Versteckte Kamera meets Gameshow: So lässt sich "Risky Quiz", die deutsche Adaption des US-Formats "Seperation Anxiety", vielleicht in Kurzform beschreiben. Charmant wird es jedoch erst in den Details. Ein Kandidaten-Paar glaubt an einer Internet-Gameshow von und mit Aurel Mertz teilzunehmen. Die vermeintliche Webvideo-Produktion hört auf den Namen "Die 'Was Du nicht weißt, macht Dich nicht reich'-Show" und ermöglicht dem ahnungslosen Kandidaten-Paar in Billig-Kulisse den Gewinn von 2.500 Euro.

Doch noch vor Spielbeginn wird das Paar getrennt. Der Vorwand: Ein späteres Kandidaten-Paar sei ärgerlicherweise abgesprungen, dafür könnten Tobias und Saskia nun getrennt um jeweils 2.500 Euro spielen. Saskia wird also backstage geführt. Sie könne im Aufenthaltsraum warten bis sie dran ist. Doch dort öffnet sich plötzlich zu ihrer sichtbaren Verblüffung eine provisorische Wand und Saskia befindet sich bei Jeannine Michaelsen im großen "Risky Quiz"-Studio samt tosendem Publikum.



Was sie erfährt, nicht aber ihr völlig ahnungsloser Freund drüben im kleinen Webvideo-Studio von Aurel Mertz: Die von ihm am Ende erspielte Gewinnsumme wird verzehnfacht. An der Seite von Jeannine Michaelsen ist es Saskias Aufgabe in jeder Spielrunde aus zwei Fragen jene auszuwählen, die ihr Freund Tobias am ehesten beantworten kann. In "Schillerstraßen"-Manier wird das Spielprinzip um ein bisschen Quatsch ergänzt. Michaelsen gibt Mertz Anweisungen, die nur er hören kann. Sich affektiert die Augenbrauen glätten, ein Rad schlagen oder mit Sprachfehler sprechen - in diesen Momenten wird es mitunter albern.

Mal muss man lachen, mal sich allerdings auch fragen: Ist das nicht zu albern als dass Tobias nicht merken müsste, dass hier irgendetwas faul ist? Ein bisschen schade an der neuen ProSieben-Sendung ist, dass sich "Risky Quiz" nicht entscheiden kann ob es eine Comedyshow mit versteckter Kamera oder eine Gameshow sein will, für die aber jede Spannung fehlt. Wirklich ärgerlich, weil man das Format aufgrund der schrägen Idee so gerne mögen würde.

Erst eine Sonderrunde - der "Paarcheck" - wirkt später in der Sendung wieder ausgewogener und zeigt, wovon die Show gut mehr vertragen könnte: Im großen Studio will Jeannine Michaelsen von Saskia wissen, was ihr Freund Tobias im kleinen Studio wohl antworten würde, wenn er von Aurel Mertz beiläufig gefragt wird, ob er lieber mal mit Katy Perry oder Angela Merkel essen gehen würde. Hier wie auch im Rest der Show gibt Jeannine Michaelsen eine überzeugende Figur ab: Wie in bislang keiner ProSieben-Show zuvor, darf sie hier Gastgeberin sein und mehr als nur funktionieren.

Die richtige Antwort beschert dem Paar einen zusätzlichen Sachpreis mit ganz persönlichem Wert. Im Falle der ersten Show: Eine Reise nach Asien zur Oma von Saskia, die Tobias noch nie kennengelernt hat. Das ist in der Tat eine schöne Idee. Wer das aber nicht begriffen hat, wie verdammt nochmal bewegend das ist, wird für wenige Sekunden von ziemlich penetrant rührseliger Musik davon überzeugt. Wenig später beendet Tobias dann drüben bei Aurel Mertz in der vermeintlichen Internet-Gameshow das Spiel und will mit 500 Euro nach Hause.

Er hat Feierabend und wird für eine Erfrischung in den präparierten Aufenthaltsraum geschickt. Einmal mehr erleben wir den eigentlichen Gag der Show: Der Moment der Überraschung, wenn die Wand sich öffnet und das große Studio zum Vorschein kommt. Ungläubig und noch Brötchen kauend gesellt sich Tobias an die Seite seiner Freundin - und erfährt erst dann, dass er die ganze Zeit beobachtet wurde, seine Freundin die Fragen ausgesucht hat und sie beim Paarcheck eine Reise gewonnen haben. Und natürlich die Verzehnfachung der Gewinnsumme.

Fünf Folgen von "Risky Quiz" gibt es. Eine Fortsetzung in exakt gleicher Form wird ohnehin schwierig, wo nun der Gag des Ganzen verraten ist. Was also kann ProSieben mitnehmen aus dieser Produktion von UFA Show & Factual, die man vielleicht am Besten als Rohdiamant, der besser nochmal geschliffen worden wäre, beschreiben kann? Die Erkenntnis der Show: Jeannine Michaelsen tut es sehr gut, hier mal mit mehr Freiheiten agieren zu können. Das Miteinander mit Kandidatin Saskia funktionierte gut.

Auch Aurel Mertz profitiert vom "Risky Quiz" - aber in genau umgekehrter Art und Weise. Während er bei seiner eigenen LateNight-Show "Boomarama" auf Tele 5 alle Freiheiten genießt, funktioniert er hier im Rahmen eines Spielkonzepts und das bekommt ihm besser. "Boomarama" hatte sehr, sehr viel Luft nach oben. "Risky Quiz" kann (und muss) also nicht unbedingt fortgesetzt werden, aber in personeller Hinsicht war es für einige Erkenntnisse gut, die letztlich zwei TV-Karrieren helfen könnten.