Als Leo Kirch im Juli starb, war er 84 Jahre alt. Ein stolzes Alter - doch bis zu kurz vor seinem Tod gehörte der Medienmogul zu den umtriebigsten Personen der Medienbranche. Er lebte für die Medien und war bis zuletzt immer für Schlagzeilen gut und in der Lage, die Branche in Bewegung zu setzen. Als eine der größten Unternehmenspleiten der Nachkriegsgeschichte ging er bereits in die Annalen der Branche ein.

Auf rund sieben Milliarden Euro werden die offenen Verbindlichkeiten taxiert, die im Jahr 2002 zur Insolvenz führten, für die er den damaligen Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer verantwortlich machte und Schadenersatz in Milliardenhöhe forderte. Bis zuletzt tobte zwischen Deutscher Bank und Kirch ein erbitterter Rechtsstreit. Schon der Einstieg ins Mediengeschäft wurde Kirch durch gepumptes Geld möglich. Für 20.000 Mark erwarb er im Jahr 1956 die Rechte am Fellini-Film "La Strada".

Viele hundert Filme kaufte er schließlich den ersten Jahren von den großen Hollywood-Studios, um sie zu vermarkten. Zu seinem gewaltigen Netzwerk aus Firmen und Beteiligungen gehörten viele Jahre später Sender, - darunter ProSieben, Sat.1 und Bezahlsender Premiere - Produktionsfirmen und Rechte-Agenturen. Kirch hielt die Rechte an der Fußball-Bundesliga und diversen Fußball-Weltmeisterschaften. Doch trotz der großen Erfolge musste Kirch immer wieder schwere finanzielle Rückschläge hinnehmen - nicht zuletzt weil das Bezahlfernsehen nicht so recht in die Gänge kommen wollte und zum Stolperstein wurde.

Im Laufe der Jahre rankten sich zahlreiche Geschichten um den Tycoon. Wie die seiner Diabetes-Krankheit, in deren Folge er schon lange fast erblindet ist, so dass ihm die Geschäftspost vorgelesen werden müsse. Oder die Geschichte um den Beichtstuhl, der in seinem Büro zu finden gewesen sein soll und die seines gestrengen Katholizismus und seiner Gottesfurcht. "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen" war schließlich auch als sein Kommentar zur Pleite im Jahr 2002 übermittelt. Trotzdem wollte es Kirch 2007 noch einmal wissen.

Obwohl Kirch den Fußball in den Jahren zuvor in eine schwere Krise stürzte, schien die Bundesliga ihm noch einmal vertrauen zu wollen. Mit der seiner Firma Sirius hatte Kirch vor, im Fernsehgeschäft noch einmal mitzumischen. Ab der Spielzeit 2009/2010 versprach er der Liga Rekordeinnahmen von mindestens 500 Millionen Euro pro Saison. Letztlich scheiterte das spektakuläre Vorhaben jedoch an den Einwänden des Bundeskartellamts. Finanziell konnte Leo Kirch ohnehin nicht mehr passieren. Sein Privatvermögen wurde auf mehrere Milliarden Euro geschätzt – bei seinen zusammengebrochenen Firmen war er schließlich kein persönlich haftender Gesellschafter.

Viele Gläubiger warteten bis zu seinem Tod auf ihr Geld. Und doch war der Tycoon auch im hohen Alter noch in der Lage, für Aufruhr zu sorgen. So oder so bleibt Leo Kirch also wohl noch lange in Erinnerung.

(Dieser Artikel erschien schon einmal in ähnlicher Form zum Tode Leo Kirchs.)