Im vergangenen Jahr traf sich die Granden der deutschen Musikbranche erstmals in Südafrika, um sich dort gegenseitig ihre größten Hits vorzusingen. Weil Vox den Schulterklopf- und Liebhaburlaub in deutsche Wohnzimmer übertrug und er sich bei Zuschauern und Kritikern gleichermaßen als Erfolg durchsetzte, geht "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" Mitte Mai in die zweite Runde. Am Montagnachmittag stellte der Sender in Berlin die Künstler vor, die sich diesmal der Herausforderung stellen.

Xavier Naidoo bleibt weiterhin sozusagen Schirrmherr des Projekts und versprach vorab: "Es wird genauso geil wie letztes Mal – oder noch geiler." Etwas branchenadäquater formulierte es Vox-Geschäftsführer Bernd Reichart: "Für Vox ist 'Sing meinen Song' ein Aushängeschild und der Beleg dafür, dass auch wegweisende neue Formate ihr Publikum finden." Der Sender hat sich sichtlich angestrengt, dass das auch so bleibt. So zumindest lässt sich die neue Besetzung deuten. Chart-Stürmer Andreas Bourani, der im vergangenen Jahr den Song zum WM-Titelgewinn lieferte, hat ebenso zugesagt wie Yvonne Catterfeld, Christina Stürmer und Alternative-Rocker Daniel Wirtz. Außerdem stehen Naidoo die Kollegen Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel von den "Prinzen" zur Seite. Und mit "Pur"-Frontmann Hartmut Engler sei dieses Mal jemand dabei, der "endlich mehr polarisiert als ich", scherzte Naidoo am Rande.

"Ich steh nicht so drauf, in Quizshows zu warten bis meine drei Minuten Promo-Zeit dran sind", erklärte Engler in Berlin, warum er sonst eher selten als Gast im Fernsehen auftauche. Das Konzept von "Sing meinen Song" habe ihn aber so sehr überzeugt, dass er sich eine Zusage nicht lange habe überlegen müssen. "Außerdem darf ich umsonst nach Südafrika! Als Schwabe nimmt man sowas gerne mit." Naidoo wiederum kündigte an, er wolle Englers "Abenteuerland" für die Sendung covern: "Da sind ein paar Sätze drin, die sind zeitlos!" (Der Eintritt kostet den Verstand?)

Ähnlich wie die Sendung selbst diente das Vorabtreffen vornehmlich dem Austausch von Höflichkeiten, was Tauschkonzert-Vati Naidoo mit seinem Kollegenlob klar für sich entschied ("Wahnsinnsstimme", "Multitalent", "Giganten der 90er", "unverwechselbare Stimme", "riesiges Hitrepertoire") – und das macht die Sendung ja auch ein Stück weit aus. Konzeptionelle Änderungen sind eher nicht zu erwarten. Einmal mehrt geht es darum, dass die Musiker ihre Kollegen mit deren eigenen Songs überraschen und dabei für einen unterhaltsamen Abend sorgen. "Das ist für mich eine gefühlte Backstage-Situation", erklärte Daniel Wirtz, dessen explizite Texte eine interessante Bereicherung für die Show sein dürften. Christina Stürmer schwärmte: "Man taucht da in eine Welt ein, in die man sonst nie hingekommen wäre."

Damit die größten Naidoo-Hits dieses Mal nicht einfach wiederholt werden, dürfen die Kollegen sich diesmal an den Hits von Naidoos "Söhnen Mannheims" versuchen. Los geht's am 19. Mai, wieder dienstags um 20.15 Uhr. Im Anschluss setzt Vox die Musikreportage-Reihe mit Jeannine Michaelsen fort. Und um 22.15 Uhr räumt der Sender Gregor Meyle aus der Vorjahresbesetzung ein Plätzchen frei: In "Meylensteine" besucht der Musiker mit VW-Bus Künstler, die deutsche Musikgeschichte geschrieben haben, von Karat bis Paddy Kelly. Außerdem wird gemeinsam musiziert. Vox setzt also diesmal voll und ganz darauf, den Dienstag mit musikalischer Unterhaltung zu bespielen.

Um die Schlappe im vergangenen Jahr wieder auszubügeln, wird arbeitet außerdem zaghaft an Änderungen im Programm gearbeitet. Die ersten kündigte Chefredakteur Kai Sturm in Berlin an. Unter anderem wird Constanze Rick voraussichtlich ab Mitte März nicht mehr die Boulevard-Viertelstunde "Prominent" moderieren. Der Sender setzt künftig auf gleich zwei Moderatoren, die beim Sprechen auch die Lippen bewegen dürfen: Rabea Schif und David Modjarad. Schif war bislang vor allem als Moderatorin im Netz tätig und fiel zuletzt bei "Prominent" eher durch kuriose Einsätze auf, Modjarad ist schon länger für RTL-"Exclusiv" tätig. Eine weitere Neuerung ist, dass "Prominent" künftig aus einem realen Studio-Set in Köln kommt. "Wir brauchen nicht mehr auf Abstand zu berichten, sondern können direkt mit den Prominenten reden", kommentierte Sturm das "Umschalten vom Kolumnencharakter zur Livemoderation". Rick wird der Sendung aber erhalten bleiben, als "Planungschefin" im Hintergrund und für ihre Rubrik "Constanze trifft", für die sie – nun ja: Stars treffen soll.

Große Hoffnungen setzt man in Köln auch auf die neue Kochshow "Game of Chefs", die bereits an diesem Dienstag startet und in der Vorschau doch sehr an "The Taste" erinnert: Kandidaten müssen Sterneköche mit ihren Gerichten überzeugen, werden zu Teams zusammengestellt und kämpfen, um im Finale von der versammelten deutschen Sterneküche zum Sieger mit 100.000-Euro-Prämie gekürt zu werden. Moderieren darf Silvia Schneider vom österreichischen Puls 4, was Chefredakteur Sturm "eine kontroverse Entscheidung" findet. Der Anspruch der Show sei es, "nah dran am Leben in einem echten Sternerestaurant" zu sein. Details zur neuen Staffel von "Die Höhle der Löwen", deren Dreharbeiten diese Woche in Köln gestartet sind, gab es erstmal keine.

In Sachen Fiction will Vox im Herbst mit dem US-Hit "How To Get Away With Murder" von den "Grey's Anatomy"- und "Scandal"-Machern auftrumpfen. Es geht um eine Top-Anwältin, die ihren Studenten als Jura-Professorin mit unkonventionellen Mitteln beibringt, mit welchen Tricks und Taktiken die Justiz arbeitet – bis die Nachwuchs-Anwälte selbst in einen Mordfall verwickelt werden. Im April läuft die Reihe zunächst beim Pay-Sender RTL Crime. Als Free-TV-Premiere zeigt Vox im Laufe des Jahres die Highland-Saga "Outlander" und das Mystery-Drama "Resurrection".

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