Matthias Schrom © ORF/Thomas Ramstorfer Matthias Schrom
Die bekannt gewordenen Chats von ORF-TV-Chefredakteur Matthias Schrom und "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak mit Politikern (DWDL.de berichtete) haben auch in den vergangenen Tagen für viele Schlagzeilen gesorgt. Die wichtigste Entwicklung: Nachdem sich die beiden Journalisten zunächst nur vorübergehend zurückgezogen und wohl auf eine Rückkehr in ihrem Job gehofft hatten, sind sie nun von allen Ämtern zurückgetreten. In beiden Fällen waren es eigene Entscheidungen der betroffenen Journalisten. Im Fall von Matthias Schrom erklärte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann unter anderem: "Auch wenn die bisherige Amtsführung von Matthias Schrom untadelig und die ORF-TV-Information in den vergangenen vier Jahren bei Millionen Menschen in Österreich sehr erfolgreich war, sind es gerade das große Vertrauen in unsere Berichterstattung und die kompromisslose Glaubwürdigkeit unserer Journalistinnen und Journalisten, die einen Schritt wie diesen unausweichlich erscheinen lassen. Ich zolle Matthias Schrom Respekt für seine Entscheidung, weil er damit beweist, dass ihm das Interesse der Redaktion wichtiger ist als seine Funktion, und danke ihm für die hervorragenden Leistungen der ORF-TV-Information unter seiner Führung."

Rainer Nowak © Die Presse / Christine Pichler Rainer Nowak
Der Rücktritt von Schrom kam letztlich nicht überraschend, war man in der Redaktion doch hörbar irritiert von den Chats des Chefredakteurs mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz Christian Strache. Viele Kollegen seien "fuchsteufelswild" über die ganze Sache, hieß es von Dieter Bornemann, Vorsitzender des Redakteursrats. Dass auch Rainer Nowak sich mittlerweile von allen Ämtern verabschiedet hat, überrascht da schon eher. Er war nicht nur Chefredakteur der Tageszeitung "Die Presse", sondern auch deren Herausgeber und Geschäftsführer. In einem gemeinsamen Statement mit dem "Presse"-Mutterkonzern Styria Media Group hieß es, man habe sich zu dem Schritt entschlossen, um "klare, unmissverständliche Konsequenzen aus der aktuellen Debatte rund um öffentlich gewordene Chat-Protokolle zu ziehen". Nowak wolle so unter anderem auch die Unabhängigkeit der Zeitung wahren. Aufsichtsrat und Vorstand der Styria dankten Nowak für seine Zeit im Unternehmen. Ihm sei es gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Herwig Langanger gelungen, die Zeitung in den vergangenen zehn Jahren "in einer schwierigen Situation publizistisch weiterzuentwickeln und finanziell zu stabilisieren und erstmals seit sehr langer Zeit auf Erfolgskurs zu bringen".

ORF © ORF
Die in der Kritik stehenden Journalisten haben sich also von ihren Posten verabschiedet. Aber wie geht es grundsätzlich weiter, speziell beim ORF, wo politische Einflussnahme immer ein Thema ist?  Geht es nach den Redakteurinnen und Redakteuren im ORF-Newsroom, ist klar, was nun passieren muss: Sie fordern eine komplette Neuausschreibung aller drei Chefredakteurs-Posten - neben Eva Karabeg (TV, bisher Vize von Schrom) sind das aktuell Hannes Aigelsreiter (Radio) und Christian Staudinger (Online). Sie begründen das mit dem verlorengegangenen Vertrauen des Publikums. "Wir wollen nicht unter einen politischen Generalverdacht gestellt werden. Es geht um unser höchstes Gut: journalistische Integrität und politische Unabhängigkeit", heißt es in einer einstimmig beschlossenen Resolution. Die Neu-Ausschreibung soll nach dem Willen der Journalistinnen und Journalisten extern begleitet werden. Die Bestellung der neuen Chefredakteure soll dann "im Konsens mit der Redaktion" getroffen werden. Darüber hinaus fordert die Redaktion die Einführung eines regelmäßig ausgestrahlten Medienmagazins im Fernsehen, ein solches gibt es seit vielen Jahren im ORF nicht mehr. 

Roland Weißmann © ORF/Thomas Ramstorfer Roland Weißmann
ORF-Chef Roland Weißmann hat zunächst nicht auf die Forderungen seiner Journalisten reagiert, alle drei Chefredakteurs-Posten neu auszuschreiben. In einer Rundmail, aus der "Der Standard" zitiert, lässt er aber wissen: "Wir können und werden nicht zulassen, dass diese Unabhängigkeit infrage gestellt wird." Bei den anstehenden personellen Entscheidungen im Informationsbereich werde er "selbstverständlich darauf achten, dass ausschließlich nach sachlichen Kriterien und ohne jegliche externe Beeinflussung vorgegangen wird", so Weißmann weiter. Darüber hinaus kündigte der ORF-Chef in der Mail auch an, eine Ethikkommission bestehend aus unabhängigen Expertinnen und Experten zusammenstellen zu wollen. Diese soll dann mit dem ORF-Ethikrat einen Code of Conduct erarbeiten, der die bestehenden Verhaltensregeln des ORF zusammenfasst und gegebenenfalls Ergänzungen und Nachschärfungen vorsieht. "Der Schwerpunkt soll dabei auf dem Umgang mit politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen im journalistischen Kontext liegen", so Weißmann. 

Susanne Raab © BKA/Christopher Dunker Susanne Raab
Die gesamte Chat-Affäre wirft auch mal wieder ein schlechtes Licht auf den ORF-Stiftungsrat, das höchste Gremium des öffentlich-rechtlichen Unternehmens. Hier sind die meisten Mitglieder von der Politik entsandt und stehen dadurch auch bestimmten Parteien nah. Mit Grünen, SPÖ und Neos drängen daher nun drei Parteien auf eine Reform des Stiftungsrates. Die Grünen wollen das Gremium unter anderem massiv verkleinern und mehr Unabhängigkeit der Mitglieder gegenüber Parteien. Die SPÖ fordert unter anderem eine geheime Wahl des ORF-Chefs und transparentere Bestellungsprozesse. Der aktuelle Stiftungsratsvorsitzende Lothar Lockl zeigte sich gegenüber der APA offen für eine Reform, machte aber auch klar, dass das die Sache der Politik sei. Und genau daran wird es wohl mal wieder scheitern. ÖVP-Medienministerin Susanne Raab erklärte letzte Woche jedenfalls lapidar, dass eine Gremienreform im Regierungsprogramm (das schon einige Jahre alt ist) nicht vorgesehen sei. Raab tut damit so, als sei in den vergangenen zwei Wochen nichts passiert. Und so bleibt im ORF-Stiftungsrat wohl mal wieder alles beim Alten. Die Mehrheit der ORF-Stiftungsräte sind der ÖVP zuzurechnen.  

ATV Logo © ATV
ATV hat unter dem Titel "Die Bambis" eine neue Reality-Doku-Soap angekündigt, die ab dem kommenden Frühjahr beim Sender zu sehen sein soll. Im Mittelpunkt stehen dann Nina "Bambi" Bruckner, ihr Mann Senad sowie ihre vier Kinder. Bruckner und Senad kennen sich seit 20 Jahren, bekannt wurde sie aber eben als "Bambi" an der Seite von Baulöwe Richard Lugner. Zuletzt nahmen Bambi und Senad auch an der ATV-Realityshow "Forsthaus Rampensau" teil, die dem Sender Top-Quoten bescherte bzw. aktuell noch beschert. In der Doku-Soap wollen die Promis den Zuschauenden einen Einblick in ihr Privatleben geben. 

Österreich in Zahlen

Im Zentrum mit Claudia Reiterer © ORF/Thomas Ramstorfer Claudia Reiterer
In der ORF-Talkshow "Im Zentrum" ging es am Sonntag zum Teil auch um den eigenen Sender. Unter dem Titel "Macht und Nähe - wie abhängig sind Medien von der Politik?" diskutierten bei Moderatorin Claudia Reiterer unter anderem die Mediensprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, die ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher und der Aufsichtsratsvorsitzende der Styria Media Group, Friedrich Santner. Mit 438.000 Zuschauenden war die Ausgabe sehr gefragt, 25 Prozent Marktanteil wurden gemessen. Die "ZiB 2 am Sonntag" lag zuvor noch bei 29 Prozent, hier sahen 705.000 Menschen zu. Und zur besten Sendezeit unterhielt der "Tatort" 811.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, das hatte 26 Prozent Marktanteil zur Folge. 

Bauer sucht Frau Österreich © Ernst Kainerstorfer
"Bauer sucht Frau" liefert weiter ab - und steigerte sich in der vergangenen Woche sogar auf einen Staffelrekord. Mit 18,0 Prozent Marktanteil lief es in der Zielgruppe so gut wie noch nie in diesem Jahr. Im Schnitt sahen sich 299.000 Menschen die neuesten Folge an, kein anderes Format erreichte bei ATV in der letzten Woche eine höhere Reichweite. Und auch "Forsthaus Rampensau" ist weiterhin ein Quotenbringer: Mit 128.000 Zuschauenden kam das Format im Wochen-Ranking auf Platz zwei von ATV, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 11,2 Prozent. 

Formel 1 im ORF © Screenshot ORF
Auch in dieser Saison haben sich ServusTV und der ORF die Formel-1-Rennen aufgeteilt. Am vergangenen Sonntag lief das letzte Rennen in ORF 1 - und die Quoten fielen mal wieder sehr gut aus. 781.000 Menschen schalteten abends ein und sorgten so für 26 Prozent Marktanteil. Auch Vor- und Nachberichte lagen über dem Senderschnitt. Im Schnitt kam der ORF in diesem Jahr mit allen gezeigten Rennen auf eine durchschnittliche Reichweite in Höhe von 759.000, ein Jahr zuvor waren es noch 706.000. Der Marktanteil stieg leicht von 39 auf 40 Prozent. Bei den 12- bis 49-Jährigen lief es in diesem Jahr mit 45 Prozent besonders gut (2021: 39 Prozent). Das diesjährige Formel-1-Finale wird bei ServusTV zu sehen sein.