Wahrscheinlich jeder von uns hat schon mit Kollegen und/oder Chefs zusammengearbeitet, von denen wir uns nur kopfschüttelnd gefragt haben, wie sie bloß auf ihre jeweiligen Positionen kommen konnten. Und „Twenty Twelve“ zeigt, wie ein Sammelsurium solcher Figuren nun die Olympischen Spiele zu realisieren versucht.

Was die Serie mittlerweile zusätzlich interessant macht, ist außerdem die geradezu prophetische Anlage der Episoden. Im Falle von „Twenty Twelve“ hat nämlich schon mehrfach das Leben die Kunst imitiert: So hat erst vor wenigen Tagen tatsächlich ein Bus mit Athleten im Londoner Verkehr eine Irrfahrt unternommen. In der Pilotfolge von „Twenty Twelve“ ging es um die Probleme mit der Countdown-Uhr für Olympia. Noch am gleichen Abend ist ihr reales Gegenstück ausgefallen. Und dann sind da natürlich noch die Sicherheitsfragen, die in der vergangenen Woche aufgetaucht sind. Nur eine Woche nachdem „Twenty Twelve“ in einer Episode die sogar kurz vor Beginn der Spiele noch nicht so recht zum Abschluss gebrachten Vorbereitungen in diesem Bereich thematisiert hatte.

In einem Interview wusste Hugh Bonneville zu berichten, dass die einzige Kritik, welche die Macher seitens der tatsächlichen Olympia-Organisatoren bislang gehört hätten, die gewesen sei, dass die Drehbücher oft zu dicht an der Wirklichkeit dran seien. Das scheint in der Tat der Fall zu sein. Trotzdem nehmen es die Olympia-Macher mit Humor. Lord Sebastian Coe, der (reale) Chef-Organisator von London 2012, hat höchstpersönlich schon einige Gastauftritte in der Serie absolviert.

So zeigt die BBC mit „Twenty Twelve“ das, was die Briten am besten können: sich selbst nicht ganz so ernst nehmen. Die Serie verzichtet auf das monotone Gag-Feuerwerk einer US-Sitcom. Dank skuriler Figuren, wirklichkeitsnaher Satire und feinem Wortwitz versteht sie auch so, glänzend zu unterhalten. Die Lacher kommen nicht in einem fortwährendem Fluß, sondern eher überfallartig – und sind dann allerdings sehr wohl dazu geeignet, den Zuschauer um Luft ringen zu lassen. Hinzukommt ein famoser Big-Band-Soundtrack, der schon per se das Publikum in wahrhaft beschwingte Laune versetzt.

Nach nur insgesamt 13 Folgen wird „Twenty Twelve“ am kommenden Dienstag in Großbritannien zu Ende gehen. Mit Beginn der Olympischen Spiele kommt die Serie an ihr gewissermaßen „natürliches“ Ende. Was sehr schön die Position des Senders unterstreicht, Serien auch dann zu produzieren, wenn das Material nicht für Hundert oder mehr Folgen ausreicht. Die Länge einer Serie richtet sich nach der konzeptionellen Anlage – und nicht umgekehrt. Mit „Twenty Twelve“ hat die BBC die Gelegenheit genutzt, einen ereignisbezogenen Stoff von hoher Aktualität umzusetzen. Ist es eine Serie, die sich sehr oft und gut wiederholen lasen wird? Vermutlich nicht. Ist es eine Serie, die zur Vielfalt und Lebendigkeit der britischen Serienlandschaft beigetragen hat? Mit Sicherheit.

So, that's all good.