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Das neu geplante ORF-Gesetz beschäftigt die Branche. Die Begutachtungsfrist für das vor einigen Tagen vorgestellte Gesetz endet zwar erst am 25. Mai, schon jetzt sind aber mehrere hundert Stellungnahmen von Einzelpersonen dazu eingegangen. Weiterhin kräftig Stimmung machen die Zeitungsverlage: In der vergangenen Woche taten sich viele von ihnen zusammen und protestieren am Mittwoch, ausgerechnet der Tag der Pressefreiheit, mit leeren Titelseiten gegen die geplante Reform. Mit dabei waren unter anderem "Standard", "Presse", "Kurier", "Kleine Zeitung", "Wiener Zeitung" und "Kronen Zeitung". In einem gemeinsamen Brief warnen die Zeitungsverleger vor einer existenziellen Bedrohung der Medienvielfalt im Land. Daher fordern sie eine Überarbeitung des ORF-Gesetzes. Der ORF soll nach dem Willen der Politik künftig mehr Spielraum im Digitalen erhalten, so entfällt etwa die starre 7-Tage-Regelung für die Inhalte in der TVthek. Gleichzeit wird die Nachrichtenseite des ORF beschnitten, hier soll es künftig maximal 350 Meldungen pro Woche geben. Außerdem soll die Bewegtbild-Berichterstattung auf ORF.at ausgeweitet werden (DWDL.de berichtete). 

© ORF/Thomas Ramstorfer
Gleichzeitig fürchtet der ORF-Redaktionsausschuss weitere Einschnitte beim Personal und kritisiert seinerseits die Verlage. Die Debatte um das neue ORF-Gesetz habe "absurde Züge" angenommen und Grenzen überschritten: "Private Medien berichten über das neue ORF-Gesetz, als würde damit der Niedergang von Meinungsfreiheit und Demokratie einhergehen." Man habe Verständnis für wirtschaftliche Probleme privater Medienanbieter, es liege aber nicht am ORF, dass große Online-Konzerne viel Werbegeld aus Österreich abziehen. Österreich wäre ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk dramatisch schlechter aufgestellt, so die Journalistinnen und Journalisten des ORF. Weil der neue ORF-Beitrag in den nächsten drei Jahren eingefroren werden soll, befürchtet der ORF-Redaktionsausschuss weitere Sparprogramme - zuletzt war ein 300 Millionen schweres Sparpaket angekündigt worden. Zudem hat der ORF in den vergangenen Jahren rund ein Viertel seiner Stellen abgebaut und soll weitere streichen - "bei zusätzlichen Aufgaben", wie der Redakteursrat betont. Außerdem sollen viele Stellen künftig nicht mehr nachbesetzt werden. "Das macht die journalistische Arbeit noch einmal schwieriger. Schon jetzt sind die Redaktionen personell ausgedünnt."

Herbert Kickl © Screenshot ORF Herbert Kickl
In die Debatte rund um den ORF und vor allem dessen Finanzierung hat sich zuletzt auch die FPÖ immer wieder eingeschaltet. Sie lehnt die geplante Reform ab und hatte zuletzt auch eine Petition dagegen angekündigt. Parteichef Herbert Kickl erklärte in der vergangenen Woche gegenüber dem "Standard", der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle aus dem Bundesbudget finanziert werden und dann auch deutlich weniger Geld als bisher erhalten. Das hatte man vor einigen Jahren mit der ÖVP bereits vereinbart, bis das Ibiza-Video die Regierung zu Fall brachte. Doch Kickl hat die Pläne nie aufgegeben und hält weiterhin daran fest. Das ist auch deshalb relevant, weil die FPÖ in vielen Umfragen aktuell wieder die stärkste Partei ist. Zuletzt schaffte sie es in die Regierung von Niederösterreich und auch in Salzburg werden die Rechtspopulisten wohl bald mitregieren. Gut möglich, dass die FPÖ auch in der nächsten Bundesregierung sitzt - und das Thema ORF dann noch einmal angehen will. 

Reporter ohne Grenzen e.V. © Reporter ohne Grenzen e.V.
Im aktuellen Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RoG) ist Österreich auf Platz 29 gekommen, nach Rang 31 im Jahr davor. Freude sollte aber nicht aufkommen: Nach Angaben von RoG ist die Punktzahl nahezu gleich geblieben. 2022 rutschte Österreich von Platz 17 auf Platz 31 ab, der große Turnaround ist nun also nicht gelungen. "Korruptiven Verhältnissen zwischen Regierung und Medien wurde durch das neue, 2022 nur als Entwurf vorliegende Medientransparenzgesetz kein Riegel vorgeschoben. Es können weiter ohne Folgen weitgehend willkürlich von der Regierung Werbeaufträge vergeben und Medienkooperationen eingegangen werden. Damit ist Steuerung von Journalismus nicht unterbunden", sagt RoG-Österreich-Präsident Fritz Hausjell.

Österreich in Zahlen

Nadja Bernhard und King Charles © ORF/Thomas Ramstorfer
Die Krönung von Charles III. hat ORF 2 am Samstag fantastische Quoten beschert. Die mehr als sechsstündige Übertragung erreichte im Schnitt 552.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, damit erreichte der Sender einen starken Marktanteil in Höhe von 53 Prozent. Auch auch bei den 12- bis 49-Jährigen (42 Prozent) und 12- bis 29-Jährigen (46 Prozent) lief es sehr gut. ORF 1 bekam in direkter Konkurrenz kein Fuß auf den Boden, für diverse Sitcom-Folgen von "Simpsons" und "Big Bang Theory" weißt die AGTT Marktanteile von 0 Prozent beim Gesamtpublikum aus. Auch zur besten Sendezeit fuhr ORF 2 mit royalen Inhalten gut: "King Charles III - Die Höhepunkte der Krönung" erreichte noch einmal 549.000 Menschen sowie 24 Prozent Marktanteil. Danach gaben die Werte allerdings nach: Eine Folge von "Charlotte Link" kam nur noch auf 11 Prozent, hier saßen 234.000 Menschen vor den TV-Geräten. Der zweite Teil steigerte sich später am Abend leicht auf 13 Prozent, lag damit aber immer noch weit unter den Normalwerten von ORF 2.  

The Masked Singer - Staffel 8 © ProSieben/Willi Weber
In Deutschland ist "The Masked Singer" mit starken Quoten zu Ende gegangen, in Österreich war das Interesse an der Musik-Rateshow überschaubar. Nur 78.000 Menschen sahen sich das Finale am vergangenen Samstag an, in der werberelevanten Zielgruppe waren damit 5,3 Prozent Marktanteil drin. Von früheren Werten war die nun zu Ende gegangene Staffel damit weit entfernt. Damit musste sich "The Masked Singer" in Österreich auch deutlich hinter "Denn sie wissen nicht, was passiert" einordnen. Die RTL-Show unterhielt zur gleichen Zeit 99.000 Menschen und brachte es damit auf 9,6 Prozent. Der wesentlich höhere Marktanteil ist zum Teil auch auf die deutlich längere Sendezeit zurückzuführen. 

Formel 1 im ORF © Screenshot ORF
Die reichweitenstärkste Sendung in ORF 1 in der vergangenen Woche war die Formel-1-Übertragung aus Miami, die wegen der Zeitverschiebung abends zu sehen war. Bis dahin erreichte der Sender über den Tag hinweg nur selten mehr als 10 Prozent Marktanteil, das Rennen schaffte das dann locker. 636.000 Menschen sahen zu und sorgten so für starke 29 Prozent Marktanteil, auch die Vor- und Nachberichte waren sehr gefragt und retteten ORF 1 so einen sonst eher schwachen Tag.