Wenn Udo Reiter, der den MDR seit seiner Gründung führt, noch im Herbst seinen Intendanten-Posten abgibt, dann hinterlässt er seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin ein von Skandalen geplagtes Haus. Der Betrugsskandal beim Kinderkanal, für den der MDR federführend verantwortlich ist, ist noch gar nicht verdaut, da erschüttern fortlaufend neue Verdachtsmomente in der Affäre um den suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht den Sender.

Am Wochenende legte nun der "Spiegel" nach. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins zufolge gehen die internen Ermittler des MDR derzeit Hinweisen nach, wonach Schwarzgelder an die Stars des Senders, der insbesondere im Volksmusikbereich unterwegs ist, geflossen sein sollen. Wie belastbar diese Hinweise sind, bleibt aber abzuwarten - denn ein anderer Verdacht, Foht sei wegen seiner angeblichen Stasi-Vergangenheit erpresst worden, erwies sich wohl als nicht haltbar. Dokumente, die Foht belasteten, hätten sich als gefälscht herausgestellt. So scheint es also, als betriebe auch noch jemand ein Intrigenspiel im Hintergrund.

 

 

Die Affäre um Udo Foht hat zudem längst auch die Senderspitze erreicht. Schon die "Super Illu" berichtete vor wenigen Tagen, dass Intendant Udo Reiter und Fernsehdirektor Wolfgang Vietze vom seltsamen Finanzgebahren ihres Unterhaltungschef Kenntnis gehabt haben sollen. Auch der "Spiegel" schreibt nun, dass mehrere Produzenten bereits 2009 in Schreiben an Reiter und Vietze ausstehende Zahlungen angemahnt hatten, die Probleme also hätten bekannt sein müssen. Auch davon, dass Udo Foht, der das Fernsehballett mehrfach für MDR-Sendungen engagierte, gleichzeitig einen Beratervertrag über 600 Euro monatlich dort hatte, habe Reiter gewusst.

"Dass er Geld brauchte, wussten wir seit vier, fünf Jahren", zitiert der "Spiegel" Knut Vietze, den Bruder des Noch-Fernsehdirektors, früheren Herstellungsleiter des Senders und zuletzt Geschäftsführer des MDR-Fernsehballetts. Mehrmals habe er Foht privat Geld geliehen. Auch Friedhelm Acksteiner, Mitgesellschafter des TV-Balletts, habe Foht mehrfach um Geld gebeten, was dieser aber ablehnte. Die Finanzprobleme Fohts resultierten dem "Spiegel" zufolge daraus, dass er die Miete einer Wohnung in Leipzig nicht regelmäßig zahlte, weshalb Teile seines Gehalts gepfändet worden seien, worunter die Kreditwürdigkeit Fohts gelitten habe.

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Doch als sei all das nicht genug, gerät nun auch noch die MDR-Justitiarin Karola Wille, die auch als Anwärterin auf die Nachfolge für Udo Reiter auf dem Intendantenposten gilt, in die Schusslinie. Der "Spiegel" hat eine alter Dissertation aus dem Jahr 1985 ausgegraben, die Wille an der Universität Jena verfasst hatte. In der habe sie dem Sozialismus "gehuldigt", schreibt das Blatt. Um "die historische Mission der Arbeiterklasse" zu verwirklichen, seien besondere Anstrengungen und Bündnisse notwendig, schreibt Wille demnach. Nur so könne man die "Vorzüge des Sozialismus auch im internationalen Rahmen umfassend zur Geltung bringen". Nach der Wiedervereinigung hatte sie einen zweiten Abschluss der Rechtswissenschaft gemacht, wodurch die erste Dissertation in den Hintergrund trat.