Die Radionutzung bleibt zumindest den Daten der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse auf einem hohen Niveau weiterhin relativ konstant. Zwar setzte sich der Abwärtstrend der letzten Erhebungen fort, allerdings bewegt er sich im Nachkommabereich - und aufgrund der Befragungstechnik damit ohnehin im Rahmen der üblichen Ungenauigkeit. Der neuesten Erhebung zufolge nutzt demnach 73,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 an einem durchschnittlichen Tag ein Radio-Angebot, das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung. Bezieht man auch Webradios und Streamingdienste mit ein, dann steigt dieser Wert noch leicht auf 75,0 Prozent, auch das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung.

Dabei läuft das Radio bei denen, die es eingeschaltet hatten, im Schnitt über vier Stunden lang: Die sogenannte "Verweildauer" stieg im Vergleich zur letzten Erhebung damit sogar leicht um 4 Minuten auf 246 Minuten. Dabei gilt: Je älter die Personengruppe ist, desto mehr hören Radio und desto länger wird auch zugehört. Bei den 14- bis 29-Jährigen geben 60,4 Prozent an, an einem durchschnittlichen Tag Radio zu hören, hier liegt die Verweildauer bei 178 Minuten. Bei den Über 50-Jährigen sind es hingegen 79,4 Prozent, die im Schnitt 269 Minuten zuhören. Diese Schere geht zudem weiter auf: Bei den Unter 30-Jährigen sank sowohl Tagesreichweite als auch Verweildauer, bei den Älteren stieg sie hingegen an.

Gegenbewegungen bei Radio NRW, Bayern 1 und Antenne Bayern

Und damit zu den Zeugnissen für die einzelnen Sender. Bei den reichweitenstärksten Sendern des Landes gab es diesmal keine allzu spektakulären Ausschläge. Das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW, das die Reichweiten-Hitliste seit Jahr und Tag anführt, konnte sich zwar recht deutlich um 4,1 Prozent steigern, macht damit aber nur einen Teil des großen Verlustes aus der vorherigen Erhebung (-10,9 Prozent) wett. Im Schnitt wurden laut Audio-MA 2024/I im Schnitt 1,334 Millionen Menschen montags bis freitags in einer Stunde zwischen 6 und 18 Uhr erreicht (das ist die etwas seltsam anmutende, in der Radio-Werbevermarktung aber gängige Währung).

Für den konkurrierenden öffentlich-rechtlichen Konkurrenten WDR hält die MA bessere und schlechtere Nachrichten bereit. So entfernte sich WDR2 etwas weiter von der Millionen-Marke, das Minus hielt sich mit 1,7 Prozent aber in Grenzen. 1Live hingegen konnte anders als beim letzten Mal wieder leicht um 2,2 Prozent zulegen - was aufgrund der jungen Ausrichtung und der in dieser Altersgruppe ja rückläufigen allgemeinen Radionutzung durchaus beachtlich ist. Für die anderen WDR-Sender, die keine Werbeträger sind, liegen nur die Tagesreichweiten vor. Und die zeigen für WDR4 deutliches Wachstum von 6,5 Prozent, während WDR 3 mit einem Minus von 14,7 Prozent ebenso unter die Räder geriet wie WDR 5, das 9,0 Prozent verlor.

Der einzige Hörer-Millionär unter den Einzelsendern bleibt unterdessen weiterhin Bayern 1. Das leichte Minus von 2,2 Prozent ist um so leichter zu verkraften, wenn man berücksichtigt, dass es bei der vorhergehenden MA noch um 8 Prozent nach oben ging. Umgekehrte Vorzeichen bei Antenne Bayern: Nach dem deutlichen Minus von 8,1 Prozent beim letzten Mal, machte man mit einem Plus von 4,6 Prozent nun einen Teil wieder wett. Noch stärker fiel der Zugewinn allerdings für den öffentlich-rechtlichen Konkurrenten Bayern 3 aus, der sogar 7,4 Prozent zulegen konnte. Betrachtet man nicht nur die Zeit tagsüber am Werktag, sondern die Tagesreichweite über die gesamte Woche, dann zog Bayern 3 sogar an Antenne Bayern vorbei.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2024/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/I
Hörer in Tsd
ma 2023/II
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.334 1.281 +4,1%
Bayern 1 1.121 1.146 -2,2%
WDR 2 966 983 -1,7%
SWR 3 870 891 -2,4%
Antenne Bayern 676 646 +4,6%
1Live 650 636 +2,2%
NDR 2 640 656 -2,4%
Bayern 3 626 583 +7,4%
Radio BOB! 543 550 -1,3%
SWR 1 BW 431 419 +2,9%
SWR 4 BW 351 377 -6,9%
Hit-Radio FFH 339 358 -5,3%
MDR Sachsen 309 292 +5,8%
Radio ffn 306 309 -1,0%
Rock Antenne 294 295 -0,3%
hr3 284 278 +2,2%
Klassik Radio 223 218 +2,3%
hr1 218 215 +1,4%
hr4 217 252 -13,9%
MDR Jump 216 219 -1,4%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Das größte prozentuale Plus unter den Top 20-Sendern verzeichnete diesmal MDR Sachsen, das um 5,8 Prozent auf nun 309.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnittsstunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr) zulegen konnte. Ebenfalls deutlich im Plus: Die sächsischen Lokalsender aus dem Sachsen Funkpaket (+10,7 Prozent). Der sächsische Privatsender Radio PSR geriet mit einem Minus von 12,7 Prozent hingegen deutlich unter die Räder. MDR Sachsen-Anhalt und MDR Thüringen verloren im Gegensatz zu MDR Sachsen übrigens hingegen deutlich um 8,2 bzw. 7,2 Prozent.

Erfolgsmodell Bollerwagen, Radioeins ganz stark

Groß dürfte die Freude unterdessen beim RBB sein, wo Radioeins ein gewaltiges Plus von 23,3 Prozent auf nun 143.000 Hörerinnen und Hörer in der Durchschnittsstunde verzeichnete. Obendrein legte auch das RBB24 Inforadio ähnlich stark zu: Hier ging es um 22,6 Prozent nach oben, sodass man nun werktäglich tagsüber im Schnitt 65.000 Personen erreicht.

Geht man mal von der Top20 weg, dann gibt es ein wirklich spektakuläres Plus von fast 150 Prozent für den Sender "Radio Bollerwagen" zu verzeichnen. Der Sender wird von der ffn Mediengruppe betrieben, setzt auf Partyschlager und Eurodance und trifft damit offensichtlich einen Nerv: Radio Bollerwagen erreicht über DAB+ und Online-Streams mittlerweile 79.000 Personen in der Durchschnitts-Stunde. Die Tagesreichweite beläuft sich sogar auf 224.000.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/I
Hörer in Tsd
ma 2023/II
Veränderungen
in Prozent
Radio Bollerwagen 79 32 +146,9%
Gong 96,3 München 48 30 +60,0%
Schwarwaldradio 45 29 +55,2%
Hitradio OHR 30 22 +36,4%
89.0 RTL 130 98 +32,7%
98.8 Kiss FM 39 31 +25,8%
80s80s Radio 160 128 +25,0%
Radioeins 143 116 +23,3%
RBB24 Inforadio 65 53 +22,6%
Radio Cottbus 17 14 +21,1%

Quelle: AG.MA

hr4 setzt steilen Sinkflug fort

Zu den großen Verlierern der aktuellen Audio-MA gehört erneut hr4. Nachdem schon die vorhergehende Audio-MA ein Reichweiten-Minus von 12,8 Prozent ausgewiesen hatte, ging es nun um weitere 13,9 Prozent nach unten. Damit sank die Zahl der Hörerinnen und Hörer pro Durchschnittsstunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr) um 35.000 und damit in absoluten Zahlen stärker als bei jedem anderen Sender. Dahinter folgt mit einem Minus von 26.000 SWR 4 BW, was 6,9 Prozent entsprach. Im Gegenzug legte SWR 1 BW aber um 2,9 Prozent zu.

Größere Verluste unter den etwas größeren Sendern verzeichneten daneben unter anderem auch Bayern 2 (-12,9 Prozent), Antenne Brandenburg (-10,3 Prozent), BigFM Baden-Württemberg (-12,5 Prozent) und 104.6 RTL (-10,2 Prozent). Um rund ein Drittel sank die Reichweite bei den kleineren Sendern Das neue Radio Seefunk, Radio Potsdam, Energy München und Radio Top 40.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/I
Hörer in Tsd
ma 2023/II
Veränderungen
in Prozent
Das neue Radio Seefunk 25 38 -34,2%
Radio Potsdam 4 6 -33,3%
Energy München 28 41 -31,7%
Radio Top 40 13 19 -31,6%
BR-Klassik 34 48 -29,2%
100,6 FluxFM 18 25 -28,0%
95.5 Charivari (München) 21 28 -25,0%
Hamburg Zwei 22 27 -18,5%
bigFM Saarland 9 11 -18,2%
Die neue Welle 37 45 -17,8%

Quelle: AG.MA

Noch ein paar Worte zur Entwicklung von DAB+: Zwar schreibt die AG.MA "Die Verbreitung über DAB+ liegt weiter im Trend", tatsächlich ist die Nutzung ihren eigenen Angeaben zufolge aber rückläufig. Hatten bei der letzten Erhebung noch 15,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 angegeben, an einem durchschnittlichen Tag DAB+ genutzt zu haben, so waren das jetzt nur noch 14,4 Prozent. Der sogenannte "Weiteste Hörerkreis" - das sind alle, die in den letzten vier Wochen ein Angebot genutzt haben - umfasst 28,5 Prozent der Deutschsprachigen über 14, das ist fast unverändert im Vergleich zum letzten Mal. Der Verbreitungsweg Online-Audio legte nach dem Post-Corona-Einbruch hingegen wieder zu, hier gaben nun 25,4 Prozent an, ihn in den letzten vier Wochen genutzt zu haben, 0,9 Prozentpunkte mehr als beim letzten Mal. Die Tagesreichweite stieg parallel 9,7 auf 10,8 Prozent.

Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer