Deutschland am 12.9. 2005. Drei Jahre ist´s her.
Gerhard Schröder ist Bundeskanzler, Angela Merkel wird als neue Kanzlerin gehandelt, befindet sich aber im freien Fall. Der Geschäftsführer von ProSieben heißt – nahezu unvorstellbar - Dejan Jocic, der Fernsehmarkt ist um drei Sender im Free-TV ärmer, mein eigener Sender Tele 5 sendet zwar, aber nicht als das, was er heute ist. Deutschland ist tief deprimiert und übt sich in seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schwarzsehen.
„Das schafft ihr nie“, „Na ja, viel Glück“, „Nicht einen Abend mit einem Prozent “ waren damals Zitate mit denen wir und die Kollegen der anderen „Kleinen“ sich konfrontiert sahen, nur noch zehn Tage bis zum Relaunch zum Spielfilmsender. Von „Das wird doch nix“ über „Wie soll das gehen?“, dem klassischen „Hat noch nie geklappt“ bis zum „Na wenn du meinst“ erscheinen wir Deutschen mitunter als die Gralshüter des Zweifels und der miesen Aussichten.
Das Zaudern und Zögern, das Verneinen und Bezweifeln ist uns in den Genen wie anderen eine Erbkrankheit. Und wenn´s mal richtig gut geht, wie in den letzten Jahren, dann haben wir immer noch ein „Ja, aber wie lange hält das?“, ein „ Du wirst schon sehen, bald ist ´s vorbei“, ein bitter lächelndes „ Mag ja sein, für die anderen, aber für mich...?“ aus den hängenden Mundwinkeln in petto. Ein inneres Aufhellen vermerkt man erst, als die Meldungen das herannahende Ende der guten Konjunktur orakeln. Egal ob ´s dann kommt, immerhin droht es ja schön schauerlich.
Das Land des Faustischen kann wohl nur so von Erfolg zu Erfolg eilen. In großer Saturation ist es am schönsten , über den drohenden Untergang und den Abfall ganzer Industriezweige zu sinnen. In unserem Land gilt der Pessimist als reflektierte Persönlichkeit, der Optimist als Dummschwätzer. „Optimismus ist Mangel an Information.“ Dieses in deutschen Intelligenzkreisen kursierende Bonmot überschreibt dies gruselige Szenario ganz gut. Doch drehen wir die Energie, die wir alltäglich darauf verwenden, warum etwas nicht geht, einfach um. Das bedarf keiner größeren Anstrengung, nicht des berühmten „Ärmelaufkrempelns“. Einfach nur morgens aufstehen und gut finden, was wir tun.
Glauben.
Glauben an die eigene Sache, an die eigene Bedeutung, an die eigene Wichtigkeit.
Glauben, dass der Gegenüber Recht haben kann, glauben, dass er mir hilft, glauben, dass wir zusammen schlicht besser sind.
Deutschland am 12.9. 2005. Wir glaubten an gar nichts. Erinnern Sie sich und glauben. Dass es geht. Dass wir am 12.9. 2011 sagen können: Gut war ´s!
Ihr,
Kai Blasberg
Diese Woche in Dur...
- Der USD (wir Zwerge sind wichtig)
- Christopher Keil in der SZ
- Die neue Tele 5-Kampagne (Anschauen auf Tele5.de)
...und in Moll
- Unfähige „Medienmanager“ (bei denen man zehn Jahre braucht, bis man ´s merkt)
- Immer noch Elektrosmog
- Der Münchener Wohnungsmarkt („Thomas Bernhardt hätte geschossen“)