Kurier © Kurier
Wie groß die Probleme der Print-Branche sind, zeigte sich in der vergangenen Woche gleich in zwei Unternehmen. So sollen bei der Tageszeitung "Kurier" 20 Stellen abgebaut werden, das entspricht rund 10 Prozent der gesamten Belegschaft. Die Rede ist von einvernehmlichen Vertragsauflösungen, die Gespräche dazu laufen derzeit. Wie "Der Standard" berichtet, soll das "Kurier"-Ressort "Lebensart" aufgelöst werden, ein Teil der Mitarbeiter wird gehen müssen. Darüber hinaus will der "Kurier" Stellen nicht nachbesetzen und auch auf Altersteilzeit setzen. Zudem will man die Inhalte im Digitalangebot reduzieren, sie dafür aber "übersichtlicher" machen. "Es gibt eine gesamtwirtschaftlich toxische Situation, die am Ende des Tages dazu führt, dass wir in allen Medienunternehmen einen extremen Kostendruck haben, den wir nur durch signifikante Veränderungen des Produkts oder Reduktion der redaktionellen Kosten bewältigen können", sagt "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger gegenüber der APA. Die gesamte Print-Branche leidet aktuell unter gestiegenen Preisen durch die Inflation, insbesondere bei den Papierpreisen. Kralinger spricht aber auch von den jüngsten Erhöhungen der Kollektivverträge: Journalistinnen und Journalisten erhalten künftig 8,6 Prozent mehr Gehalt. Dieser Abschluss sei verständlich, aber "schwer zu verkrafte", so der "Kurier"-Chef. 

Thomas Kralinger © Kurier/Marcel Gonzalez-Ortiz Thomas Kralinger
Der RedakteurInnenausschuss des "Kurier" hält die Personalmaßnahmen für "überzogen", räumt aber ebenfalls ein, dass eine "gesunde wirtschaftliche Basis des Unternehmens für die Unabhängigkeit der Berichterstattung" notwendig sei. Dennoch will man die Art und Weise des Sparpakets nicht so hinnehmen: "Jeder Stellenabbau schwächt die Redaktion und damit die journalistische Qualität. Es ist nicht einzusehen, dass die Redaktion allein für strukturelle Versäumnisse und wirtschaftliche Fehleinschätzungen seitens des Managements bezahlen muss", so der Ausschuss in einem Statement. Und Kralinger? Der arbeitet sich im Zuge des eigenen Sparpakets am ORF und den Plänen der Regierung für ein neues ORF-Gesetz, das der Anstalt künftig vor allem digital mehr Spielräume geben soll, ab. "Der ORF hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ich kenne keinen anderen Markt, wo es eine derartige Dominanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt. Der ORF hat künftig eine solide Finanzierung aus der Haushaltsabgabe, 700 bis 800 Millionen Euro, und gleichzeitig sehr viele Möglichkeiten am Werbemarkt. Bei aller Freundschaft und Verständnis für den Wunsch nach Kompromissen, aber den werden wir nicht akzeptieren können", so Kralinger über die Gespräche zur Neufassung des ORF-Gesetzes. Kralinger fordert vor allem eine "sehr starke Beschränkung des Textangebots" von ORF.at. ORF-Chef Roland Weißmann kündigte bereits eine Halbierung der Texte auf der Plattform an, das scheint Kralinger aber nicht zu reichen. Er fordert, dass ORF.at "keine Nachrichtenseite" mehr sein soll. 

Kleine Zeitung © Kleine Zeitung
Die anderen Einschnitte in der Print-Branche betreffen die "Kleine Zeitung" und damit eine ebenfalls große Tageszeitung im Land. Wie zuerst "Der Standard" berichtete, bot die Geschäftsführung der Zeitung allen (!) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Auflösung ihrer Dienstverhältnisse an. Allen Personen, die sich dafür entscheiden, würden Kündigungsfristen und Abfertigungsansprüche gewährt, hinzu kommen Zulagen, zitiert der "Standard" aus einer Mail der "Kleinen"-Chefetage. Geschäftsführer und Chefredakteur Hubert Patterer kritisierte die Berichterstattung rund um die geplanten Abgänge. Er sprach in einem Leitartikel in der "Kleinen Zeitung" von "denunziatorischem Unfug". Mail und Angebot an die Belegschaft sei ein "passives Zugeständnis für Einzelfälle und nicht eine frivole Einladung zur Selbstauflösung". Die "Kleine Zeitung" sei zudem "substanziell profitabel". Dafür wiederum gab es Kritik des Betriebsrat der "Kleinen Zeitung": "Dass dieses 'Angebot' mutmaßlich anders gemeint war, mag sein. Die inhaltliche Verantwortung liegt aber schon bei den Verfassern", heißt es in einem internen Schreiben des Betriebsrat, aus dem zuerst ORF-Moderator Martin Thür auf Twitter berichtete. 

© ORF/Thomas Ramstorfer
In Anbetracht von Sparrunden und der neuen Haushaltsabgabe, die auch ORF-Beitrag genannt wird, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finanzieren, fordern nun einige Produzenten einen festgeschriebenen Prozentsatz, den der ORF zur Produktion heimischer Fiktion und Unterhaltung aufwenden muss. "Wir fordern eine Programmquote. Wir fordern eine Garantie, dass der ORF mit dem Geld der Österreicher zu einem gewissen Prozentsatz österreichisches Programm herstellen muss", sagt Oliver Auspitz, Geschäftsführer der MR Film und Vorstandsmitglied des Produzentenverbandes Film Austria, gegenüber dem "Kurier". 20 Prozent der Einnahmen aus dem ORF-Beitrag sollen nach dem Willen von Auspitz in heimische Produktionen gehen. Diese Forderung sei "nicht wahnsinnig vermessen", sagt John Lueftner, Co-Präsident des Produzentenverbandes AAFP und Geschäftsführer der Superfilm. "Der öffentlich-rechtliche Sektor in Deutschland oder die Mutter aller Öffentlich-Rechtlichen, die BBC, geben fürs Programm deutlich mehr aus." Die Produzenten sorgen sich aktuell darüber, dass der ORF den Rotstift am Programm ansetzen muss. Zuletzt kündigte die Anstalt ein großes Sparprogramm an (DWDL.de berichtete). 

Bergwelten © ServusTV / SRF
ServusTV hat eine Kooperation mit dem SRF in Bezug auf Berg-Dokumentationen angekündigt. Bei ServusTV betrifft das vor allem die Reihe "Bergwelten", im SRF die Reihe "SRF Dok". Eine erste Koproduktion der beiden Sender ist die 90-minütige Doku "Bergwelten: Haute Route – Todesfalle in den Schweizer Alpen", die am 1. Mai bei ServusTV zu sehen ist und bei der auch Arte mit im Boot saß. Produziert wurde diese Doku mit Teams sowohl von ServusTV als auch des SRF. Reenactment-Szenen stammen von Spiegel TV. Darüber hinaus sind zwei weitere gemeinsame Sendungen geplant: "Bergwelten – Die Eigernordwand" wird ebenfalls noch in diesem Jahr bei ServusTV ausgestrahlt, und ein Zweiteiler über das "Gebirgswetter" wird im kommenden Jahr zu sehen sein.

ORF Enterprise © ORF Enterprise
ORF-Enterprise, die Vermarktungstochter des ORF, konnte bereits kurz vor der MIPTV einige Verkäufe erzielen. Nachdem Canal+ zuvor bereits sechs Staffeln von "Soko Kitzbühel" lizenziert hat, entscheidet sich der französische Sender nun für die ersten beiden Staffeln der "Soko Linz". Das US-amerikanische MHz Networks hat zudem mehrere Folgen österreichischer "Tatorte" und "Landkrimis" gekauft. Wie immer kommen auch die "Universum"-Dokus bei internationalen Einkäufern gut an. So konnte die ORF-Enterprise Verkäufe nach China und Spanien vermelden, Geschichtsdokus des ORF wurden in Tschechien von Česká Televize lizenziert. "Die aktuellen Verkäufe unterstreichen die hohe Qualität der ORF-Originals und Blue-Chip-Dokumentationen", so ORF-Enterprise-CEO Oliver Böhm und ergänzt: "Die internationale Vertriebskraft der ORF-Enterprise fördert den weltweiten Erfolg heimischer Filmschaffender und ist zugleich Türöffner für aufwendige internationale Koproduktionen." Einen ersten Einblick verschaffte ORF-Enterprise Interessierten in Cannes außerdem in die neue Serie "School of Champions", eine Koproduktion von ORF, BR, SRF und Superfilm mit Unterstützung des Landes Salzburg und des Fernsehfonds Austria.

Österreich in Zahlen

Deutschland sucht den Superstar © RTL
Das Finale von "Deutschland sucht den Superstar" hat RTL am Samstag auch in Österreich gute Quoten beschert. 164.000 Menschen sahen sich die Show zur besten Sendezeit an, das waren nur etwas weniger als beim Staffelauftakt. Dazwischen gingen die Reichweiten zwar spürbar zurück, die Entscheidung, wer sich künftig "Superstar" nennen darf, interessierte dann aber doch wieder mehr Menschen. Mit 10,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe lief es für "DSDS" auch in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen gut. Über alle Ausgaben hinweg lag die Show in den zurückliegenden Wochen bei durchschnittlich 9,8 Prozent. 

Matthias Opdenhövel © ProSieben / Willi Weber
"The Masked Singer" hatte am Samstag das Nachsehen: Die ProSieben-Show kam lediglich auf 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie 3,8 Prozent Marktanteil. Schon zuletzt war von der früheren Stärke der Show in Österreich nicht mehr viel zu sehen, im Vergleich zu vorangegangenen Staffeln ist das Interesse an "The Masked Singer" zurückgegangen. Dass ProSieben in Österreich aber durchaus viele Menschen erreichen kann, stellte "Germany’s Next Topmodel" unter Beweis, das am Donnerstag 163.000 Personen unterhielt. 

Dancing Stars 2023 © ORF/Roman Zach-Kiesling
Das erfolgreichste Format von ORF 1 in der vergangenen Woche war ebenfalls eine Show. "Dancing Stars" unterhielt am Freitagabend 717.000 Menschen und damit so viele wie kein anderes Format des Senders, der Marktanteil lag bei sehr starken 26 Prozent. Die Entscheidung am späten Abend sahen sich noch 693.000 Personen an, aufgrund der späten Sendezeit stieg der Marktanteil auf 31 Prozent. Bei den 12- bis 49-Jährigen erzielte die Show 29 Prozent Marktanteil.