In einem vorsichtig experimentellen Markt, in dem vom abgestürzten Sat.1 bis zu RTL, dem schwächelnden Marktführer beim jungen Publikum, alle nach Jahren der Wiederholung bekannter Formate und Rezepte gezwungenermaßen auf der Suche nach neuen Programm-Hits sind, liegen die Innovationen nicht weit auseinander. Das ganz große Risiko will niemand eingehen - stattdessen steht die Weiterentwicklung oder Neuauflage bekannter Ideen im Mittelpunkt. Bei beinahe gleicher Taktik aller Marktteilnehmer verwundert es dann nicht, dass man derzeit unter den großen deutschen Sendern einen harten Kampf um Formatrechte und Erstbesetzungen neuer Genres oder eher Genre-Nischen erlebt.

Der außerordentliche Erfolg von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" beschert uns beispielsweise eine Vielzahl neuer Promi-Formate. Da überschlagen sich die Sender aktuell mit Formatideen. Egal ob Promis im sportlichen Wettkampf ("Pool Champions"), Promi-Versionen erfolgreicher Dokusoap-Formate ("Promi-Frauentausch") oder Promis unter mehr oder weniger realen Extremsituationen - wir erleben in den kommenden Monaten eine ganze Schwemme solcher Formate. Nie war mehr Reality TV als jetzt. Dazu passt, dass nicht nur RTL mit mehr oder doch eher weniger bekannten Damen in Afrika dreht. Auch ProSieben schickt Reality Queens in die Wildnis. Arbeitstitel nach DWDL.de-Informationen: "Reality Queens am Kilimandscharo".

Den Titel der Sendung will ProSieben nicht bestätigen und sich auch nicht zu möglichen Kandidatinnen äußern. Nur so viel bestätigt ProSieben-Sprecher Christoph Körfer auf DWDL.de-Anfrage: "ProSieben hat die Lizenz des holländischen Erfolgsprogramms 'Reality-Queens in the Jungle' gekauft. Wir werden mit dem Programm im Sommer on Air sein." Das Format stammt aus der TV-Schmiede von Eyeworks, deren deutsche Tochterfirma derzeit gut im Geschäft ist. An dem Original-Format war nach DWDL.de-Informationen auch RTL interessiert. Der Zuschlag ging jedoch an ProSiebenSat.1. Über die eigene Produktionstochter UFA Entertainment hat RTL daraufhin ein ähnliches Format wiederbelebt. In "Outback" waren schon einmal (2002) Promis in der Wüste unterwegs. Unter Federführung von Producer Uwe Schlindwein, ehemals "Mr. Dschungelcamp", wurde die alte Pearson-Programmidee aufpoliert und bereits medienwirksam mit "Bild"-Reportern vor Ort produziert.

Wer wem letztlich mit der Ausstrahlung der Afrika-Abenteuer der C-Promis zuvor kommen wird, bleibt spannend. Es wäre in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass sich Kölner und Unterföhringer einen Wettlauf um den früheren Sendetermin liefern. Anfang des Jahres vermeldete ProSiebenSat.1 den Erwerb des schwedischen TV-Formats "Stalkers" - für eine Adaption in Sat.1. Kurz darauf kündigte RTL auch ein Stalking-Format an und wollte es noch vor Sat.1 auf den Bildschirm bringen. Mit einer kurzfristigen Programmänderung, die an alte Zeiten der erbitterten Um- und Gegenprogramming zwischen RTL und Sat.1 erinnerte, zog Sat.1 eine als Preview-Folge gelabelte erste Sendung jedoch kurzerhand auf den Abend vor der Premiere der RTL-Sendung vor. Fernsehen 2013 - ein nervöser Markt.