HD+Eigentlich müsste Bezahlfernsehen seine Anbieter glücklich machen: Die Macher können außerhalb der Werberelevanz denken, man muss nicht ständig dem Massengeschmack hinterherlaufen wie im Free-TV, man kann Nischen besetzen, die andere reduzieren - zum Beispiel aufwändige Dokus bei ARD und ZDF oder Western bei Kabel eins - und ist mit Themen wie HD zudem Innovatiobstreiber. So führte es Ronald Fiedler, Director Distribution Development bei Anbieter Sky am Donnerstagvormittag während er ANGA Cable aus. Also alles wunderbar. Eigentlich.

Denn tatsächlich sieht es so aus, dass das Bezahlfernsehen hinsichtlich seiner Abonenntenzahlen auf der Stelle zu treten scheint. Rund 2,5 Millionen Abonnenten sind es bei Sky. Das ist noch nicht der "Bauch des Marktes", wie es Ingo Schuchert, Geschäftsführer der Deutsche Netzmarketing GmbH nannte. Auf die Frage, wo die für die Branche so wichtigen Zuwächse herkommen sollen, hat Schuchert auch gleich eine Antwort parat: "Selbst der willigste Kunde hat ein Problem, sein Geld loszuwerden", erklärt er. Zu kompliziert seien die verschiedenen Standards und Lösungen der einzelnen Verbreitungswege, als dass den Bezahlwilligen die Entscheidung für eine technische Lösung und schließlich ein Programmpaket leicht gemacht würde.

Die Gefahr hinter der Problematik laut Schuchert: Wenn die klassischen Fernsehunternehmen und die Verbreiter dieses Problem nicht in den Griff bekommen, werden es andere tun. Im Internet gebe es zahlreiche Angebote - wie zum Beispiel Online-PVRs - die auch schon bald den Fernsehschirm im Wohnzimmer für sich erobern würden. "Der König ist tot, es lebe die Republik", lautet seine Prognose für die Zukunft, in der er die Senderhoheit bröckeln sieht. Schucherts Lösungsansatz für die Brache lautet Kooperation. Wenn das nicht gelinge, seien die technikaffinen und zahlungsbereiten First-Mover bald weg. "Und die erklären es dann irgendwann auch ihren Eltern", warnt er.

So sieht es auch Klaus Wolff, Abteilungsleiter Produktmanagement TV & Content bei Kabel BW. Wichtig ist für ihn nur eins: Es muss bald losgehen mit neuen Lösungen. "Wir können uns drei Jahre über Geschäftsmodelle unterhalten, oder wir fangen einfach mal an", sagte er. Über die genaue Aufteilung von Erlösen können man sich dann unterhalten, wenn sie eine relevante Größe erreicht haben.  Als wichtigen Treiber für weitere Bezahlinhalte sieht Wolf, wie auch der Rest des Panels, das Thema HD. Laut Wolf laufen hier die entsprechenden Boxen derzeit "wie geschnitten Brot". Wolf bezeichnet das Thema als "No-Brainer".

Und auch wenn es sich beim HD-Angebot, das Astra über seine Plattform HD+ verbreitet nicht um ein Pay-TV-Angebot handele, so zeige das Thema HD, dass auch der Satelliten-Kunde nun zum ersten Mal bereit wäre, etwas zu zahlen. Die Tür ist also aufgestoßen. So zeigte sich auch Tele Columbus-Chef Dietmar Schickel äußerst erfreut über den Umstand, dass Satelliten-Kunden über HD+ im kommenden Jahr zum ersten Mal zur Kasse gebeten werden - wenn auch nur mit einem grundsätzlichen Zugangsentgelt von 50 Euro pro Jahr.
 
Neben dem Blick auf neue Lösungen und Services wie zum Beispiel Video on Demand-Dienste hat sich auch der Markt der bereits etablierten Bezahlangebote seit deren Einführung vor rund fünf Jahren verändert.  So stellte Matthias Heinze, Commercial Director bei Programmanbieter Turner Broadcasting System Deutschland, eine Veränderung der inhaltlichen Ausrichtung der Bezahlangebote fest: Es gebe derzeit eine Umkehr vom Prinzip der grenzenlosen Vielfalt hin zur inhaltlichen Qualität. Turner bietet in Deutschland die Bezahlsender TNT Film, TNT Serie, Cartoon Network und Boomerang an. Auch von Betreibern anderer hochwertiger Bezahlangebote hörte man früher öfter noch ein Murren über die inhaltliche Ausrichtung vor allem der Pay-TV-Angebote der Kabelanbieter.