In seinen Anfangsjahren wurden beim Deutschen Fernsehpreis vorwiegend Preise an Personen vergeben - das hat sich in den letzten Jahren unter einigem lautstarkem Protest gewandelt. Inzwischen werden beim Deutschen Fernsehpreis in erster Linie Formate und Werke und damit deren ganzes Team ausgezeichnet, ohne Einzelne herauszuheben. Neben den als Ausgleich eingeführten Ehrungen für besondere Leistungen gibt es nur noch eine Ausnahme: Nach wie vor extra ausgezeichnet werden der beste Schauspieler und die beste Schauspielerin - wenn auch nicht mehr wie früher unterteilt nach Serien und Filmen oder Haupt- und Nebenrollen.
Die Jury des Deutschen Fernsehpreises zeigte dabei in den letzten Jahren, dass sie durchaus offen für verschiedensten Genres ist. Das reichte von Wotan Wilke Möhring im Selbstmord-Drama "Der letzte schöne Tag" über Jörg Hartmann in der Serie "Weissensee" bis zu Matthias Koeberlin, der für seine Rolle im ProSieben-Katastrophenfilm "Tornado - Der Zorn des Himmels" ausgezeichnet wurde. Seriendarsteller sind diesmal übrigens gar nicht nominiert. Über die diesjährigen Nominierten sagt die Jury: "Männer im Ausnahmezustand: mal kämpferisch, mal verletzlich, mal gebrochen, immer brillant gespielt". Im Einzelnen sind das Folgende...
© ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer Als Vize-Polizeipräsident Wolfgang Daschner gibt Robert Atzorn im Film "Der Fall Jakob von Metzler" die Losung aus "Der Junge muss am Leben bleiben" - und ordnet schließlich an, dem mutmaßlichen Entführer mit "unmittelbarem Zwang zu drohen", damit dieser das Versteck des Jungen preisgibt. Es ist ein großes moralisches Dilemma, dem Daschner da ausgesetzt war - dem Verbot der Folter auf der einen und die Möglichkeit einen Jungen zu retten auf der anderen Seite. Die Rettung gelang bekanntlich nicht, am Ende war Daschner ein gebrochener Mann, der sich wegen Nötigung vor Gericht verantworten musste. Die Jury sagt dazu: "Nach außen ruhig und kühl, im Innern drängt es ihn nach Gerechtigkeit - Atzorn macht auch das sichtbar und nachfollziehbar".
ZDF/UFA Fiction
© BR/Martina Bogdahn Matthias Brandt ist nicht nur für einen Film nominiert, er ist der Jury gleich mehrfach positiv aufgefalen. Gleich zwei Mal in seiner Rolle als Kommissar Hanns von Meuffels im "Polizeiruf 110", doch darüber hinaus spielte er auch den Oberst Klein in Raymond Leys Dokudrama "Eine mörderische Entscheidung" über den bislang folgenschwersten Angriff der Bundeswehr auf einen Tanklastzug in Afghanistan. Den politisch korrekten Schulleiter, der zum Denunziant wird, gab er in "Verratene Freunde". So viel Vielseitigkeit wurde mit einer Nominierung belohnt. Die Jury sagt dazu: "Mit höchster Glaubwürdigkeit überzeugt Matthias Brandt auch in diesem Jahr in großen Männerrollen".
Polizeiruf 110: Der Tod maht Engel aus uns allen: ARD/BR/Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion
Polizeiruf 110: Fieber: ARD/BR/die film GmbH
Eine mörderische Entscheidung: ARD/NDR/Arte/Cinecentrum Hannover Film- und Fernsehproduktion
Verratene Freunde: ARD/SWR/WDR/Arte/UFA Fiction
© ZDF Volker Bruch und Tom Schilling wurden gemeinsam nominiert für ihre Darstellung des Brüderpaars Wilhelm und Friedhelm im ZDF-Kriegsdrama "Unsere Mütter, Unsere Väter". Während Wilhelm als Leutnant seine Soldaten in jedes Gefecht führt und von seiner Truppe ebenso wie seinen Vorgesetzten hoch geschätzt ist, ist sein Bruder ein sensibler Schöngeist, der an den Grausamkeiten des Kriegs zu zerbrechen droht. Doch im Laufe des Krieges machen beide eine Wandlung durch - und Wilhelm wird zum Deserteur, während Firedhelm sich zum Vorzeigesoldaten entwickelt. Die Jury sagt dazu: "Vom überzeugten Nazi zum Deserteur, vom Feingeist zur Kriegsmaschine: Bruch und Schilling führen uns die menschlichen Abgründe der NS-Zeit vor Augen."
ZDF/UFA Fiction/Beta Film/ZDF Enterprises
© BR/Kerstin Stelter Nicht nur Matthias Brandt ist als Kommissar Hanns von Meuffels für den "Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen" nominiert, sondern auch Lars Eidinger. Er spielt die transsexuelle Lebensgefährtin Almadine der in Polizeigewahrsam ermordeten Transsexuellen - einen Mann, auf halbem Weg zur Frau, hin- und hergerissen zwischen Wut, Verzweiflung und Trauer. Die Jury meint: "So hat man Eidinger noch nie gesehen. Seine exhibitionistische und zugleich verletzliche Figur rührt zu Tränen."
ARD/BR/Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion
© MDR/teamWorx/Nik Konietzny Mit Bambi und Grimme-Preis wurde "Der Turm" schon ausgezeichnet, als Bester Mehrteiler ist er auch beim Fernsehpreis nominiert - und darüber hinaus auch noch Jan Josef Liefers persönlich für seine Rolle als Chirurg Richard Hoffmann, der sich mit Ehefrau und Sohn im Dresden der 80er gut eingerichtet hatte. Von seinem Doppelleben mit Josta und einer gemeinsamen Tochter ahnt niemand - doch macht es ihn erpressbar. Unter dem Druck der Stasi bricht Richard zusammen. Die Jury meint: "Aus Selbstgewissheit wird Angst: Liefers zeigt, wie die Fassade des karrierebewussten Arztes langsam zerbricht und dahinter nichts übrig bleibt."
ARD/MDR/Degeto/NDR/BR/WDR/SWR/RBB/UFA Fiction/Beta-Film
In den vergangenen Jahren gab es folgende Gewinner:
2012: Wotan Wilke Möhring (Der letzte schöne Tag/ARD)
2011: Jörg Hartmann (Weissensee/ARD)
2010: Christoph Bach (Dutschke/ZDF)
2009: Josef Hader (Ein halbes Leben/ZDF)
2008: Mišel Matičević (Die dunkle Seite/RTL, Das Gelübde/WDR)
2007: Matthias Koeberlin (Tornado - Der Zorn des Himmels/ProSieben)
2006: Jan Fedder (Der Mann im Strom/ARD)
2005: FILM: Sebastian Koch (Speer und Er/ARD)
SERIE: Ulrich Mühe (Der letzte Zeuge/ZDF)
2004: FILM: Ulrich Tukur (Tatort: Das Böse/ARD)
SERIE: Henning Baum (Mit Herz und Handschellen/Sat.1)
2003: FILM: Edgar Selge (Polizeiruf 110/ARD)
SERIE: Fritz Wepper (Um Himmels Willen/ARD)
2002: FILM: André Hennicke (Toter Mann/ZDF)
SERIE: Christoph M. Ohrt (Edel & Starck/Sat.1)
2001: Matthias Habich (Jahrestage/ARD)
2000: FILM: Jörg Schüttauf (Warten ist der Tod/ZDF)
SERIE: Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt (Tatort/WDR)
1999: FILM: Benno Fürmann (Die Bubi Scholz Story/ARD)
SERIE: Ludger Pistor (Balko/RTL)