Die am Donnerstag beschlossene Reform des Telemedienauftrags ist bei der Filmbranche auf wenig Gegenliebe gestoßen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung äußerten die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, der Bundesverband Regie, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft und der Verband Deutscher Drehbuchautoren massive Kritik. Der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz gehe zulasten der audiovisuellen Kultur- und Kreativwirtschaft. "Wir sind fassungslos, dass die Politik die Bedenken der audiovisuellen Kultur- und Kreativwirtschaft komplett ignoriert und bis auf das Verbot der Presseähnlichkeit ausschließlich Interessen der Sendeanstalten bedient hat", sagte Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft.

Dabei stehe die Filmbranche vor der gleichen Herausforderung wie die freie Presse. "Nur wenn sich Inhalte über eine digitale Auswertung refinanzieren lassen, können wir eine vielfältige und kreative Medienlandschaft garantieren." Die Organisationen stören sich vor allem an den deutlich ausgeweiteten Verweildauern von Filmen und Serien im Netz sowie an der Möglichkeit, auch Kaufproduktionen - etwa europäische Filme und Serien - in die Mediatheken einzustellen. "Deutsche und europäische Produktionen werden damit einer ungleichen Wettbewerbssituation ausgesetzt", so Holighaus. "Die Ausweitung der Mediatheken verbaut der mittelständischen Filmwirtschaft regelrecht den Zugang zum Online-Markt."

Für Dokumentarfilmer werde das zu einem geradezu existenziellen Problem. "Die meisten dokumentarischen Sendungen im deutschen Fernsehen werden von den Sendern nur zum Teil bezahlt. Der Beschluss verbaut uns die Möglichkeit, das Geld, das wir selbst in die Projekte stecken, jemals zurück zu bekommen“, so Thomas Frickel, Vorsitzender der AG Dokumentarfilm. Kritik äußerte auch Stephan Wagner, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Regie: "Wenn es weiterhin kreative Inhalte geben soll, kann sich ab sofort kein Urheber mehr auf Vereinbarungen einlassen, die das unbegrenzte Verweilen seiner Werke in den Mediatheken nicht angemessen vergüten", sagte Wagner. Wir werden diesem Paradigmenwechsel in den Verhandlungen über Gemeinsame Vergütungsregeln mit den Sendern nochmals radikal begegnen.“

Beim Privatsender-Verband Vaunet wird nicht zuletzt den auf den Belangen der Verlage liegenden Fokus kritisiert. "Grundsätzlich zeigt die heutige Einigung, dass bei einer Beteiligung der betroffenen privaten Marktpartner tragfähige Lösungen für gegensätzliche Interessen erzielt werden können. Aber der von den öffentlich-rechtlichen Angeboten betroffene Medienmarkt besteht nicht nur aus den Angeboten der Verlage", mahnte der Vaunet-Vorstandsvorsitzende Hans Demmel. Die Liberalisierung des Telemedienauftrags sehe man "sehr kritisch, da er weitreichende Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation seiner Mitgliedsunternehmen hat".

Demmel: "Wir werden uns angesichts der heutigen Ergebnisse daher intensiv mit der die Frage beschäftigen, ob dieser Vorschlag auch europarechtlich trägt. Für die weitere Gestaltung der dualen Medienordnung unter anderem mit Reform des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fordert der Vaunet eine Strukturkommission unter Beteiligung aller Marktteilnehmer, auch der privaten Rundfunkanbieter. Nur wenn die private Seite an den Tisch geholt wird, lässt sich das Gleichgewicht im dualen System erhalten."

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