Seit knapp einem Monat hat der ORF einen Teil seiner Mitarbeiter isoliert, um den Sendebetrieb zu gewährleisten - Schichtwechsel inklusive. Diese Mitarbeiter, an verschiedenen Standorten in Isolation geschickt, übernachten auch an ihrem Arbeitsplatz. Nun hat der ORF das Ende der Isolation angekündigt, die entsprechenden Bereiche werden am 30. April geschlossen, sollen allerdings auf stand by bleiben, um notfalls wieder schnell in Betrieb gehen zu können. Ab dem 1. Mai soll es im ORF "strenge Vorsichtsmaßnahmen" geben, um den Sendebetrieb auch künftig zu gewährleisten. In Österreich laufen die geltenden Ausgangsbeschränkungen zum 1. Mai aus.

Alexander Wrabetz, ORF© ORF/Thomas Ramstorfer
Den ORF plagen wegen Corona aber weiterhin große Probleme. So ist inzwischen mit einem großen Minus bei den Gebühreneinnahmen (GIS-Gebühren) zu rechnen. GIS-Geschäftsführer Harald Kräuter sagte jüngst gegenüber dem "Standard", dass er mit einem "erheblichen Anstieg" der Gebührenbefreiungen rechne, die Zahlen würden derzeit schon stark steigen. In Österreich können sich Arbeitslose von den GIS-Gebühren befreien lassen. Am Montag hat ORF-Chef Alexander Wrabetz dem Stiftungsrat zwei Corona-Szenarien vorgelegt. Im optimistischen geht er davon aus, dass der operative Verlust in diesem Jahr bei 28,6 Millionen Euro liegen wird. Im schlimmsten Fall erwartet er 50 Millionen Euro Miese. Eigentlich hatte man für 2020 ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt. In beiden Fällen sinken Werbeeinnahmen und GIS-Erträge deutlich. 

Styria© Styria
Und auch viele Verlage leiden weiter spürbar unter Corona. Das Styria Medienhaus hat nun angekündigt, seine beiden Magazine "Wienerin" und "Diva" bis September zu pausieren. In dieser Zeit wird es keine neuen Ausgaben der Titel geben. Als Grund nannte Styria "viele geschlossenen Vertriebsstellen" und die "schwierige Wirtschaftslage der Werbekunden". Ziel sei es, die Arbeitsplätze zu sichern, so Styria. Bei anderen Titeln, etwa der "Kleinen Zeitung", setzt der Verlag auf Kurzarbeit. 

Verlagsgruppe News, Horst Pirker© VGN/Rudi Froese
Unterdessen hat sich Horst Pirker, Chef der Verlagsgruppe News ("News", "TV-Media"), in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz gewandt und darin viel Kritik an der Krisenarbeit geübt. Er kritisiert, dass sogenannte Qualitätsmedien viel weniger Corona-Hilfen erhalten als Boulevard-Medien (DWDL.de berichtete). "Nur der 'Standard' und der 'Falter' haben aufbegehrt und begehren auf. Und jetzt eben wir. Die Konsequenz, um nicht Strafe zu sagen, wird wohl folgen; wir kennen das", schreibt Pirker. Er, Sebastian Kurz, halte das aus, "solange Sie das Virus, dessen wirtschaftliche Folgen, den ORF, die Dichands und die Fellners in Griff haben". Pirker wirft Kurz damit eine Abhängigkeit von ORF, Dichands ("Kronen Zeitung", "Heute") und Fellners (oe24) vor. Pirker geht sogar so weit und erklärt, Kurz habe "Marktverzerrungen und fatale Ungerechtigkeiten" am österreichischen Medienmarkt durch seine Politik noch vertieft

4Gamechanger© P7S1P4
Sein Digitalfestival 4Gamechangers hat die ProSiebenSat1Puls4-Gruppe wegen Corona absagen müssen, nun hat das Unternehmen den "4Gamechangers Roomservice" eingeführt. Das ist eine Provider-Plattform, mit der man Künstlern eine Möglichkeit geben will, Konzerte und Kabarettprogramme zu streamen und dafür Tickets zu verkaufen, sodass die Einnahmen der Kreativen nicht ganz wegbrechen. Treiber des Projekts ist Infochefin Corinna Milborn gewesen. Auch die Falco Privatstiftung unterstützt die Plattform. Milborn sagt: "Das Corona-Veranstaltungsverbot trifft die Kulturszene ins Mark: Vielen KünstlerInnen, SchriftstellerInnen brechen fast ihre gesamten Einnahmen weg. Ich bin aber davon überzeugt, dass Kulturbegeisterte und Fans auch in dieser Phase bereit sind, Tickets für Aufführungen zu kaufen und die Arbeit der KünstlerInnen damit fair zu bezahlen. Das 4Gamechangers-Team hat deshalb eine Plattform geschaffen, auf der exklusive Live-Auftritte für zahlendes Publikum möglich sind: Fast wie in einem echten Theater."

Hans Bürger© ORF
Eine kleine Posse gab es in der vergangenen Woche um ORF-Innenpolitik-Chef Hans Bürger. Der geriet mit der Autorin Livia Klingl auf Twitter aneinander, weil diese ihm Parteilichkeit vorwarf. Bürger bezeichnete sie daraufhin als "letztklassig" und wurde zudem untergriffig. Der ORF verbannte ihn daraufhin kurzzeitig vom TV-Bildschirm, was selbst der Autorin zu viel Strafe war - Bürger hatte sich kurz nach seinem Tweet entschuldigt und seinen Account gelöscht. Seit Ende der vergangenen Woche ist Bürger wieder als Analytiker in der "ZiB" zu sehen. Apropos "ZiB": Die Haupt-Nachrichtensendung des ORF wird noch bis Anfang Juni auf allen Sendern der ORF-Gruppe durchgeschaltet bleiben, eingeführt wurde die Zusammenschaltung im Zuge der Coronakrise. 

Österreich in Zahlen 

ATV Logo© ATV
Bei ATV haben die beiden Formate "Das Geschäft mit der Liebe" und "Amore unter Palmen" zuletzt neue Rekorde eingefahren. "Das Geschäft mit der Liebe" unterhielt 259.000 Menschen und war damit das erfolgreichste ATV-Format in der vergangenen Woche, die gemessenen 13,8 Prozent sind ein Bestwert für die Sendung. "Amore unter Palmen" holte danach 11,4 Prozent - auch das ist ein Rekord. ATV war damit am vergangenen Mittwoch der stärkste Privatsender - sowohl insgesamt als auch in der Zielgruppe. Für ATV 2 lief es mit 3,4 Prozent Tagesmarktanteil am Mittwoch außerdem so gut wie nie zuvor. 

Promis unter Palmen© Sat.1
Sehr gut läuft es inzwischen übrigens auch für "Promis unter Palmen" in Sat.1 Österreich: Die jüngste Folge, die wegen der diversen Mobbing-Attacken für viel Kritik gesorgt hat, brachte es beim Sender auf 166.000 Zuschauer - nur das "The Voice Kids"-Finale lief in der vergangenen Woche beim Sender noch etwas besser. Der Marktanteil für "Promis unter Palmen" lag in der Zielgruppe bei 8,0 Prozent - das ist deutlich mehr als der Senderschnitt von Sat.1 Österreich. 

Zeit im Bild© ORF/Thomas Ramstorfer
Dass neben Unterhaltungsformaten aber auch weiterhin News sehr gefragt sind, zeigt sich beim Blick auf den ORF. Die fünf meistgesehenen Sendung von ORF 2 hießen in der vergangenen Woche allesamt "Zeit im Bild". Alle Ausgaben der Nachrichtensendung erreichten in der vergangenen Woche mehr als 1,5 Millionen Zuschauer und damit deutlich mehr als zu Normalzeiten. Die Rekordreichweiten aus dem März, als regelmäßig mehr als zwei Millionen Menschen einschalteten, sind inzwischen aber nicht mehr drin. Rechnet man die Zuschauerzahlen der "ZiB" in ORF 1, ORF III und ORF Sport Plus mit hinzu, ist diese Marke aber plötzlich wieder in greifbarer Nähe. 

Was noch zu sagen wäre

 

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