Schauspieler Kai Wiesinger schimpfte über das Vorgehen des Senders und erzählte, mit unzähligen Mails von Zuschauern bombardiert worden zu sein. "Die fragen mich: Warum ist RTL da derart drakonisch?" Schließlich habe RTL explizit eine Serie in Auftrag gegeben, "die anders als das übliche Programm zu diesem Zeitpunkt" sein sollte und eben "nicht mit den typischen Seriendarstellern, nicht in der üblichen Machart. Wir dachten, RTL will mehr sein als nur der Dschungelcamp- und 'Bauer-sucht-Frau'-Sender." Kleiner Trost für Wiesinger: Später waren die Folgen dann doch noch zu sehen - im Ersten.

"Wenn sich die Gelegenheit bietet, eine hervorragend gemachte deutsche Serie wie 'Die Anwälte' zu erwerben, dann sollte man diese auch nutzen", sagte der damalige ARD-Programmdirektor Günter Struve, der als Retter in der Not für die Rechte angeblich vier Millionen Euro auf den Tisch gelegt haben soll. Sonderlich berauschend waren die Quoten jedoch auch im zweiten Anlauf nicht. Auch Sat.1 versuchte sich unterdessen immer wieder mit neuen Serien-Stoffen, traf jedoch mit Formaten wie "GSG9" oder den deutlich harmloser daherkommenden Serien "Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt" und "Dr. Molly & Karl" ebenfalls nicht den Geschmack des Publikums.

Grandios scheiterte auch zudem als Dauer-Serie geplante Arztserie "Klinik am Alex", von der Sat.1 wohl im Rausch gleich 27 Folgen bestellte - nach nur fünf Folgen kam allerdings bereits die Absetzung. Selbst Christoph M. Orth, der bis 2005 noch in der Serie "Edel & Starck" große Erfolge feierte, konnte die Serien-Krise nicht stoppen. Anfang 2007 mit mehr als vier Millionen Zuschauern gestartet, erreichte er in "Allein unter Bauern" zwischenzeitlich nicht mal mehr die Hälfte davon. Und dann war da auch noch die mit großen Hoffnungen gestartete Serie "Verrückt nach Clara", die bei ProSieben nach ohnehin schon miesem Start ins Bodenlose fiel und Anfang 2007 mit gerade mal 3,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe so etwas wie den Tiefpunkt der Serien-Krise markierte.

Und doch ist inzwischen wieder Land in Sicht für deutsche Serienmacher: "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" haben in Sat.1 bewiesen, dass sich mit deutschen Serien doch noch Quote machen lässt. Nur allmählich müsste der Sender endlich neue Stoffe nachlegen. Die Richtung ist klar: Typisch deutsch statt schlecht abgekupfert scheint die Devise zu sein und den Nerv des Publikums zu treffen. Das hat auch RTL erfahren: Dass "Alarm für Cobra 11", selbst zwischenzeitlich in einer Krise steckend, nach wie vor die mit Abstand populärste Serie ist, passt dazu nur allzu gut ins Bild. Doch mit Serien wie "Doctor's Diary" und "Countdown" feierte RTL in der jüngeren Vergangenheit auch neue Serien-Erfolge.

Der Boom der US-Serien ist dagegen abgeflaut. Zwar ist mit "CSI" & Co. noch immer Quote zu machen, doch von zwischenzeitlichen Höhenflügen mit Marktanteilen von mehr als 30 Prozent, wie etwa im Falle von "Dr. House", sind die Sender mitterweile wieder weit entfernt. Für die deutsche Serie kann es also wieder aufwärts gehen.