Wie kam es eigentlich dazu, dass Erdogan Atalay der ewige Hauptdarsteller bleibt, der einen Partner nach dem anderen verschleißt?

Joha: Manche Sachen kann man nicht planen, die ergeben sich einfach. Erdogan ist so mit seiner Rolle verwachsen und ein solch integraler Bestandteil der "Cobra" geworden, dass man sich die Serie schwer ohne ihn vorstellen kann. Das Schicksal hat es ganz offenbar so gewollt.

"Cobra 11" ist auch international überaus erfolgreich...

Joha: Ohne angeben zu wollen: Wir sind die meistverkaufte Serie der Welt. Wir sind in knapp 150 Länder verkauft worden. Das ist mehr als "Derrick" und auch mehr als "CSI". Bei uns gibt es keinen 'cultural clash', den die meisten anderen Serien haben. Gut jagt Böse, Böse fliegt auf die Nase, Held kriegt die Frau – dieses Grundschema funktioniert weltweit.

Schmidt: Und das reichern wir noch mit dem Phänomen "German Autobahn" an.



Wie kommt es denn, dass auch nach 20 Jahren die internationale Konkurrenz im Genre der Actionserie so gering ist?

Joha: Das liegt vor allem am Budget. Ich habe den Vergleich, weil ich mittlerweile in den Gremien der Taurus World Stunt Awards sitze, die wir ja oft genug gewonnen haben. Die Kollegen fragen mich dort immer ganz ungläubig: And you do all this for TV? Die meisten kriegen es eben nur zu Kinobudgets hin. Wir haben über 20 Jahre ein gehöriges Know-how angesammelt. Bei uns arbeiten in der Stunt-Technik keine Freiberufler, sondern ausgebildete Ingenieure, jeder zweite mit Meisterbrief. Am Anfang haben wir den Zubehör aus den USA gekauft. Inzwischen entwickeln wir alles selbst und haben etliche Patente angemeldet. Unsere Autos fliegen heute doppelt so weit wie vor 20 Jahren. Davon profitieren nicht nur unsere eigenen Produktionen, sondern auch die Filme und Serien, für die wir als Stunt- und Action-Dienstleister tätig sind. Die Amerikaner staunen jedes Mal Bauklötze, was wir da technisch bewerkstelligen. Als Ron Howard nach den Dreharbeiten zu "Rush" bei uns vom Hof ging, hat er gesagt: Wenn ihr eine Referenz braucht, gebt denen meine Telefonnummer! Mehr kannst du als Action-Produzent nicht erreichen.

Und doch haben Sie mit action concept nie auf die ganz große unternehmerische Expansion gesetzt.

Joha: Wäre ich Geschäftsführer bei der UFA oder irgendeiner anderen großen Produktionsfirma, dann hätte man mich längst rausgeworfen. Wenn du zweistellige Millionenbeträge umsetzt, aber davon nur sehr übersichtliche Gewinne übrig behältst, weil du alles wieder in die Produktionen steckst – dann kannst du das nur machen, wenn dir der Laden gehört und wenn du einen Sender hast, der dich entsprechend unterstützt.

"Will man heute eine neue Serie etablieren, so muss man Zuschauerbindungen aufbrechen"

Philipp Steffens, RTL-Fiction-Chef


Es gab Zeiten um die Jahrtausendwende, da hatte action concept drei Primetime-Serien gleichzeitig bei RTL. Werden solche Zeiten jemals wiederkommen?

Joha: Damals gab es noch kein "Bauer sucht Frau", keinen Dieter Bohlen und keine tanzenden Promis. Das war eine ganz andere Zeit.

Steffens: Ich sehe das durchaus sportlich. Wenn man sich die jüngsten Entwicklungen anschaut, sieht es für die deutsche Fiction ja nicht schlecht aus. Will man heute eine neue Serie etablieren, so muss man Zuschauerbindungen zu anderen Sendungen aufbrechen. Das schafft man natürlich nicht von heute auf morgen. Aber ich bin davon überzeugt, dass das nach wir vor möglich ist, wenn man zur rechten Zeit die richtige, einzigartige, faszinierende Serie hat.

Herr Joha, Herr Schmidt, Herr Steffens, herzlichen Dank für das Gespräch.

So berichtete DWDL.de über "Cobra 11"