Erst haben "Tagesschau" und "Tagesthemen" nicht über einen Mordfall in Freiburg berichtet, dann gab es auch keinen Bericht über die Festnahme des mutmaßlichen Täters - einen 17-jährigen Flüchtling. Das brachte der ARD ziemlich viel Kritik ein, schnell war in den sozialen Netzwerken das Wort "Lügenpresse" zu lesen. Nach der breiten Debatte, andere Medien hatten über den Fall berichtet und das auch begründet, gab es doch noch einen Bericht in den "Tagesthemen" zu sehen. Der Fall habe eine politische Dimension erreicht und daher berichte man darüber, erklärte Ingo Zamperoni (DWDL.de berichtete).


Nun hat die "Tagesschau" am Dienstag über zwei Vergewaltigungen in Bochum berichtet - auch diese sollen von einem Flüchtling begangen worden sein. Ein irakischer Asylbewerber wurde bereits festgenommen. "Nun wird man uns vorhalten, wir hätten binnen 72 Stunden unsere Standards verschoben", schreibt ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke im Blog der "Tagesschau". Eigentlich berichtet die Nachrichtensendung nicht über lokale Verbrechen, in diesem Fall hat man sich aber anders entschieden. Auch wegen der breiten Diskussion rund um den Freiburger Fall.

Gniffke weiter: "Nicht unsere Standards haben sich verändert, aber die Realität hat sich verändert." Es gebe inzwischen eine "intensive gesellschaftliche und politische Debatte, an der sich die Kanzlerin, der Vizekanzler, zahlreiche Bürger und verschiedene Organisationen" beteiligt hätten. Daher habe man beide Fälle doch noch thematisiert. Man halte weiterhin an seinen Prinzipien und Qualitätsstandards fest, schreibt Gniffke. "Aber aus Qualitätsstandards dürfen nicht Sturheit oder Blindheit für Entwicklungen werden." Wenn sich die gesellschaftliche Realität verändere, müsse man darauf reagieren.

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