,7
+0,4
-0,4
RTLzwei
2,6 -0,2
-0,1
5,2
+/-0
+0,5
Kabel Eins
3,4
+/-0
-0,3
5,0
+0,2
-0,2

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche

Die meistgesehenen Sendungen des Monats

  Gesamtpublikum Zielgruppe 14-49
Das Erste Tatort: Die goldene Zeit
Tatort: Die goldene Zeit
ZDF Wilsberg - Wellenbrecher
Wilsberg - Wellenbrecher
RTL RTL aktuell (9.2./Sturmtief Sabine)
Let's Dance - Wer tanzt mit wem?
Sat.1 The Voice Kids
Sat.1 Nachrichten (9.2./Sturmtief Sabine)
ProSieben Wonder Woman
Germany's Next Topmodel
Vox James Bond 007: Casino Royal
Kitchen Impossible
RTL II Das Vermächtnis der Tempelritter Das Vermächtnis der Tempelritter
kabel eins Indiana Jones und der letzte Kreuzzug Indiana Jones und der letzte Kreuzzug

Wie sich die kleineren Sender im Januar geschlagen haben, lesen Sie am Montag in Teil 2 unsere Monatsmarktanteils-Analyse

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.5; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;