Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse konstatiert auch mit ihren neuesten Zahlen wieder eine recht konstante Radio-Nutzung in Deutschland. 74,1 Prozent der über 14 Jahre alten deutschsprachigen Bevölkerung gibt demnach an, an einem durchschnittlichen Werktag ein Radioangebot genutzt zu haben, das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung. Bezieht man auch Webradios und Streamingdienste mit ein, dann steigt dieser Wert noch leicht auf 75,2 Prozent.

Im Schnitt läuft das Radio dabei 242 Minuten am Tag - also rund vier Stunden, was die Stellung als Nebenbei-Medium unterstreicht. Dabei gilt: Je älter, desto länger läuft das Radio, bei den Über-50-Jährigen sind es 262 Minuten, bei den 14- bis 29-Jährigen aber immerhin auch schon knapp über drei Stunden. Und auch in dieser jüngeren Altersgruppe ist die Nutzung mit einer Tagesreichweite von 61,2 Prozent nach wie vor hoch.

Während das Zeugnis aus Reichweitensicht fürs Medium insgesamt also gut ausfällt, ist die Entwicklung bei den einzelnen Sendern höchst unterschiedlich. Das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW, das seit Jahr und Tag die Reichweiten-Hitliste anführt, kam diesmal ordentlich unter die Räder: Um 10,9 Prozent ging es nach unten, statt 1,44 Millionen hören in einer durchschnittlichen Stunde werktags zwischen 6 und 18 Uhr (das ist der für die Werbevermarkung gängige Wert, auf den wir uns sofern nicht explizit anders benannt in diesem Text fortan immer beziehen) nur noch 1,28 Millionen Menschen zu.

Die anderen großen NRW-Sender konnten von diesem Absturz trotzdem nicht in gleichem Umfang profitieren. 1Live etwa verlor trotzdem 4,9 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer, WDR 2 zeigte sich stabil - hat allerdings in der vorangegangenen Audio-MA schon einen merklichen Rückgang verkraften müssen und bleibt somit weiterhin unter der Millionen-Marke.

Damit gibt es weiterhin nur einen einzigen Einzelsender, der sich Hörer-Millionär nennen kann: Bayern 1. Und für den Sender des Bayerischen Rundfunks lief es sogar richtig gut: Um satte 8 Prozent ging's nach oben, somit zählt man nun 1,15 Millionen Hörerinnen und Hörer in der Durchschnitts-Stunde. Das dürfte in München auch darüber hinweg trösten, dass die anderen BR-Sender verloren. Besonders stark um 9,4 Prozent ging's für BR-Klassik nach unten, Bayern 3 verlor 2,7 Prozent.

Damit hielt sich Bayern 3 aber deutlich besser im Markt als der private Konkurrent Antenne Bayern, der seinen Sinkflug mit einem erneuten Reichweiten-Minus von 8,1 Prozent fortsetzte. 646.000 Hörerinnen und Hörer waren nun noch übrig - der Vorsprung auf Bayern 3 schrumpfte damit auf knapp über 60.000. Und diesmal kann man bei Antenne Bayern auch nicht auf den Ableger Rock-Antenne verweisen, der in den letzten Jahren Verluste der Stamm-Marke häufig wettgemacht hatte. Dort ging's diesmal sogar um 14,5 Prozent unter die 300.000er-Marke runter.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2023/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/II
Hörer in Tsd
ma 2023/I
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.281 1.438 -10,9%
Bayern 1 1.146 1.061 +8,0%
WDR 2 983 985 -0,2%
SWR 3 891 920 -3,2%
Antenne Bayern 646 703 -8,1%
1Live 636 669 -4,9%
NDR 2 656 651 +0,8%
Bayern 3 583 599 -2,7%
Radio BOB! 550 500 +10,0%
SWR 1 BW 419 404 +3,7%
SWR 4 BW 377 367 +2,7%
Hit-Radio FFH 358 358 ±0
Radio ffn 309 310 -0,3%
Rock Antenne 295 345 -14,5%
MDR Sachsen 292 310 -5,8%
hr3 278 257 +8,2%
hr4 252 289 -12,8%
MDR Jump 219 226 -3,1%
Klassik Radio 218 222 -1,8%
SWR 1 RP 217 207 +4,8%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Dass mit Rockmusik aber weiterhin Hörer zu gewinnen sind, zeigt Radio BOB!: Nachdem die letzte Ausweisung schon ein Plus von 18,8 Prozent ergeben hatte, ging es diesmal um weitere 10 Prozent nach oben. Damit zählt "Radio BOB!" nun also schon 550.000 Hörerinnen und Hörer. Der Sender dürfte dabei wohl auch zunehmend von der deutschlandweiten Verbreitung via DAB+ profitieren.

Das zweitgrößte Plus hinter "Radio BOB!" gab's innerhalb der Top20-Sender für hr3: Um 8,2 Prozent ging's hier auf 278.000 Hörerinnen und Hörer nach oben - womit der Sender intern an hr4 vorbeizog. Der bislang reichweitenstärkste Radiosender des Hessischen Rundfunks rutschte massiv um 12,8 Prozent ab. Beim HR kann man sich aber damit trösten, dass neben hr3 auch hr1 zulegte, hier ging's um 12 Prozent auf 215.000 Hörerinnen und Hörer nach oben.

Größter prozentualer Gewinner war Radio Hamburg - das eine etwas skurrile Reichweiten-Achterbahnfahrt durchmacht. Die letzte Erhebung der AG.MA hatte ein Minus von 25,1 Prozent ergeben, von 167.000 ging's auf 125.000 Hörerinnen und Hörer nach unten. Nun sollen es aber wieder 191.000 sein, was ein Plus von 52,8 Prozent bedeutet. Eine ähnliche Entwicklung bei 100,5 Das Hitradio: In den letzten beiden Erhebungen gab es Minus-Zeichen von jeweils um 30 Prozent, dafür nun wieder eine Erholung um 50 Prozent.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/II
Hörer in Tsd
ma 2023/I
Veränderungen
in Prozent
Radio Hamburg 191 125 +52,8%
100,5 Das Hitradio 30 20 +50,0%
Energy München 41 28 +46,4%
Schlager Radio 85 62 +37,1%
Radio 21 118 89 +32,6%
Radio Cottbus 14 11 +27,3%
Rockland 10 8 +25,0%
94,3 rs2 77 63 +22,2%
Bremen Vier 72 59 +22,0%
Sachsen Funkpaket 149 123 +21,1%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Unter den größten prozentualen Verlierern finden sich bigFM Saarland, harmony.fm und der Münchner Sender Gong 96.3. Und während auch der Münchner Sender Charivari verlor, ist Energy München der große Aufsteiger in der bayerischen Hauptstadt (+46,4 Prozent auf 41.000 Hörerinnen und Hörer).

Keine guten Nachrichten gab's insgesamt für den MDR. Am stärksten hat es MDR Thüringen erwischt, dessen Reichweite um 17 Prozent nach unten krachte, doch auch MDR Sachsen-Anhalt (-4,0 Prozent), MDR Sachsen (-5,8 Prozent) und MDR Jump (-3,1 Prozent) sind im Minus. NDR2 konnte sich nach dem massiven Minus der vergangenen Erhebung konsolidieren und legte leicht um 0,8 Prozent zu.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/II
Hörer in Tsd
ma 2023/I
Veränderungen
in Prozent
bigFM Saarland 11 20 -45,0%
harmony.fm 29 50 -42,0%
Gong 96.3 (München) 30 46 -34,8%
Schwarzwaldradio 29 42 -31,0%
Radio Paradiso 28 38 -26,3%
Regenbogen Zwei 47 59 -20,3%
Hitradio OHR 22 27 -18,5%
Radio Top 40 19 23 -17,3%
MDR Thüringen 166 200 -17,0%
Engergy Berlin 40 48 -16,7%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Noch ein paar Worte zur Entwicklung von DAB+: Im Vergleich zur letzten Erhebung gab es hier keine größeren Änderungen. Nach wie vor geben 15,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren an, an einem durchschnittlichen Tag DAB+ genutzt zu haben, der sogenannte "Weiteste Hörerkreis" - das sind alle, die in den letzten vier Wochen ein Angebot genutzt haben - liegt mit 28,6 Prozent minimal über dem Wert der vergangenen Erhebung. DAB+ bleibt damit aber bedeutender als Online-Audio, hier liegt die Tagesreichweite bei 9,7 Prozent.

Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer