Die folgende Zeit verlief für Tele 5 weit weniger spektakulär als für die Konkurrenz. Die Filme dominieren noch heute das Programm, von zwischenzeitlichen Plänen eines dritten Serien-Abends hat sich der Sender inzwischen wieder verabschiedet. Gerade die klare Fokussierung auf Filme ist es, die den zunehmenden Erfolg begründet. Nicht nur die Marktanteile steigen langsam, aber kontinuierlich, im Jahr 2009 konnte Tele 5 beispielsweise auch seine Werbeumsätze - mitten im Krisenjahr - um sagenhafte 60 Prozent steigern, wenn auch natürlich auf noch niedrigem Niveau.

Und dennoch versuchte sich Tele 5 immer wieder auch an einer Positionierung abseits des Film-Programms. Helfen sollte Thomas Gottschalk: Mit dem ZDF-Star zog Tele 5 im Jahr 2006 einen großen Star an Land, der nicht nur vor der Kamera zu sehen sein sollte. Immer wieder wurde bei der Vorstellung betont, dass es darüberhinaus eine unternehmerische Zusammenarbeit sein soll. So soll Gottschalk als Ideengeber für Filmreihen im Hintergrund mitwirken, sozusagen in einer Art "Herausgeberfunktion". Darüber sollte Gottschalk sogar am wirtschaftlichen Erfolg des Senders beteiligt werden. Für die Zuschauer war Gottschalk zunächst in einer Mini-Filmkolumne am Start, die man im Programm regelrecht suchen musste, wollte man sie nicht verpassen.

Im September 2010 wurde die Zusammenarbeit noch intensiviert. Das Format "Die Nacht mit..." sollte gleich drei Mal wöchentlich donnerstags, freitags und sonntags gegen 22:15 Uhr zu sehen sein. Während die frühere "taff"-Moderatorin als regelmäßige Gastgeberin fungierte, sollte Gottschalk selbst nur einmal im Monat mit von der Partie sein. Doch trotz seiner Prominenz sorgte er nicht gerade für einen Quoten-Höhenflüge. Gerade mal 80.000 Zuschauer interessierten sich für die erste Ausgabe des Telefon-Talks mit Gottschalk, bei den 14- bis 49-Jährige lag der Marktanteil bei gerade mal 0,2 Prozent - und das, obwohl ein Film zuvor noch 1,1 Prozent erzielte.

Im Oktober wurde die Schlagzahl des Tele 5-Talks bereits reduziert, im November war schließlich schon wieder Schluss mit dem Experiment. "Fernsehen ist ein demokratisches Medium. Der Zuschauer hat mit der Fernbedienung entschieden", erklärte Tele 5-Geschäftsführer Kai Blasberg nach der Entscheidung gegenüber DWDL.de. Die Quoten seien von Anfang an deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und auch nach einem Monat zeichne sich kein Trend zu einer Weiterentwicklung des Marktanteils ab. Und doch könnte der interaktive Talk ein Comeback feiern - am ARD-Vorabend plant Gottschalk für das kommende Jahr ein recht ähnlich klingendes Format.

Während Thomas Gottschalk derzeit on air bei Tele 5 keine Rolle spielt, will Tele 5 wieder verstärkt auf Filme setzen und so den bisherigen Erfolg untermauern. "Tele 5 breiter aufstellen, um neue Zielgruppen zu erschließen und die Nettoreichweite zu steigern", ist das Ziel, das der neue Programmchef Thomas Friedl in diesem Jahr ankündigte. "Wir wollen den Marktanteil in Richtung 1,5 Prozent bewegen." Die Kontinuität, die Tele 5 seit Jahren an den Tag legt, könnte dabei helfen, dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen.