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In der vergangenen Woche hat der ORF bestätigt, in der Corona-Krise auf Kurzarbeit setzen zu wollen (DWDL.de berichtete). Aber auch viele private Medien leiden unter der aktuellen Situation, die Werbeeinnahmen sind bei vielen Verlagen und Sendern eingebrochen. Die Regierung in Wien hat daher nun ein Hilfspaket für private Medien auf den Weg gebracht. Im Fernsehen sieht das so aus: 15 Millionen Euro werden zusätzlich an kommerzielle Privatsender ausgeschüttet, dieser Betrag wird auf die reguläre Förderung in Höhe von 20 Millionen Euro pro Monat aufgeschlagen. Nichtkommerzielle Privatsender sollen zusätzlich zwei Millionen Euro erhalten, um durch die Krise zu kommen. 

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Der Privatsenderverband VÖP begrüßte die Maßnahmen als "einen wichtigen und notwendigen ersten Schritt in die richtige Richtung". VÖP-Vorsitzender Ernst Swoboda stellt aber weitere Forderungen, er sagt: "Was wir jetzt aber noch dringend brauchen, ist Unterstützung bei den Verbreitungskosten, um unsere Angebote auch verlässlich zu den Menschen bringen zu können." VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm ergänzt, die Privatsender würden einen "wichtigen und unverzichtbaren Beitrag" zur Bewältigung der Krise leisten. Man erreiche mehr Menschen als je zuvor, so Drumm.

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Während die Förderung der TV-Sender weitestgehend positiv aufgenommen wurde, haben die Pläne für die Unterstützung von Zeitungen und Zeitschriften teils massive Kritik hervorgerufen. Zum Hintergrund: Österreich ist nach wie vor ein Land mit einer starken Print-Landschaft. Der Boulevard ist im Vergleich zu Deutschland sehr gut aufgestellt, das liegt auch an Gratis-Titeln wie "oe24" und "Heute". Zunächst wollte die Bundesregierung alle Zeitungen, egal ob Kauf- oder Gratis-Titel, mit einer einmaligen Förderung in Höhe von vier Euro pro Druckexemplar unterstützen. Dabei wären aber vor allem die Boulevard-Titel "Krone", "Heute" und "oe24" sehr gut weggekommen und hätten alle mehr als zwei Millionen Euro erhalten, die "Krone" sogar mehr als drei Millionen. Daher hat die Regierung noch einmal nachgebessert und zusätzlich eine Erhöhung der Vertriebsförderung eingeführt, die die Gratis-Zeitungen nicht nutzen können. Pro gedrucktem Exemplar (im Schnitt im Jahr 2019) gibt’s nun nur noch 3,25 Euro, hinzu kommt die Erhöhung der regulären Vertriebsförderung um das Eineinhalbfache.


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"Krone", "Heute" und "oe24" profitieren damit zwar immer noch am meisten vom Rettungsschirm, der Abstand zur Konkurrenz ist aber nicht mehr so groß wie zunächst angenommen. Insgesamt ist der Rettungsschirm für die österreichischen Privatmedien 32 Millionen Euro schwer. Neben den 15 Millionen an die Privatsender gehen rund 12 Millionen an Tageszeitungen und etwa 2,7 Millionen an Wochenzeitungen. Hinzu kommen noch die 2 Millionen für nichtkommerzielle TV-Sender. Von den Hilfen ausgeschlossen sind bislang Fachmedien, einige von ihnen haben daher Appelle an Politik und Medienverbände gerichtet. 

Damit der ORF-Stiftungsrat auch während der Krise handlungsfähig bleiben kann, hat die Regierung nun ein Gesetz auf den Weg gebracht, dass auch eine Tagung per Videokonferenz zulässt. Wie der ORF als ganzes aber durch das laufende Jahr kommen wird, ist noch nicht absehbar. Die Quoten, besonders von ORF 2, steigen zwar stark an, gleichzeitig muss aber auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Werbeeinbußen leben. Das geplante Budget 2020 wird wohl nicht halten, das ist schon jetzt absehbar. "Jetzt schon eine endgültige Prognose für das Restjahr zu treffen ist unmöglich", sagt Thomas Zach, Leiter des dominierenden ÖVP-"Freundeskreises" im Stiftungsrat und gleichzeitig Vorsitzender des Finanzausschusses, gegenüber der Tageszeitung "Die Presse". 

oe24.tv© Mediengruppe Österreich
TV-Moderator Volker Piesczek steht ab sofort in den Diensten von oe24.TV. Piesczek moderierte lange Formate für Puls 4 und ATV und kehrte im vergangenen Jahr nach einer Auszeit bei ATV mit der Gesprächssendung "Volker on Fire" zurück. Bei oe24.TV präsentiert Piesczek ab sofort werktags um 20 Uhr die Abendshow mit allen News des Tages. Geplant sind auch Interviews, Gespräche mit Studiogästen und Live-Schalten zu Reportern. "Ziel unserer Sendung soll es sein, zur Primetime einen möglichst guten Überblick über alle Themen des Tages zu geben. Mit Reportern, Studiogästen, live zugeschalteten Politikern, aber auch mit informativen Beiträgen, die in Magazinform am Abend auch die Hintergründe der News des Tages beleuchten. Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe", sagt der Moderator. Zusätzlich wird Volker Piesczek auf oe24.TV auch ab 18:30 Uhr den "Insider" zum Thema des Tages präsentieren.

Österreich in Zahlen

ORF 2© ORF
Das Coronavirus hatte auch deutliche Auswirkungen auf die Monatsmarktanteile der österreichischen Sender im März. Größter Gewinner war ORF 2, das auf 26,2 Prozent Marktanteil kam - das ist der beste Monatswert für den Sender seit mindestens zehn Jahren. Normalerweise kommt der Sender auf etwa 20 Prozent. Besonders die Informationsprogramme von ORF 2 waren stark nachgefragt, die "Zeit im Bild" erzielte einen Allzeit-Rekord mit weit mehr als zwei Millionen Zuschauern. Zu leiden unter der Stärke hatte unter anderem ORF 1, das im März nur 7,1 Prozent erzielte. Zusammengenommen waren ORF 1 und ORF 2 aber stark wie seit Januar 2019 nicht mehr. Auch bei den 12- bis 49-Jährigen war die Sache eindeutig: Während ORF 1 nur 9,3 Prozent erzielte, lag ORF 2 bei extrem starken 17,4 Prozent. 

Puls 24© ProSiebenSat.1Puls4
Profitiert haben aber auch die beiden Nachrichtensender. Puls 24, das seine technische Reichweite zuletzt immer mehr steigern konnte, kam im März auf 1,0 Prozent Marktanteil bei den 12- bis 49-Jährigen. Gegenüber den ersten beiden Monaten des Jahres entspricht das einer Verdopplung. Insgesamt waren 0,7 Prozent drin. Noch etwas erfolgreicher war sogar oe24.TV, das insgesamt auf 0,9 Prozent kam und in der werberelevanten Zielgruppe 1,3 Prozent erzielte. oe24.TV erzielte damit zum ersten Mal überhaupt mehr als 1,0 Prozent Marktanteil - und lag dann gleich recht deutlich über dieser Marke. Keine Bewegung gab es dagegen bei ntv: Der deutsche Sender erreichte in Österreich 0,7 Prozent Marktanteil im März - das war auch der Jahresschnitt 2019.

ATV / Servus TV / Puls 4Für Puls 4 (5,1 Prozent), ATV (3,8 Prozent) und ServusTV (2,3 Prozent) ging es in der Zielgruppe auf die jeweils schlechtesten Werte des laufenden Jahres. Vor allem Puls 4 kann aber auch damit noch zufrieden sein. Hätte man "The Masked Singer Austria" nicht abbrechen müssen, wäre sicherlich auch noch etwas mehr drin gewesen. Insgesamt lag ServusTV mit 3,3 Prozent erneut vor ATV, das nur 2,9 Prozent erzielte. Puls 4 war in diesem Dreikampf mit 3,5 Prozent Spitzenreiter, nachdem man im Februar noch hinter ServusTV zurückgefallen war. Auch bei den Privaten haben die News-Formate deutlich zugelegt. Die "Servus Nachrichten" erreichten beispielsweise im Schnitt 207.000 Zuschauer - das waren doppelt so viele wie im März 2019. 

The Masked Houseparty© Puls 4
Wegen des plötzlichen Abbruchs von "The Masked Singer" hat Puls 4 am Montagabend übrigens "The Masked Houseparty" ins Programm genommen. Darin sangen einige verkleidete Promis und wurden noch am gleichen Abend "enttarnt". Mit 132.000 Zuschauern lief es zwar nicht so gut wie beim Original, der Marktanteil lag mit 7,0 Prozent dennoch deutlich über dem Senderschnitt. Gut lief es übrigens auch für das Staffelfinale von "DSDS" bei RTL Österreich, das dort 321.000 Menschen unterhielt. 

Sebastian Kurz© Screenshot ORF
In ORF 2 war am Montag die Pressekonferenz der Bundesregierung äußerst gefragt. 889.000 Menschen sahen, wie unter anderem Kanzler Kurz erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Aussicht stellte. Das sorgte am Vormittag für extrem starke 64 Prozent Marktanteil. Sehr gefragt war am letzten Donnerstag auch die Reihe "Am Schauplatz", in der es um die Geschehnisse in Ischgl ging. 1,03 Millionen Menschen schalteten ein - mehr waren es noch nie. 28 Prozent Marktanteil sind ebenfalls ein toller Wert. 

Doch die Zuschauer suchen in diesen Zeiten auch verstärkt nach Unterhaltung. Die "Rosenheim-Cops" kamen in der vergangenen Woche in ORF 2 etwa auf 1,31 Millionen Zuschauer - Rekord. Von den 34 Prozent Marktanteil kann selbst das ZDF nur träumen. In ORF 1 war auch das "Verstehen Sie Spaß?"-Jubiläum am Samstag ein schöner Erfolg: 541.000 Zuschauer sorgten hier für 17 Prozent. "Willkommen Österreich" schaffte es in der vergangenen Woche sogar unter die Top 5 der meistgesehenen Sendungen von ORF 1: 377.000 Menschen schalteten ein, 13 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum wurden gemessen. Für "SOKO Kitzbühel" und "SOKO Donau" lief es zuvor mit 681.000 und 600.000 Zuschauern noch besser. 

Was noch zu sagen wäre...

"Das war physisch echt anstrengend."
Armin Wolf im DWDL.de-Interview über seine Zeit in der ORF-Isolation