"Viva war immer ein Stachel im Fleisch von MTV und Viacom war klar, dass diese Wunde nur durch eine Übernahme geheilt werden kann." Das sagte Christiane zu Salm, bis 2001 Deutschland-Chefin von MTV, anlässlich der im Jahr 2002 tobenden Übernahmeschlacht um die Viva Media AG. Da die Musikkonzerne EMI und Vivendi Universal, die zu dieser Zeit selbst mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatten, bei Viva aussteigen wollten, kämpften insbesondere zwei US-Konzerne um die Übernahme: AOL Time Warner und mit Viacom eben auch der große Konkurrent im Musikfernsehen.
Denn während Viacom mit MTV weltweit klarer Marktführer war, hatte in Deutschland Viva dem Platzhirsch vorgeführt, dass es eben nicht reicht, das englischsprachige Programm - und sei es auch garniert mit einzelnen deutschen Sendungen - durchzuschleußen. Dass man in Köln kaum etwas mehr fürchtete, als vom eigenen Konkurrenten übernommen und mutmaßlich plattgemacht zu werden, überrascht da nicht. Und so kämpfte die Gründer und Vorstandschef Gorny für einen Übernahme durch AOL Time Warner, das ohnehin schon rund 15 Prozent der Anteile hielt und mit dem man gemeinsam - wenig erfolgreich - mit Viva Plus noch 2001 das "CNN des Musikfernsehens" etablieren wollte, ehe der Sender zur Clip-Abspielstation wurde.
Tatsächlich kam schließlich AOL Time Warner zum Zug, obwohl Viacom dem Vernehmen nach das deutlich höhere Angebot vorgelegt hatte. Doch das bescherte Viva Media gerade mal rund eineinhalb Jahre Ruhe. Denn Time Warner geriet durch die AOL-Übernahme selbst unter Druck, Viva schrieb rote Zahlen - und so kündigte Time Warner schon Anfang 2004 an, seine so hart erkämpfte Beteiligung bereits wieder zu überprüfen. Und tatsächlich: Am 24.6. wurde es offiziell: Viacom kaufte für über 300 Millionen Euro rund drei Viertel der Anteile an der Viva Media AG - und besiegelte damit das Ende der Eigenständigkeit des Senders.
Damit war der US-Riese Viacom endlich auf dem lange Zeit nur stiefmütterlich behandelten deutschen Markt angekommen. "Deutschland ist der weltweit zweitwichtigste Fernsehmarkt, und Viacom war hier bis jetzt nur eine Randerscheinung. Das wird sich nun ändern", gab Viacom-Co-Präsident Tom Freston damals zu Protokoll - und kündigte gleich noch an, weitere Akquisitionen auf dem deutschen Markt zu prüfen. Doch zunächst einmal galt es, Viva und MTV mit ihren Ablegern zu einer neuen Sendergruppe zusammenzuführen. Und binnen kürzester Zeit wurden die Befürchtungen, die mit der Übernahme durch den Konkurrenten einher gingen, wahr.