Doris HeinzeDer Ton in der Diskussion zur Affäre um die suspendierte NDR-Fernsehpielchefin Doris Heinze  (Bild) wird schärfer. Entschieden hat der Verband der deutscher Drehbuchautoren (VDD) den Vorwurf zurückgewiesen, man habe Wissen um die Vorgänge im Sender zurückgehalten. NDR-Intendant Marmor hatte den Verband kritisiert, nachdem deren Vorstand Pim Richter im "Spiegel" erklärt hatte, es habe Hinweise auf einen Macht-Missbrauch durch Heinze gegeben. Heinze wurde vom Sender supendiert, nachdem bekannt wurde, dass sie Drehbücher, die ihr Ehemann unter Pseudonym erstellt hat, ohne Offenlegung seiner Identität für den NDR realisieren ließ. Auch Stoffe, die Heinze selbst unter Pseudonym erstellt haben soll, sollen verfilmt worden sein.
 
"Der VDD wird nach außen aktiv, sobald es justiziable Hinweise gibt. Diese lagen im 'Fall Heinze' nicht vor, der Verband spricht deshalb auf seiner Website von sich 'vermehrenden Zeichen', Vorstandsmitglied Pim Richter sprach von 'Hinweisen'", erklärte der Verband am Dienstag. Man habe lediglich Kenntnis von Gerüchten gehabt. Eine Äußerung des NDR-Pressesprechers Martin Gartzke, der sagte, der Verband müsse sich nach seinem Selbstverständnis fragen lasse, wenn man Hinweise zurückhalte, wies der VDD als "unverfroren und lächerlich" zurück. "Dies ist ein Ablenkungsmanöver, das nur das Versagen des Senders verschleiern soll", so der Gegenvorwurf.
 

 

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"Im Sender selbst haben alle Kontrollmechanismen versagt. Denn dem Sender sind diese Gerüchte bekannt wie uns", heißt es weiter in der VDD-Mitteilung. Als vor einigen Jahren erste Berichte über einen eventuellen Machtmissbrauch auftauchten, gab es laut VDD "eine geschlossene Verteidigungslinie der Sender, die vom ehemaligen Programmdirektor Struve angeführt wurde".

In dem aktuellen Fall sieht der Verband einen "Super-GAU des öffentlich-rechtlichen Fernsehens", da die Kontrollmechanismen versagt hätten. "Dieses System hat Unterwerfung, Einverständnis und Phantasielosigkeit produziert und im Zuge der 'Süßstoffoffensive' zu einer Verschmonzettung der Programme geführt", so der Verband.

Der VDD will nun mit Regisseuren, Kreativen, Schauspielern und "den sensiblen, intelligenten Redakteuren, die es natürlich auch gibt" in einem Dialog über eine künftige Ausrichtung der fiktionalen Fernsehinhalte treten. Eine Einladung zu einer ersten Begegnung soll in Kürze folgen.