Die Besetzung war eigentlich sehr prominent, doch vielleicht etwas zu harmonisch. Die neu gebrandete Fachmesse ANGA COM begann am Dienstagmorgen vor vollem Haus wie üblich mit einem Elefantengipfel. Es dikutierten Conrad Albert (ProSiebenSat.1), Andreas Bereczky (ZDF), Adrian v. Hammerstein (Kabel Deutschland), Dietmar Schickel (Tele Columbus), Brian Sullivan (Sky) und Karola Wille (MDR) - doch neben dem ohnehin nicht erwarteten Erkenntnisgewinn hielt sich auch die Launigkeit dabei in Grenzen. Und das trotz der wieder einmal sehr gut vorbereiteten Moderationen von "Stern"-Redakteur Frank Thomsen.



Zum Thema "Netze und Inhalte: Wer zahlt an wen?" - im Kern der Frage nach Einspeiseentgelten an Kabelnetzbetreiber - machten aus Veranstaltersicht offenbar Vertreter von Telekom oder Satellit bei der Eröffnungsrunde wenig Sinn - und doch hätte es für kontroversere Diskussionen gesorgt. Erst Liberty Global-CEO Michael Fries ("Wir haben noch genug Geld übrig") mischte so die Runde mit seinem Blick von außen auf den deutschen Fernseh- bzw. Kabelmarkt auf. Aus Sicht des Unitymedia Kabel BW-Konzerns bleibe Deutschland merkwürdig.

"Es macht für mich keinen Sinn - und ich diskutiere da gerne mit Regulierern beim Lunch drüber - warum die Kabelbranche die einzige Branche ist, die in Deutschland nicht national agieren kann. Die Sender können, die Mobilfunk-Anbieter, die Telekom und Satellit sowieso. Das macht nur für unsere Konkurrenten Sinn", beschwerte sich Fries. Gesunder Wettbewerb sei gut für den Kunden, aber zwischen deutschen Kabelnetzbetreibern gebe es ja keinen Wettbewerb durch die geografische Trennung. Noch leidenschaftlicher wurde er beim Thema Einspeisegebühren. "Was sind schon 50 Millionen Euro?", fragt Fries in Peanuts-Tradition.

Er hält die Debatte über die Einspeisegebühren der Öffentlich-Rechtlichen angesichts der massiven Gebühreneinnahmen von ARD und ZDF für "wirklich nebensächlich". Natürlich könnte man dieses Argument mit Blick auf seine vorher gemachte Aussage bzw. Umsatz und Gewinn von Liberty Global auch umkehren. Fries aber meint: Kabelnetzbetreiber hätten so viel getan für die Infrastruktur und die Verbreitung der Vielzahl öffentlich-rechtlicher Angebote. An die anwesende MDR-Intendantin Karola Wille gerichtet ergänzte er: "Es ist so kurzsichtig von Ihnen, diesen Kampf zu suchen." Wille, in der ARD bei dem Thema wortführend, kontert entschlossen: Wenn die Kabelnetzbetreiber bei dem Streit durch alle Instanzen gehen wollen, "dann werden wir mit Ihnen durch alle Instanzen gehen".

Für den zweiten Lacher des Vormittages sorgte daraufhin Moderator Frank Thomsen bei der Verabschiedung: "Nehmen Sie doch als Erkenntnis mit: ARD und ZDF klagen gegen Gebühren - das ist doch auch mal was." Den einen Lacher zuvor gab es übrigens durch ein astreines Eigentor von ZDF-Produktionsdirektor Andreas Bereczky, der auf Kritik an den vielen ollen Kamellen im ZDFneo-Programm antwortete: "Die uralten Wiederholungen bei ZDFneo sind für das junge Publikum doch neu." Man weiß nicht, ob es ein Scherz sein sollte. Aber Raunen und Gelächter ging durch den Saal.