Strache in der ZiB 2 © Screenshot ORF Heinz-Christian Strache
Dass die rechtspopulistische FPÖ den ORF zu Zeiten, in denen man noch in der Regierung saß, massiv umbauen wollte, ist schon lange bekannt. Nur das Ibiza-Video funkte dazwischen und führte zu Neuwahlen, was auch den ORF vor großen Veränderungen bewahrte. Aus nun öffentlich gewordenen Chat-Protokollen, aus denen "Profil" und "Standard" zitieren, zeigt sich aber, wie stark FPÖ-Vertreter in den ORF hineinregieren wollten. Hochrangige Parteifunktionäre wollten am liebsten ORF 1 und FM4 abschaffen, die Führung austauschen, Landesstudios zusammenlegen und bestimmte Personen verhindern bzw. fördern - letzteres natürlich nur, wenn man sie als eine der ihren wahrnahm. Bereits bekannt war, dass die FPÖ den ORF aus dem Bundesbudget finanzieren wollte. Jetzt ebenfalls neu: Der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache wollte, dass Ö3 endlich Musik von Andreas Gabalier spielt ("Ist irre, dass der boykottiert wird!"). 

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Die FPÖ-Politiker, darunter eben auch Strache und der damalige Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger, freuten sich etwa über die Installierung von Kathrin Zierhut als Personalchefin, heute ist Zierhut Co-Geschäftsführerin von ORF 3 - und wird immer wieder mit bestimmten Posten in Verbindung gebracht, sollte die FPÖ, die in den Umfragen derzeit vorn liegt, wieder mehr Einfluss erhalten. Außerdem wollte man Korrespondent Christian Wehrschütz aufwerten und Martin Thür als "ZiB 2"-Moderator verhindern. Philipp Jelinek ("Fit mit Philipp") schrieb an den "liebe[r]n Heinz" (gemeint ist Strache), dass man dringend die Weichen für ihn stellen müsse. Er wollte demnach "Guten Morgen Österreich" moderieren und den damaligen Vizekanzler mit ORF-Interna versorgen. Thomas Prantner, langjähriger Vizetechnikdirektor und damit zuständig für Onlineaktivitäten des ORF, kommunizierte an Strache, dass sich dieser auf ihn "verlassen" könne. Prantner ist inzwischen selbstständig und erklärte gegenüber dem "Standard", ihm sei die Gleichbehandlung aller Parteien wichtig gewesen. Kathrin Zierhut hat dementiert, mit der FPÖ an Kürzungsplänen für den ORF gearbeitet zu haben. Und Christian Wehrschütz teilte mit, dass die FPÖ und/oder Strache bei seinen Überlegungen zu möglichen nächsten Karriereschritten keine Rolle gespielt hätten. Und er verweist auf die Tatsache, dass er sich 2011 um das Amt des ORF-Generaldirektors beworben hatte - und damals keine Stimme bekam, auch nicht von der FPÖ. "Fit mit Philipp" pausiert unterdessen, bis der ORF die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Jelinek überprüft hat. 

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Vom ORF heißt es, aus den Nachrichten der FPÖ-Politiker gehe vor allem hervor, dass über ORF-Mitarbeiter gesprochen wurde und nicht mit ihnen. "Einmal mehr zeigt sich, dass politische Wünsche, die in den Chats geäußert werden, vom ORF nicht erfüllt wurden. Weder solche der Politik noch von einzelnen Mitarbeitern." Man verwehre sich jeglicher politischer Einflussnahme. Der ORF-Redaktionsrat kritisiert die FPÖ und spricht davon, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk "unterwandert und ruiniert" werden solle. Das schade der Demokratie. "Die Chats zeigen ein trauriges Sittenbild, wie wenig politische Parteien - allen voran die FPÖ - von unabhängigem Journalismus halten." Der Redaktionsrat kritisiert aber auch solche Personen, die sich bei den Parteien anbiedern und sich so eine Karriere im ORF erhoffen, das sei bedauerlich. "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Journalistinnen und Journalisten im ORF, die für kritische, objektive und unabhängige Berichterstattung stehen."

© ORF/Thomas Ramstorfer
Pünktlich zur Übermittlung der Personen, die im Unternehmen mehr als 170.000 Euro verdienen (DWDL.de berichtete), ist nun auch bekannt, wie der neue ORF-Ethikkodex genau aussieht. Dieser regelt Nebenbeschäftigungen, den Auftritt auf Social Media und den Umgang mit Politikerinnen und Politikern. So verbietet der Kodex Nebenbeschäftigungen, die dazu geeignet sein könnten, das Ansehen des ORF zu schädigen. Auch bei möglichen Interessenkonflikten sollen Mitarbeitende die Nebentätigkeiten nicht annehmen. Besonders restriktiv gelten die Regelungen für redaktionelle Führungskräfte. Achtsamkeit schreibt der ORF bei Auftraggebern vor, über die regelmäßig berichtet wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen zudem nicht über die Auftraggeber ihrer Nebenbeschäftigung im ORF berichten. Auf Social Media müssen die ORF-Mitarbeitenden die Werte des Unternehmens (Objektivität, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit) berücksichtigen, unzulässig sind geäußerte Sympathie bzw. Antipathie gegenüber politischen Institutionen

Kafka © NDR
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich hat die von David Schalko produzierte Miniserie "Kafka" nur schwache Quoten eingefahren. Der ORF hat sich nun gegenüber dem "Kurier" zu den enttäuschenden Zuschauerzahlen geäußert - und auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag verwiesen. "Es gehört zum Selbstverständnis des ORF, wichtigen Momenten, wie dem 100. Todestag von Franz Kafka, und Produktionen abseits des Mainstreams einen prominenten Platz im Programm zu bieten – und zwar unabhängig von Reichweitenspekulationen", heißt es demnach vom Sender. So gebe man Produktionen, die besonders das Streaming-Publikum ansprechen würden, die verdiente Aufmerksamkeit. "Genau das unterscheidet den öffentlich-rechtlichen ORF von anderen Anbietern."

Österreich in Zahlen

ServusTV © ServusTV
ServusTV hat einen starken März hinter sich, der Monatsmarktanteil des Senders lag bei 4,6 Prozent. Damit war es der stärkste März in der Geschichte von ServusTV, zudem war man mal wieder der erfolgreichste Privatsender Österreichs. Und auch beim jungen Publikum holte ServusTV gute 3,5 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat war das nur ein geringfügiger Rückgang. Hohe Quoten erzielte ServusTV im März unter anderem mit dem Abschiedsprogramm von Monika Gruber und dem Vorabend-Format "Quizmaster", das im Schnitt 7,6 (gesamt) und 5,5 Prozent (12-49) schaffte. 

Puls 24 © Michael Edelmayer
Richtig gut lief es auch für Puls 24, dem Nachrichtensender der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe. Der brachte es im März auf 1,2 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe, damit lag man 0,4 Prozentpunkte über dem März-Wert aus 2023. Zudem war es der zweitstärkste Monat in der Geschichte des Kanals. oe24.TV lag mit 0,9 Prozent zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder hinter Puls 24. Puls 4 lag in der Zielgruppe bei 4,6 Prozent und war so stärkster Privatsender, ATV rutschte auf nur noch 3,9 Prozent ab.

 

ORF © IMAGO / SEPA.Media
Die ORF-Gruppe blieb mit einem März-Marktanteil in Höhe von 35,2 Prozent stabil, ORF 1 kam auf 11,2 und ORF 2 auf 20,9 Prozent. Bei den 12- bis 49-Jährigen erreichte ORF 1 12,6 Prozent und damit den zweitbesten Wert seit 2017. ORF 2 kam beim jungen Publikum auf 10,5 Prozent und damit den höchsten März-Wert seit 2015. Bei den ganze jungen Zuschauerinnen und Zuschauer im Alter zwischen 12 und 29 Jahren lief es mit 31,1 Prozent für die Gruppe so gut wie seit 2007 nicht mehr

Lese-Tipp

Diese ORF-Persönlichkeiten haben im vergangenen Jahr am meisten Geld verdient.