Wie absurd kann eigentlich eine Preisverleihung sein? Schon der kurze Auftritt des falschen Ryan Gosling bei der Goldenen Kamera ließ erahnen, dass im Vorfeld der Preisverleihung so einiges falsch gelaufen sein muss. Den endgültigen Beweis dafür lieferten nun allerdings Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf in ihrer ProSieben-Show "Circus HalliGalli", die am Dienstagabend nahezu komplett im Zeichen von "Gosling-Gate" stand. In einem langen, mit Herzblut entstandenen Einspielfilm, der trotz des bekannten Endes zeitweise spannend wie ein Krimi daherkam, erklärten die beiden Moderatoren in aller Ausführlichkeit, wie ein Münchner Koch namens Ludwig Lehner plötzlich live im ZDF die von der Funke-Mediengruppe verliehene Goldene Kamera entgegennehmen konnte.

Dass das Team von "Circus Halligalli" vor rund sechs Wochen die fiktive Künstleragentur "Conrad Hertz & Gravemann" - man achte auf die Initialen - erfand, war ja schon bekannt. Nicht aber, dass zwischen dem Verschicken einer Promo-Mail und der ersten Reaktion der Veranstalter der Goldenen Kamera augenscheinlich keine zwei Minuten vergingen. Schnell macht der Einspielfilm deutlich, dass nicht nur die Sicherheitsmaßnahmen am Abend der Preisverleihung versagt haben - um den begehrten Hollywood-Star in die Show zu bekommen, ließ sich die Redaktion im Vorfeld offenkundig auf jeden noch so absurden Deal ein. Selbst die Erfindung einer bis dato nicht existenten Kategorie war plötzlich möglich.

"Wenn Ryan Gosling keine Goldene Kamera bekommt, bekommt die Goldene Kamera keinen Ryan Gosling", lautete die unmissverständliche Ansage der "Halligalli"-Mannschaft, die schließlich noch weitere Wünsche hatte: So sollte es keinen Auftritt von Gosling auf dem Roten Teppich geben, keinen Platz in der ersten Reihe und auch kein Briefing durch den Moderator - ja noch nicht mal ein Trailer oder Tweet im Vorfeld wurde der Goldenen Kamera im Vorfeld gestattet. Heufer-Umlauf selbst sprach vom "frechsten Anforderugskatalog, den jemals ein Star in Deutschland an eine TV-Show gestellt hat" und sagte: "Wir waren uns sicher, dass wir den Bogen überspannt hatten."

Die Rechnung hatten er und seine Mitstreiter jedoch ohne die Verantwortlichen der Goldenen Kamera gemacht, die sich auf sämtliche Forderungen einließen und mit dieser erstaunlichen Blauäugigkeit dafür sorgten, dass der absurde Plan von "Circus HalliGalli" am vorigen Wochenende allen Ernstes in die Tat umgesetzt werden konnte. Nicht minder kurios mutet auch der Blick hinter die Kulissen an, von dem sich die Zuschauer am Dienstagabend auch deshalb einen Eindruck verschaffen konnten, weil sich die Veranstalter nicht mal über das Kamerateam wunderten, das den falschen Ryan Gosling mitsamt eines großen Mitarbeiterstabes filmte.


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"Es hat sich niemand getraut, zu ihm zu gehen und ihn anzusprechen, weil alle abgeschreckt waren durch diese Riesen-Entourage", hieß es zur Erklärung, weshalb keiner der Verantwortlichen den Mann mit dicker Jacke und Kapuze kontrollierte. Selbst Thomas Hermanns, der am Samstag als Creative Director bei der Goldenen Kamera im Einsatz war, würdigte den vermeintlichen Star kurz vor dessen Auftritt keines Blickes - und auch ein letzter Mitarbeiter, der dem Double hinter der Bühne sagt, wohin er zu laufen hat, konnte den Eklat nicht mehr verhindern.

Was folgte, war ein denkwürdiger Auftritt vor zahlreichen Prominenten im Saal und mehr als drei Millionen Zuschauern vor dem Fernseher, an den sich kurz darauf eine schnelle Flucht anschloss. Mitsamt der Goldenen Kamera, die Ludwig Lehner auch jetzt, drei Tage später, bei "Circus HalliGalli" noch in den Händen hielt. Kurz vor seinem Auftritt habe er sich gefragt: "Was machst du da für eine Scheiße?", räumte der Mann, der den falschen Gosling mimte, in der Sendung ein. Und auch wenn die beiden Moderatoren versicherten, dass alles nur ein Spaß gewesen sei, so haben Heufer-Umlauf und Winterscheidt zusammen mit dem Team ihrer Show recht eindrucksvoll unter Beweis gestellt, mit welcher Beliebigkeit Hollywood-Stars eine Goldene Kamera überreicht bekommen.

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