Mit seinen 37 Jahren kann Till Reiner bereits auf eine sehr beachtliche Karriere zurückblicken. Der Kabarettist ist auf der Bühne gefragt, tritt regelmäßig in TV-Formate wie "Die Anstalt" auf und betreibt mit seinem Kollegen Moritz Neumeier einen beliebten Podcast. Während der Hochphase der Corona-Pandemie waren beide zudem Gastgeber der Comedyshow "Homies", in der sie von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern in ihren Livestreams unterstützt wurden.

Und 2022? Da schmiss Reiners noch einmal den Karriere-Turbo an - auch wenn sein größter Fernseherfolg nicht nur für ihn völlig unverhofft kam. Weil sich Oliver Welke im Oktober mit dem Coronavirus infizierte, sprang der gebürtige Duisburger kurzerhand ein und machte seine Sache auf Anhieb so gut, dass man dem ZDF und der Produktionsfirma Prime Productions nur raten kann, Reiners als möglichen Nachfolger im Auge zu behalten, sollte Welke irgendwann mal keine Lust mehr auf die wöchentliche Nachrichtensatire verspüren.

Tatsächlich gelang es Till Reiners, aller Kurzfristigkeit zum Trotz, seinen eigenen Stil in die "heute-show" zu bringen - mindestens der Beweis dafür, ihn in Zukunft mit weiteren Aufgaben zu betrauen. Wie gut, dass die Verantwortlichen des Kultursenders 3sat schon zu Jahresbeginn erkannten, welche Gastgeberqualitäten der Kabarettist mitbringt. Als Nachfolger von Sebastian Pufpaff, der inzwischen bei ProSieben seine Späße treibt, präsentiert er seither in "Till Reiners' Happy Hour" eine regelmäßige Comedyshow, in der er seine Talente zur Primetime voll ausspielen kann.

Auf die Frage, was man heutezutage mitbringen muss, um in der deutschen Comedy- und Kabarett-Szene erfolgreich zu sein, sagte Reiners jüngst in einem Interview: "Man muss Leute unterhalten können und zwar schlimmstenfalls unter der Bedingung, dass du darauf keinen Bock hast. Und: Das muss man nicht können, hilft aber enorm: Lustig schreiben können. Heute helfen ein eigener Podcast und guter Social-Media-Auftritt sehr. Ohne hat man es mittlerweile schwer." Umso besser, dass er all das beherrscht - und seit einigen Monaten zusammen mit Ariana Baborie einen weiteren hörenswerten Podcast betreibt. Der Titel: "Endlich normale Leute".

Es läuft also in diesem Jahr für Till Reiners - so gut, dass er in der Kategorie "Stand-up-Comedy" sogar mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt wurde. Der Titel des Bildschirmhelden ist angesichts seiner Vielseitigkeit vermutlich zu kurz gesprungen; verdient hat er ihn vor dem Hintergrund einer Vielzahl gelungener TV-Auftritte aber ganz gewiss. Und vielleicht ist die DWDL-Auszeichnung zugleich Ansporn, um Reiners in Zukunft auf noch viel größere Bühnen zu lassen. Spätestens seit seinem Einspringen bei der "heute-show" ist klar: Till Reiners hätte es verdient.