Andy Kaltenbrunner © ÖAW Andy Kaltenbrunner
Im Zuge der Verfassungsgerichts-Entscheidung, durch die das Streaming künftig ebenfalls der GIS-Gebühr unterliegt, hat der Medienexperte und Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner nun dem "Standard" ein Interview gegeben. Er sagt darin, dass die Entscheidung für ihn logisch sei. Außerdem macht sich Kaltenbrunner für einen unabhängigen ORF stark, gleichzeitig übt er auch Kritik am Senderverbund. "Dauerschleifen von US-Serienkonserven im TV sind zum Beispiel schwer mit einem öffentlich-rechtlichen Auftrag erklärbar. Neun große Länderstudios, die gar kein echtes Hyperlokal-Programm auf vielen Kanälen machen, brauchen eigentlich einen neuen Auftrag", so der langjährige Journalist. Der gerade erst neu bezogene Newsroom des ORF komme zehn Jahre zu spät und darüber hinaus würden hier die verschiedenen Redaktionen zwar im gleichen Raum sitzen, das Programm würde aber dennoch getrennt nach Kanälen geplant. Positiv erwähnt Kaltenbrunner Funk, das junge Angebot von ARD und ZDF. Dies würde mit einem Jahresetat von rund 44 Millionen Euro drei Viertel der Menschen unter 30 Jahren erreichen. "Der angeblich für Junge konzipierte Sender ORF 1 ist mit viel höherem Budget von solcher Anteilnahme weit entfernt."

FPÖ © FPÖ
Bei den Rechtspopulisten der FPÖ geht es aktuell mal wieder hoch her, Grund dafür sind angeblich interne Intrigen. So scheint Parteichef Herbert Kickl nicht mehr fest im Sattel, weil einige andere in der FPÖ an seinem Stuhl sägen. Im Mittelpunkt der Debatte steht mit Hans-Jörg Jenewein auch ein ehemals Vertrauter Kickls. Dieser hatte vor einigen Tagen einen Suizid-Versuch unternommen - woraufhin die Partei nun einige Medien angegriffen und deren Berichterstattung kritisiert hat. Es sei ein "unglaublicher Niedergang der österreichischen Medien zu beobachten", sagte FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker zuletzt auf einer Pressekonferenz. Hafenecker kritisierte vor allem einzelne Journalisten von "Kronen Zeitung" und "Kurier", die zuerst über den versuchten Suizid Jeneweins berichtet hatten. Sauer stößt dem Mediensprecher vor allem ein "frei erfundener" Abschiedsbrief Jeneweins auf, über den berichtet wurde. Die "Krone", so Hafenecker, sei mittlerweil ein "Werkzeug der Mächtigen", den "Kurier" bezeichnete er als "ÖVP-Postille". Hafenecker weiter: "Ich möchte dezidiert eines sagen: Das ist kein Rundumschlag an die Medien, sondern einige wenige Journalisten haben sich an der Hetzjagd beteiligt."

Über die unklare Zukunft von ORF.at haben wir in der vergangenen Woche berichtet. Die Neos wollen die reichweitenstärkste News-Seite des Landes bekanntlich komplett zusperren, Medienexperten haben nur vor einem solchen Schritt gewarnt. "Die 'blaue Seite' von orf.at abzuschaffen, ist eine sehr schlechte Idee", sagt Josef Trappel, Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg, gegenüber der APA. Zu einem ähnlichen Schluss kommen weitere Expertinnen und Experten. Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner sagt, die Seite sei der "erste nationale Nachrichtenanker" und "eine wichtige Ausgangsbasis, um im Web möglichst faktentreu, journalistisch und ideologisch unabhängig zu erfahren, worüber wir streiten". Fritz Hausjell, stellvertretender Vorstand des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien, sagt, es würde der privaten Konkurrenz nicht helfen, wenn ORF.at im Textbereich "teilkastriert" werden würde - ähnlich argumentiert auch ORF-Chef Roland Weißmann. "Dass die 'blaue Seite' [ORF.at, Anm.] von den Bürgerinnen und Bürgern breiter genutzt wird als andere journalistische Onlineangebote, ist kein Zufall. Die meisten Verleger setzen weniger auf die Entwicklung von Kreativität des eigenen Onlinejournalismus, sondern bemühten sich laufend via Lobbying beim Gesetzgeber und der Aufsicht um die Eindämmung der orf.at-Onlinejournalistik", so Hausjell.

Österreich in Zahlen

ServusTV © ServusTV
Die reichweitenstärkste Sendung im Privatfernsehen lief in der vergangenen Woche bei ServusTV und war eine Fußball-Übertragung. Der Supercup zwischen Eintracht Frankfurt und Real Madrid erreichte 215.000 (Halbzeit eins) bzw. 237.000 (Halbzeit zwei) Zuschauerinnen und Zuschauer. Mit 10,6 Prozent beim Gesamtpublikum und 8,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen konnte das Match den Senderschnitt von ServusTV deutlich übertreffen. 

ORF 1 © ORF
Gute Quoten mit Fußball erzielte auch ORF 1, das den 2:0-Sieg von Rapid Wien gegen Neftchi Baku übertrug. Die Wiener stehen damit nun in den Playoffs der UEFA Conference League. Mit 14 Prozent Marktanteil in Halbzeit eins und 19 Prozent während den zweiten 45 Minuten kann man beim Sender sehr zufrieden sein. Die durchschnittliche Reichweite stieg von zu Beginn 308.000 auf später 432.000. Weil das Match in der regulären Spielzeit noch nicht entschieden war, ging es in die Verlängerung - und die kam auf eine Reichweite in Höhe von 470.000, das ließ den Marktanteil auf starke 25 Prozent steigen. Der zweite Teil der Verlängerung lag dann sogar bei 27 Prozent. Mehr Zuschauende als das Spiel hatte in der vergangenen Woche in ORF 1 nur die Komödie "Kaiserschmarrndrama", die von 568.000 Menschen gesehen wurde. 

ORF Sommergespräche 2022 © ORF/Thomas Ramstorfer
In ORF 2 ist am vergangenen Montag derweil die zweite Ausgabe der "Sommergespräche" zu sehen gewesen, zu Gast bei Tobias Pötzelsberger und Julia Schmuck war dieses Mal Grünen-Chef und Vizekanzler Werner Kogler. Die Reichweite der Sendung lag bei 629.000, im Vergleich zum Auftakt der Interview-Reihe von vor einer Woche ging es also leicht hinauf. Der Marktanteil lag in dieser Woche bei guten 24 Prozent, wenngleich es für die "Liebesg'schichten und Heiratssachen" zuvor mit 32 Prozent noch deutlich besser lief. 810.000 Menschen sahen sich die neueste Ausgabe der Kuppelshow an. Die "ZiB 2" steigerte sich im Anschluss an das "Sommergespräch" wieder auf sehr gute 30 Prozent.