850.000 Euro soll ein neuer Vertrag dem Grimme-Institut eine neue Vereinbarung mit der aus Geldern des Rundfunkbeitrags finanzierten nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien künftig jährlich garantieren, darunter 400.000 Euro für die Ausrichtung von Grimme-Preis und Grimme Online Award und weitere 450.000 Euro für "Projekte der Medienbildung". Doch scharfe Kritik hatte sich am Passus entzündet, der vorsah, dass die LfM im Gegenzug nicht nur mit zwei Vertretern in den Beirat des Institutes einziehen wird, sondern auch das Recht erhält, zwei Mitglieder für die Grimme-Jurys vorzuschlagen. Ein Anschlag auf die Unabhängigkeit der Jury, schlugen Kritiker Alarm, auch wenn man bei der LfM betonte, beim Grimme-Preis keine Eigeninteressen zu verfolgen.

Angesichts dieser Diskussion hatte kürzlich bereits die Medienkommission der LfM dem geplanten Vertrag nicht einfach abgenickt. Stattdessen sagte LfM-Chef Brautmeier, das Papier solle zunächst in den zuständigen Gremien erörtert werden, ehe es zu einer Abstimmung kommt. Nun hat der Aufsichtrat des Grimme-Instituts dem Vertrag in der vorliegenden Form tatsächlich kein grünes Licht erteilt. Stattdessen soll die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts Frauke Gerlach nun nachverhandeln und die Vereinbarung "weiterentwickeln", wie es in dem Beschluss heißt.

Wörtlich lautet der Beschluss: "Der Aufsichtsrat begrüßt den eingeschlagenen Weg, über eine Rahmenvereinbarung die Zusammenarbeit zwischen Grimme-Institut und Landesanstalt für Medien NRW auf planungssicherer Basis verlässlich zu verstetigen und zu intensivieren. Bei der künftigen Zusammenarbeit ist selbstverständlich jede Einflussnahme auf die Preisfindung ausgeschlossen. Die Unabhängigkeit von Nominierungskommissionen und Jurys bleibt unangetastet. Dies hat die Landesanstalt für Medien NRW auch bekräftigt. In diesem Sinne wird die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts beauftragt, in Verhandlungen mit der Landesanstalt für Medien NRW einzutreten, um den vorliegenden Vertragsentwurf mit Abstand zum Preisgeschehen weiterzuentwickeln."

Bislang hatte es den Anschein, als habe man den Vertrag bewusst an der neuen Grimme-Chefin vorbei beschließen wollen. Gerlach war in der Vergangenheit Vorsitzende der Medienkommission, die eine solche Vereinbarung der LfM genehmigen muss. Die Abstimmung über den Vertrag, der von ihrem Vorgänger Uwe Kammann und ihrem einstigen Konkurrenten um den Posten des LfM-Direktors Jürgen Brautmeier ausgehandelt worden war, war für einen Zeitpunkt geplant, zu dem sie schon nicht mehr den Vorsitz der Medienkommission inne und gleichzeitig noch nicht die Führung des Grimme-Instituts übernommen hatte.