Foto: tv.gustoHerr Schütte, Hubert Burda Media übernimmt die Mehrheit an tv.gusto. Die Schlagzeile ist erst wenige Tage alt. Steigen Sie als Gesellschafter aus?

Nein. Burda wird seine Anteile an der tv.gusto GmbH von 50% auf 83,5% erhöhen. Ich bleibe mit 16,5% an Bord und leite das Unternehmen als Geschäftsführer. tv.gusto hat ein enormes Potenzial und ich möchte auch in Zukunft dazu beitragen, es zu nutzen.

Welche Ziele hat die Übernahme von Burda? Beteiligt ist der Verlag schon seit Längerem...

Burda fasst derzeit alle Medien zum Thema Essen und Trinken im neuen Bereich Burda Food.Net zusammen – tv.gusto ist Teil der neuen Struktur. In diesem Rahmen wird es weit reichende Kooperationen und Koordination zwischen den unterschiedlichen Mediengattungen geben. Das bringt erhebliche Vorteile im Nutzer- und im Werbemarkt. Und dem Bekanntheitsgrad von tv.gusto wird eine stärkere Präsenz in den anderen Burda-Medien sicherlich ebenfalls nutzen. Außerdem wollen wir gemeinsam unser Pay-TV-Angebot ausbauen und es inhaltlich noch stärker gegen das frei empfangbare Programm abgrenzen.

Wie sieht diese Abgrenzung abgesehen von der Umbenennung des PayTV-Kanals in BonGusto aus?

Wie im FreeTV werden wir uns auch in PayTV ausschließlich Themen widmen, die für unsere Zuschauer relevant sind. Allerdings können wir im PayTV noch spezieller werden und noch tiefer in die Themen einsteigen. Wir setzen mit BonGusto auf detaillierte und hochwertige Special-Interest-Inhalte.
 
 
 
 
 
Kommen wir nochmal zurück zu tv.gusto. Der fünfte Geburtstag steht bevor. Haben Sie nicht inzwischen alles gekocht, was man kochen kann und alles gebacken, was man backen kann? Oder tritt jetzt der Spareffekt ein, weil Sie auf Wiederholungen setzen können?

Die Kreativität beim Kochen und Backen ist praktisch unbegrenzt. Es gibt immer wieder neue Themen, Rezepte und Ideen. Gleichzeitig haben wir natürlich den Vorteil, dass man mit vielen Beiträgen in die Wiederholung gehen kann, ohne dass es die Zuschauer übel nehmen. Die Spargelzeit erwischt uns zum Beispiel zuverlässig in jedem Jahr, ebenso wie die Grill-Saison. Daran kann und darf man nicht vorbei. Es wird in jedem Jahr allerdings ein bisschen anders gegrillt und auch beim Spargel gibt es neue Kreationen. Darauf reagieren wir.

Gibt es denn neue Trends beim Thema Kochen und Backen?

Wir sehen gerade einen klaren Trend zur Nische, zu Spezialthemen. tv.gusto hat zum Beispiel gerade zwei Reportagen über die kambodschanische Küche produziert, inklusive eines sehr erfolgreichen Kochbuchs. Daran kann man sehen, wie weit man es mit der Nische treiben kann (lacht). Immer mehr Zuschauer wissen immer mehr über kulinarische Themen. Sie wollen Neues – und das gibt es im Speziellen. Außerdem ist das Thema Kochen schon längst nicht mehr nur ein Frauenthema. Auch Männer stehen am Herd. Die Zielgruppe ist viel breiter geworden. Selbst für Jugendliche ist es inzwischen attraktiv, Freunde am Wochenende zum gemeinsamen Kochen einzuladen. In meiner Jugend wäre eine solche Einladung der sichere Weg ins soziale Aus gewesen. Heute ist das anders.

Aber ist Kochen mit Jamie Oliver nicht hipper und das „Perfekte Dinner“ netter anzuschauen?


Wir profitieren von dem, was die anderen tun. Appetit holen können sich die Zuschauer gerne bei VOX, aber gegessen wird bei tv.gusto. Formate wie "Das perfekte Dinner" oder damals "Das Kochduell" haben viel für uns getan, weil sie die Zuschauer zum Kochen gebracht haben. Es hat sich auch durch Köche wie Jamie Oliver viel verändert, der dem Ganzen den Nimbus genommen hat, dass es unglaublich schwierig sei, zu kochen. Wir hingegen holen die Zuschauer mit Nutzwert-Themen bei den Vollprogramm-Sendern ab und geben ihnen die Rezepte und Informationen, die sie brauchen. Das kann ein großer Sender wie VOX gar nicht leisten, weil er Unterhaltung liefern muss, um erfolgreich zu sein.