Matthias Schrom © ORF/Thomas Ramstorfer Matthias Schrom
In Österreich sind in den vergangenen Monaten viele Politiker über bekannt gewordene Chat-Nachrichten gestolpert, nun sind wegen solcher Chats auch zwei bekannte Journalisten unter Druck geraten: ORF-News-TV-Chefredakteur Matthias Schrom und "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak. Im Falle von Schrom waren es Chats zwischen ihm und dem damaligen Vizekanzler und FPÖ-Boss Heinz-Christian Strache, die durch einen Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft öffentlich geworden sind. In den Nachrichten gab Schrom Strache unter anderen Tipps für eine Intervention beim eigenen Sender und zeigte Verständnis für den Unmut des Politiker über News-Beiträge in ORF 1, die Schrom damals nicht verantwortete. "Unser Problem ist ja auf gewisse Weise, dass uns [...] finanzielle Ressourcen weggenommen werden und in ORF 1 gesteckt werden. Also es wird grad mit Gewalt versucht, den maroden Kanal hochzukriegen. Ich wundere mich ja ehrlich schon lange, dass sich darüber, was dort inhaltlich abgeht, keiner aufregt", schrieb Schrom unter anderem. Er war damals für ORF 2 verantwortlich. Nach Bekanntwerden der Chats erklärte sich Schrom in einer Rundmail den eigenen Redakteurinnen und Redakteuren. Darin räumte er unter anderem ein, dass die Nachrichten "keine glückliche Außenwirkung" haben würden. "Relevant ist aber der Kontext, in dem das verfasst wurde: Diese Unterhaltung hat vor dem Hintergrund massiver Angriffe durch die FPÖ auf den ORF stattgefunden. Faktum ist, dass der Intervention von Strache weder inhaltlich noch in Bezug auf personelle Postenbesetzungen entsprochen wurde. Der Redaktion wurde immer der Rücken frei gehalten (was, wie ich denke, auch die Kolleg:innen der ZiB2 und des Investigativteams bestätigen können)." Um eine Gesprächsbasis mit Strache zu erhalten, habe er sich "der Tonalität und Sprache meines Gesprächspartners angepasst". 

Roland Weißmann © ORF/Roman Zach-Kiesling ORF-Chef Roland Weißmann
Dass diese Erklärungen nicht reichen würden, war schon früh abzusehen, denn der starke ORF-Redakteursrat forderte Transparenz und Aufklärung. Am Montag dann wurde bekannt, dass Schrom nun erst einmal im Urlaub weilt. Generaldirektor Roland Weißmann hat inzwischen den ORF-Ethikrat ersucht, die Sache zu überprüfen. Die Aufgaben von Schrom übernimmt bis auf weiteres die Vize-Chefredakteurin Eva Karabeg. Ob Schrom noch einmal auf seinen Posten zurückkehrt, ist unwahrscheinlich - vor allem vor dem Hintergrund der Skepsis, die ihm inzwischen aus der Redaktion entgegenschlägt. Als "völlig inakzeptabel" bezeichnete der Redakteursrat am Montag die bekannt gewordenen Chats. Sie hätten "einen massiven Schaden für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk" verursacht. Das Gremium wirft dem Chefredakteur zudem einen "eklatanten Verstoß" gegen das ORF-Gesetz vor, Schrom sei den eigenen Kolleginnen und Kollegen in den Rücken gefallen. "Um weiteren Schaden von der journalistischen Glaubwürdigkeit des ORF abzuwenden, fordern wir die Geschäftsführung auf, deutliche Konsequenzen zu ziehen. Die Beurlaubung Schroms und die Prüfung des Vorfalls durch den Ethikrat begrüßen wir. Doch es kann nicht ohne weitere Folgen bleiben." Nach Ansicht des Redaktionsrats könne Schrom in keinem Fall mehr politische Analysen präsentieren oder die "Runde der Chefredakteur:innen" und ähnliche Programme moderieren. 

Rainer Nowak © Die Presse / Christine Pichler Rainer Nowak
Im Fall von "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak, der gleichzeitig auch als Herausgeber und Geschäftsführer fungiert, waren es Chats mit Thomas Schmid, die nun bekannt geworden sind. Schmid war damals Generalsekretär im Finanzministerium - und brachte zuletzt auch Sebastian Kurz gehörig unter Druck. Nowak gab Schmid unter anderem Tipps, wie dieser auf eine Anfrage einer "Presse"-Journalistin reagieren solle. Außerdem zeigte er Verständnis für Kritik an in der "Presse" erschienenen Artikeln. Aus den Chats geht auch hervor, dass Nowak Ambitionen in Sachen ORF-Generaldirektor hatte, das Gerücht gibt es in der Branche schon lange. Im März 2019 erkundigte sich der "Presse"-Chefredakteur jedenfalls bei Schmid, wie dessen Hearing für einen Job gelaufen sei. "Super", antwortet der. Das wiederum freut Nowak. "Jetzt du noch ORF-Chef. [...] Alter - dann gehts aber ab. [...] Danke für Alles", so Schmid. Und Nowak antwortet: "Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen." Nach Bekanntwerden der Chats sah es erst so aus, als würde sich Nowak im Amt halten. Markus Maier, Chef der "Presse"-Mutter Styria, erklärte zwar noch am Freitag, die Nachrichten seien eines Chefredakteurs nicht würdig. Konsequenzen gab es da aber noch keine. Man habe die Situation und das Verhalten intern intensiv diskutiert, so Mair. "Und dieser Prozess wird auch noch in den kommenden Tagen andauern. Ich erlebe Rainer Nowak hier als demütig." Am Montag erklärte die Styria Media Group dann aber doch, dass Nowak vorerst seine Posten als Chefredakteur und Herausgeber ruhen lassen werde, das sei seine [Nowaks, Anm.] eigene Entscheidung gewesen. Zudem kündigte das Unternehmen eine interne Prüfung an. Florian Asamer, Vize-Chefredakteur, führt bis zum Vorliegen der Ergebnisse die Chefredaktion. Seinen Posten als Geschäftsführer lässt Nowak nicht ruhen.

Sky © Sky
Wie geht es weiter mit Sky Deutschland? Das ist aktuell unklarer denn je. Nachdem das Unternehmen jahrelang ausgehöhlt und Entscheidungen nach London verlagert wurden, will die Muttergesellschaft Comcast die deutsche Sky-Tochter nun offenbar loswerden (DWDL.de berichtete). Mit 1&1 gibt es auch einen Interessenten aus Deutschland. Was bislang aber wenig im Fokus der ganzen Berichterstattung rund um Sky Deutschland stand: Bei einem Verkauf des Unternehmens würde wohl auch Sky Österreich eine neue Eigentümerin bekommen. Denn die Sky Österreich Fernsehen GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Sky Deutschland. Mit Neal O’Rourke wird Sky Österreich seit Anfang 2020 von einem Manager geführt, der zuvor für Sky Irland tätig war. Auch hier ist in den letzten Jahren Eigenständigkeit verloren gegangen, anders als in Deutschland hält Sky in Österreich allerdings noch viele hochkarätige Fußballrechte. 

Christian Wehrschütz © ORF/Thomas Jantzen Christian Wehrschütz
Einer der bekanntesten österreichischen Journalisten, die seit Monaten aus der Ukraine berichten, ist der ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Ende Oktober erlebte der mit seinem Team aber einen Schreckmoment, als das Hotel in Nikopol, in dem sie untergebracht waren, von russischen Einheiten beschossen und beschädigt wurde. Wehrschütz und seine Kollegen blieben unverletzt, das Dach des Hotels wurde aber zerstört. Auch Zimmer seien bei dem Angriff beschädigt worden. In diversen ORF-Sendungen berichtete Wehrschütz kurze Zeit später über den Angriff auf das Hotel und erklärte, dass man nach einem ersten Schock die Arbeit voll aufgenommen habe.

Alexander Wrabetz © ORF/Thomas Jantzen Alexander Wrabetz
Lange ist Alexander Wrabetz ORF-Generaldirektor gewesen, nun tritt der ehemalige Medienmanager bald einen neuen Job an. Vorausgesetzt die Mitglieder stimmen am 26. November zu, wird er künftig als Präsident des Fußballklubs Rapid Wien agieren. Das Votum gilt nur noch als Formalität, intern hat sich Wrabetz bereits gegen seine härtesten Widersacher durchgesetzt. Bei der Wahl gibt es daher auch keine Gegenkandidaten. "Das Allerwichtigste ist, dass wir uns im Sportbereich der Kampfmannschaft dringend möglichst gut aufstellen und rasch Schritte setzen, dass hier auch Ruhe reinkommt", sagte Wrabetz über sein wichtigstes Ziel gegenüber der APA. "Und dass dort, wo Änderungen notwendig sind, solche auch stattfinden." Unter anderem soll das Budget der Erstliga-Mannschaft erhöht werden. Warum gerade er die richtige Wahl bei Rapid ist, erklärt Wrabetz so: "Ich kann einbringen, dass ich große Unternehmen und komplexe Strukturen gut führen kann, da auch ein Ergebnis rauskommt und ich das gegenüber den Stakeholdern und Partnern auch vertreten kann. Aber als Ober-Trainer oder Ober-Sportdirektor werde ich nicht tätig sein."

Terra Mater Studios Germany © Terra Mater Studios
Die Terra Mater Studios planen eine Verfilmung von "Das Buch Alice - Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten" von Karina Urbach. Die Produktionsfirma hat sich die entsprechenden Rechte gesichert. Die Wiener Red-Bull-Tochter, die seit Ende 2021 auch mit Standorten in München und Berlin vertreten ist, sucht für die Verfilmung aktuell nach Drehbuchautoren und Regiseurinnnen. In dem Buch geht es um Urbachs Großmutter Alice, die eine Bestsellerautorin von Kochbüchern war. Jahre nach ihre Flucht von Wien nach London entdeckte sie, dass ihre Bücher unter anderen Titel weiterverkauft werden. Die Verfilmung soll "ein Dokument des Widerstands und beharrlichen Verweigerung, sich dem Unrecht zu beugen", sein. Nina Steiner, Producerin bei Terra Mater Studios, die das Buch entdeckte und Karina Urbach von der Verfilmung überzeugte, erklärt: "‘Das Buch Alice‘ ist eine unglaubliche Familiengeschichte, die einen sofort in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt - aber auch ein wichtiges Zeitdokument, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Wir sind überaus glücklich, die Filmrechte dieses brillanten Buches erworben zu haben." Wie genau die Verfilmung umgesetzt wird, ist noch unklar. Terra-Mater-Studios-Chef Walter Köhler sagt, der Stoff gäbe auch eine mehrteilige Serie her.

Österreich in Zahlen

Forsthaus Rampensau © Aaron Jiang Photography
Im September ist ATV beim Gesamtpublikum erstmals seit einiger Zeit wieder erfolgreicher gewesen als der Schwestersender Puls 4 (DWDL.de berichtete). Im Oktober konnte der Sender diesen Erfolg nicht nur wiederholen, ATV zog darüber hinaus mit 4,9 Prozent auch in der Zielgruppe an Puls 4 (4,7 Prozent) vorbei. In den vergangenen Jahren war Puls 4 beim jungen Publikum eigentlich immer erfolgreicher als ATV. Im Oktober punkte ATV aber unter anderem mit "Bauer sucht Frau", "Pfusch am Bau" und dem Reality-Format "Forsthaus Rampensau" (Foto links). In der Primetime erzielte ATV im Schnitt 7,1 Prozent und war damit erfolgreichster Privatsender. 

ServusTV © ServusTV
Erfolgreichster Privatsender beim Gesamtpublikum ist und bleibt aber ServusTV, das im Oktober auf starke 4,7 Prozent kam. Nach Senderangaben war es der erfolgreichste Oktober überhaupt für ServusTV. Auf Jahressicht wird ServusTV wohl erstmals bei mehr als 4,0 Prozent liegen - auch das zeigt sehr schön, dass der Quoten-Trend des Senders nach wie vor nach oben zeigt. Bei den 12- bis 49-Jährigen erzielte der Privatsender im Oktober 4,0 Prozent, das war der drittbeste Wert des laufenden Jahres. Gut gelaufen sind die vielen Sport-Übertragungen des Senders - aber nicht nur. Mit dem dritten Teil der Altausee-Krimireihe sowie einem Comedy-Programm von Monika Gruber erreichte ServusTV zweistellige Marktanteile beim Gesamtpublikum. "Servus am Abend" erzielte am 12. Oktober mit 10,3 Prozent einen neuen Rekord. 

ORF 2 © ORF
Erfolgreichster Sender in der Zielgruppe war ORF 2 mit einem Wert in Höhe von 10,9 Prozent, dicht gefolgt von ORF 1 mit 10,8 Prozent. Während es für ORF 1 im Jahresvergleich damit leicht bergauf ging, büßte der Schwestersender fast zwei Prozentpunkte ein. Auch beim Gesamtpublikum ging es für ORF 2 von damals 23,5 auf jetzt 22,0 Prozent hinab - was selbstredend noch immer ein sehr starker Wert ist. ORF 1 kam hier mit viel Abstand auf Platz zwei ins Ziel, mehr als 8,4 Prozent waren aber nicht drin. 

Das Netz - Prometheus © ServusTV
Die Fußball-Saga "Das Netz" ist mit wenig überragenden Quoten bei ServusTV gestartet. Der Sender zeigt seit Anfang November alle drei "Netz"-Serien, die von verschiedenen Produktionsfirmen hergestellt wurden. Zum Auftakt am 1. November erreichten die ersten beiden "Prometheus"-Folgen 129.000 und 131.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, zwei weitere Episoden lagen am vergangenen Samstag dann deutlich darunter. Im Schnitt liegt die Reichweite der vier bislang gezeigten Folgen bei 113.000, der durchschnittliche Marktanteil liegt aktuell bei 4,1 Prozent insgesamt und 3,1 Prozent bei den 12- bis 49-Jährigen. "Das Netz - Spiel am Abgrund", das immer im Anschluss an "Prometheus" zu sehen ist, kommt bislang auf durchschnittlich 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, beim Gesamtpublikum entspricht das 3,2 Prozent Marktanteil. Beim jungen Publikum wurden bislang nur 1,6 Prozent gemessen. Die ersten zwei Folgen von "Das Netz - Power Play", die am Sonntag zu sehen waren, erreichten nur 58.000 Zuschsuende sowie 2,1 insgesamt und 1,4 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum. Angesichts der zum Teil sehr späten Ausstrahlungen, dürfte ein nicht unerheblicher Teil der Menschen die Reihe online schauen. Zu den Zugriffzahlen bei ServusTV On hat der Sender bislang noch keine Angaben gemacht.