Eine Sonderauswertung der auf Umfragen basiernden Print-MA bescheinigte kürzlich auch Zeitschriften in der Corona-Krise eine deutlich erhöhte Nutzung. In den IVW-Zahlen fürs erste Quartal, die die tatsächlichen Verkäufe widerspiegeln, schlägt sich das allerdings kaum nieder - wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass der größere dieses Zeitraums noch vor den Ausgangssperren liegt. Jedenfalls blieben die Zahlen in den ersten drei Monaten für die überwiegende Zahl der Titel weiterhin tiefrot.

Größter Auflagen-Verlierer unter den Print-Titeln war mal wieder "Bild" - wobei das Minus anders als zuletzt immerhin nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich lag. Die harte Auflage sank aber trotzdem noch immer um 9,1 Prozent. Völlig Land unter meldet der andere Springer-Titel: Die "Welt"-Auflage sackte alles in allem um 27,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab - und man kann sich nun auch nicht mehr darauf berufen, dass ein Großteil auf den Wegfall kosmetischer Maßnahmen zurückzuführen ist, denn auch die harte Auflage ging um 23,7 Prozent auf nur noch knapp gut 53.000 verkaufte Exemplare zurück. Hier schlägt sich natürlich auch die Einstellung der "Welt kompakt" nieder, deren Auflage bislang immer gemeinsam mit der "Welt" ausgewiesen worden war. Auch alle anderen überregionalen Tageszeitungen verbuchten Rückgänge der harten Auflage, allerdings mit Ausnahme des "Neuen Deutschlands" nur in überschaubarem Maß zwischen 2 und 3 Prozent.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
1/2020
Verkaufte
1/2019
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14
1.880.780 1.975.124 -94.344 -4,8 %
Bild
1.269.075 1.394.370 -125.295 -9,0 %
TV Digital
1.232.117 1.323.872 -91.755 -6,9 %
Hörzu
911.193 946.702 -35.509 -3,8 %
TV Direkt
865.441 932.721 -67.280 -7,2 %
Landlust
822.611 780.094 +42.517 +5,5 %
Nur TV Plus
812.657 838.971 -26.314 -3,1 %
TV Movie
783.505 854.216 -70.711 -8,3 %
Der Spiegel
685.799 701.337 -15.538 -2,2 %
Bild Am Sonntag
679.239 741.159 -61.920 -8,4 %
TV Spielfilm
659.791 690.125 -30.334 -4,4 %
Auf Einen Blick
654.389 698.500 -44.111 -6,3 %
Bild Der Frau
620.306 666.174 -45.868 -6,9 %
TV Pur
589.072 583.027 +6.045 +1,0 %
Freizeit Revue
567.893 611.210 -43.317 -7,1 %

Bei den Wochenzeitungen gibt's einen echten Gewinner: "Die Zeit". Die konnte nicht nur ihre Gesamt-Auflage wieder knapp über die Marke von einer halben Million Exemplare steigern, auch die harten Auflagen-Bestandteile legten um 1,4 Prozent zu, was vor allem an zusätzlichen Abonnenten lag. Fast 350.000 sind das inzwischen - neuer Rekordwert für ein 1. Quartal. Die "Bild am Sonntag" meldet unterdessen erneut ein saftiges Minus von 10,7 Prozent bei der harten Auflage, die "FAS" von -5,4 Prozent. Auch das offizielle Auflagen-Plus der "WamS" verwandelt sich in ein Minus, wenn man nur Abo und Einzelverkauf betrachtet, hier aber mit -2,8 Prozent eher überschaubar - und deutlich geringer als noch im vergangenen Quartal.

Bei den großen aktuellen Magazinen hielt sich der "Spiegel" am besten. Rund 686.000 Exemplare wurden hier noch abgesetzt, die harte Auflage ging um 2,8 Prozent zurück. "Stern" und "Focus" entwickelten sich deutlich schlechter. Der "Stern" weist offiziell ein Auflagen-Minus von 11,3 Prozent aus, betrachtet man nur die harte Auflage, verringert es sich aber zumindest etwas auf 7,8 Prozent. Der "Focus" kam offiziell gar auf ein Auflagen-Minus von 12,1 Prozent, die harte Auflage sank mit -6,1 Prozent nicht ganz so stark. Dass die Gesamt-Auflage so erheblich sinkt, hängt vor allem mit deutlich weniger Bordexemplaren zusammen - was angesichts der weitgehenden Einstellung des Flugbetriebs verständlich ist. Wohl dem also, der auch bislang schon vorwiegend echte Käufer vorweisen konnte.

Spannend ist auch noch ein Blick auf zwei Titel, die sich ans männliche Publikum wenden: "GQ" konnte mit neuer Führung um André Pollmann und Joko Winterscheidt seine Gesamt-Auflage um 5,1 Prozent steigern, die harte Auflage gar um 14,8 Prozent. Und auch der "Playboy" liegt mit einem Plus von 5,2 Prozent bei der harten Auflage klar im grünen Bereich - hier hat offenbar die Ausgabe mit Laura Müller geholfen, die man sogar nachdrucken lassen musste.

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