Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Die "Tagesschau", die gerade ihren 70. Geburtstag feiern konnte, zeigt sich aus Reichweitensicht weiterhin in bester Verfassung - auch wenn die Rekorde der beiden Vorjahre im Jahr 2022 nicht mehr erreicht wurden. 2020 hatte der Ausbruch der Corona-Pandemie die Reichweite aller Nachrichtensendungen beflügelt, die "Tagesschau" hatte im Vergleich zum Vorjahr damals allabendlich im Schnitt fast zwei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer gewonnen und dieses hohe Niveau auch 2021 annähernd halten können.

Im Jahr 2022 spielte Corona nun eine weniger starke Rolle - und der nun alles dominierende Krieg in der Ukraine verbunden mit den indirekten Auswirkungen auf Deutschland wie etwa die Energiekrise und die hohe Inflation sorgten nicht mehr für ganz so langanhaltendes Interesse. Dazu kam natürlich auch die im zurückliegenden Jahr allgemein wieder sinkende TV-Nutzung, die teils durch Wegfall von Beschränkungen, teils durch Abwanderung zum Streaming verursacht wurde.

An den Kräfteverhältnissen zwischen den einzelnen TV-Nachrichtenangeboten änderte das aber nicht viel, weil durch die Bank alle etwas verloren. Die "Tagesschau" blieb dementsprechend das mit Abstand meistgesehene Nachrichten-Angebot im Fernsehen. Im Schnitt sahen 10,13 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die 20-Uhr-Ausgabe im klassischen Fernsehen, was einem Marktanteil von 39,1 Prozent entsprach. Dass das eine deutlich höhere Zahl ist als die, die man in der Regel morgens in den Quoten-Charts lesen kann, liegt daran, dass die "Tagesschau" einen erheblichen Teil ihres Publikums durch Parallel-Ausstrahlungen in den Dritten, bei Phoenix und 3sat erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Reichweite um etwas mehr als eineinhalb Millionen ab, lag aber noch immer rund 330.000 über dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019.

Platz 2 ging an die 19-Uhr-Ausgabe von "heute", die im ZDF und 3sat im Schnitt 3,93 Millionen Personen erreichte. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr lag hier bei knapp über einer halben Million, auch hier wurde der 2019er-Wert aber übertroffen. Der Marktanteil belief sich auf 19,0 Prozent. Die Reichweite von "RTL aktuell" ging um rund 300.00 auf nun 2,96 Millionen zurück. Die "Sat.1 Nachrichten" sanken unter die Millionen-Marke und erreichten im Schnitt 2022 noch 0,93 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer nach 1,12 Millionen im Vorjahr. Die Reichweite der "ProSieben Newstime" sank von 0,58 auf 0,47 Millionen. Für alle Zahlen gilt gleichermaßen: Es handelt sich hier nur um die lineare Reichweite, Abrufe über die Mediatheken (inkl. der Livestreams) und ähnliches sind hier nicht eingerechnet.

Auch bei den 14- bis 49-Jährigen führt die "Tagesschau" das Feld mit großem Vorsprung an. 1,73 Millionen Personen aus dieser Altersgruppe bescherten dem ARD-Nachrichtenflaggschiff um 20 Uhr im Schnitt einen Marktanteil von 30,1 Prozent. Dahinter reiht sich "RTL aktuell" ein, das mit 0,61 Millionen 14- bis 49-Jährigen 16,2 Prozent Marktanteil erreichte, "heute" kam mit 0,37 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern aus dieser Altersgruppe auf 9,3 Prozent Marktanteil. Die "Sat.1 Nachrichten" kamen im Schnitt nicht über 5,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen hinaus (0,32 Mio.), die "ProSieben Newstime" erreichte mit 0,27 Millionen 14- bis 49-jährigen Zuschauerinnen und Zuschauern am Vorabend 9,5 Prozent Marktanteil.

Während die ARD mit der "Tagesschau" um 20 Uhr also führend ist, sehen die Kräfteverhältnisse im weiteren Verlauf des Abends anders aus. Das "heute-journal" führte die Rangliste der Nachrichtenmagazine in der Primetime auch 2022 wieder mit großem Vorsprung an. 4,27 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen hier im ZDF zu, die "Tagesthemen" im Ersten erreichten im Schnitt eine Reichweite von 2,68 Millionen. Auch hier zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang. "RTL direkt" sahen sich im Schnitt 1,58 Millionen Personen an. In der Altersgruppe 14-49 rangierte "RTL direkt" (0,50 Mio.) aber erneut vor den "Tagesthemen" (0,4 Mio.) und hinter dem "heute-journal" (0,59 Mio.). Mit 10,0 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag "RTL direkt" in etwa im Senderschnitt, hat sich also in durchaus beachtlicher Weise ins Programm eingefügt. Bei den Vergleichen ist zu beachten, dass "RTL direkt" nur montags bis donnerstags zu sehen ist und somit deutlich seltener als die Magazine der Öffentlich-Rechtlichen.

Noch ein Blick auf den ganz späten Abend: Das "heute journal update" erreichte im Schnitt 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauer und damit etwas mehr als das "RTL Nachtjournal", das im Jahresschnitt auf eine Gesamtreichweite von 730.000 kommt. In der Altersgruppe 14-49 lag das "RTL Nachtjournal" (0,23 Mio.) aber klar vor dem "heute journal update" (0,15 Mio.). Das "Nachtmagazin" war schon 2022 erheblich seltener zu sehen und läuft nun aus. Es belegte bei Jung und Alt gleichermaßen den letzten Platz, im Schnitt sahen hier 2022 nur gut eine halbe Million Menschen zu, darunter etwa 100.000 14- bis 49-Jährige.

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.9; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;