Nur selten produzierte Servus TV seit seinem Sendestart vor sieben Jahren für große Schlagzeilen, doch mit der überraschenden Ankündigung, den Sendebetrieb einstellen zu wollen, sorgte Red Bull am Dienstag für großes Aufsehen. Noch überraschender kommt nun allerdings die Wende: Am späten Mittwochnachmittag ließ Red Bull verlauten, den Sender doch fortführen und die Kündigung von mehr als 260 Mitarbeitern zurücknehmen zu wollen. Dadurch wird immer deutlicher, wie kurzfristig Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seine Entscheidung am Tag zuvor getroffen haben muss. Noch am Dienstag hatte er sich lautstark darüber geärgert, dass einige Mitarbeiter von Servus TV über die Gründung eines Betriebsrats nachdachten.

Einen Tag später versammelten sich die Verantwortlichen von Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Red Bull zu einem Krisentreffen - mit gutem Ausgang für die Beschäftigten. "Basierend auf gegenseitiger Akzeptanz und Respekt sowie dem Verständnis der jeweiligen Positionen und Standpunkte kam es zu einem konstruktiven Gespräch betreffend Servus TV", teilte Red Bull mit. Dass es nun doch weitergeht, hängt wohl nicht zuletzt damit zusammen, dass es nach dem Willen der Belegschaft keinen Betriebsrat geben wird. "Nicht überraschend für einen Betrieb, der für seine hohen sozialen Standards bekannt ist, lehnt die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter einen Betriebsrat ab", heißt es in der Pressemitteilung des Senders lapidar.

Im Gespräch mit AK und ÖGB seien diese Haltung der Belegschaft respektiert und damit bestehende Vorbehalte beseitigt worden. Kein Wunder angesichts von über 260 kurzerhand ausgesprochenen Kündigungen, die nun zurückgenommen werden. Red Bull spricht in diesem Zusammenhang übrigens von der "Fortsetzung der partei-politischen unabhängigen Linie", die von allen Beteiligten begrüßt werde. Die Umstände, die zum Erhalt des Sendebetriebs führten, werden allerdings durchaus kritisch gesehen. "So kann man das gesetzliche Recht einer Belegschaft auf einen Betriebsrat natürlich auch aushebeln", twitterte etwa der ORF-Journalist Armin Wolf.

"Wirtschaftlich untragbar" - na und?

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hatte noch am Dienstag zu Protokoll gegeben, dass eine Betriebsratsgründung die Werte des Senders "insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens - anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer - nachhaltig beschädigt" hätten. "Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident", sagte Mateschitz den "Salzburger Nachrichten".

Mit der "aktuellen Situation" spielte der milliardenschwere Unternehmer auf die schwierige finanzielle Lage des Kleinstsenders an, immerhin ist Jahr für Jahr ein nahezu dreistelliger Millionenbetrag in Servus TV investiert worden. Eine wirklich positive Entwicklung sei nicht zu erwarten, hatte Red Bull am Dienstag erklärt und durchaus verständliche Gründe für die zunächst geplante Einstellung genannt: "Der Sender ist daher für unser Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden. Wir haben uns der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus TV einzustellen."

Eine Frage bleibt daher nach der Rolle rückwärts: Will Servus TV der erwähnten Sorgfaltspflicht ab sofort also nicht mehr nachkommen? "Die Verantwortlichen glauben, dass sie dadurch eine gute Basis und Strategie gefunden haben, um die jeweiligen Ziele - die überwiegend gemeinsame und im Weiteren ähnliche Ziele sind - zu erreichen", erklärte das Unternehmen jetzt, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Dass der Sender nun plötzlich profitabel agieren wird, ist jedoch kaum anzunehmen. Nicht minder kurios erscheint auch eine weitere Aussage vom Dienstag, wonach man sich mit Blick auf die Veränderungen am globalen Medienmarkt in der Entscheidung, Servus TV einzustellen, bestärkt sieht, "weil digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen". Nun drängt Servus TV also gewissermaßen zurück, noch bevor der Sender überhaupt eingestellt wurde. 

Es ist ein kurioses Hin und Her, über das sich nicht zuletzt die Mitarbeiter freuen können, auch wenn ein äußerst fader Beigeschmack bleibt. Die angesprochenen Probleme des Senders aber bleiben weiter bestehen. Auch in Zukunft wird Servus TV abhängig sein von der Tagesform seines Mäzen.

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