Vergleichbar den nominierten Frauen im Comedygenre, setzt sich auch die Liste der nominierten Männer wieder aus bereits bekannten Gesichtern zusammen - eine richtig große Überraschung sucht man vergeblich, denn jeder der sechs Herren hatte schon mindestens einmal zuvor zumindest die Gelegenheit nach dem Gewinn der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie" mit einem Siegerlächeln in Richtung After-Show-Veranstaltung zu schreiten - auch wenn nur zwei davon dies bislang tatsächlich umsetzen konnten. Doch der Reihe nach: Welche Nominierung ist trotz der Vorhersehbarkeit noch ein klein wenig überraschend, welche Nominierung ist im Gegensatz dazu Jahr für Jahr in Stein gemeißelt und wer darf erst gar nicht am Abend des 22. Septembers zittern?

Nicht in den Kreis der Nominierten geschafft haben es im Vergleich zum Vorjahr Jon Cryer und Larry David. Dass Letzterer nicht im Saal sitzen wird, überrascht nicht weiter, denn die HBO-Serie "Curb Your Enthusiasm", in der David ähnlich wie Louis C.K. in seiner FX-Network-Serie "Louie" mehr oder weniger ein Abziehbild seiner selbst und in mehreren Funktionen tätig ist, pausiert aktuell. Dass Jon Cryer jedoch nicht mit einer Nominierung bedacht wurde, war rein aus seiner eigenen Emmy-Historie heraus nicht zu erwarten. Dieser ist nämlich nicht nur der Vorjahressieger der Kategorie, sondern war von 2006 bis 2011 immer für "Bester Nebendarsteller in einer Comedy-Serie" nominiert gewesen. Auch diesen Preis konnte er vor vier Jahren mit nach Hause nehmen. Obwohl "Two And A Half Men" dieses Jahr in die 10. Runde ging und er im Gegensatz zu David potentiell zu den Anwärtern hätte zählen können, verzichtete die Jury im Jahr der 65. Primetime-Emmy Awards auf ihn und eine etwaige Auszeichnung für die Rolle des Alan Harper in der CBS-Serie von Chuck Lorre.

Stattdessen aufgerückt sind Jason Bateman und Matt LeBlanc. Ersterer geht mit seiner Figur Michael Bluths aus "Arrested Development" ins Rennen, die er zunächst über drei Staffeln bei Fox porträtieren durfte und die seit einer Staffel beim Video-On-Demand-Anbieter Netflix ein neues Zuhause finden konnte. Auch wenn die Serie von Anfang an von der Kritik und einer treuen Fanbasis getragen wurde, war der Zuschauerzuspruch aus Sicht des Senders Fox nicht ausreichend. Die diesjährige Wiederbelebung nach sieben Jahren Pause unter dem Dach von Netflix ermöglichte jedoch die Fortführung der Geschichte mit dem alleinerziehenden Vater, der nicht nur seinen Sohn im Teenageralter, sondern auch die größtenteils erwachsenen Mitglieder seiner Großfamilie erziehen muss, nachdem sein Vater George wegen Anlagebetrugs und Veruntreuung das Familienunternehmen abgeben musste. Bereits im Jahr 2005 stand Bateman in dieser Kategorie auf der Nominierungsliste, gewinnen konnte er den Emmy-Award damals jedoch nicht. Dass Bateman als Seriencharakter einer Plattform, die nicht an den regulären Übertragungsweg Fernsehen gekoppelt ist, teilnehmen darf, geht übrigens auf eine Regeländerung im Jahr 2008 zurück. Die Academy of Television Arts & Sciences reformulierte nämlich ihre Definition des Fernsehens, wovon in diesem Jahr neben "House of Cards" ebenfalls "Arrested Development" und damit auch Jason Bateman profitieren kann.

In letztem Jahr ebenfalls nicht vertreten war Matt LeBlanc, der für die Showtime-Serie "Episodes" auf der Liste steht und ähnlich wie der ebenfalls nominierte Louis C.K. vorgibt, sich selbst zu spielen. In der Serie des "Friends"-Machers David Crane geht es um die Adaption einer britischen Comedy-Serie, die für einen amerikanischen Sender hergestellt werden soll. Damit greift das Format eben jene Geschichte auf, die in der Realität immer wieder zu beobachten ist: Formate britischen Ursprungs nehmen den weiten Weg über den Atlantik auf sich, um dann dort nach einer amerikanischen Überarbeitung über den Schirm zu laufen. Gerade diese Umstrukturierung der britischen Vorlage missfällt dem Autorenpaar in "Episodes" jedoch und findet den Höhepunkt in der Besetzung Matt LeBlancs für die Hauptrolle der Serienadaption. Bereits 2011 war LeBlanc für die Rolle einer fiktionalisierten Version seiner selbst für den Emmy in dieser Kategorie nominiert, musste ihn allerdings dem in diesem Jahr ebenfalls nominierten Jim Parsons überlassen. Insgesamt bringt er es auf fünf Nominierungen in der Kategorie - allein drei Jahre in Folge hatte er die Chance den Preis für seine Figur Joey Tribbianis in der NBC-Serie "Friends" zu bekommen. Gereicht hat es allerdings bislang noch nicht.

Im Gegensatz zu Bateman und LeBlanc hatten die anderen vier Vertreter der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie" bereits letztes Jahr die Chance, nach der Trophäe greifen zu können. Das zweite Jahr in Folge ist Don Cheadle nominiert, der in der Showtime-Serie "House Of Lies" sein Geld als windiger Unternehmensberater verdient. Marty Kaan ist der Ellenbogen ausfahrende Geschäftsmann, der bei aller Skrupellosigkeit trotzdem noch irgendwie smart ist. Bevor er Marty Kaan verkörpern durfte, war Cheadles Name bei den Nominierungen vor allem im Bereich "Fernsehfilm" zu finden. Auf seinem gesamten Emmy-Nominierungskonto befinden sich aktuell sechs Häkchen, gewinnen konnte auch er allerdings noch nie.

In dieser Kategorie leer ausgegangen ist bislang auch Louis C.K. Dass sich die Integration des eigenen Charakters oder zumindest autobiografischer Züge in Comedy-Serien in den letzten Jahren hoher Beliebtheit erfreute, davon zeugen nicht nur Comedy-Serien, wie "Episodes", "Curb Your Enthusiasm", "Girls", sondern eben auch "Louie". Jener Protagonist Louis C.K. nähert sich in der FX-Networks-Serie als Louie nicht nur seiner eigenen Person als Darsteller an, ähnlich wie Lena Dunham ("Girls") in der Kategorie mit den besten Hauptdarstellerinnen fungiert auch er als Serienschöpfer, Produzent und Autor. C.K.s Name klebt so fest und überzeugend auf der Serie, dass ihn die Jury das dritte Jahr in Folge in besagter Kategorie antreten lässt. Der Komiker verkörpert sich selbst als geschiedenen Vater zweier Töchter und verdient sein Geld in den Comedy Clubs New Yorks. Auch wenn er diese Kategorie bislang nicht für sich entscheiden konnte, durfte er bereits drei Emmys als Autor in Empfang nehmen, einen davon letztes Jahr für "Louie". Des Weiteren kann sich der geborene Stand-Up-Comedian noch in anderen Kategorien selbst die Daumen drücken. Nominiert ist er nämlich in sechs weiteren Kategorien, unter anderem auch für eine Gastrolle in "Saturday Night Live" und sein im Februar in Phoenix aufgezeichnetes und bei HBO ausgestrahltes Bühnenprogramm "Oh My God". Mit insgesamt 23 Emmy-Nominierungen ist er zudem Alec Baldwin (15) davon gezogen und Tina Fey (29) dicht auf den Fersen.

Apropos Alec Baldwin. Denn da wären ja noch die beiden Gesetzten unter den sechs Ausgewählten: Alec Baldwin und Jim Parsons. Jim Parsons, der den eigenwilligen, hoch talentierten aber sozial inkompetenten Wissenschaftler Sheldon Cooper in der CBS-Comedy-Serie "The Big Bang Theory" spielt, bringt es auf fünf Nominierungen in Folge, wobei er den Preis in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, 2010 und 2011, als Sieger in die Lüfte strecken konnte. Ebenfalls zwei Jahre in Folge hatte Alec Baldwin das Vergnügen mit der goldenen Dame. 2008 und 2009 durfte er als Sieger in dieser Kategorie hervorgehen, die ihm seine Figur Jack Donaghy aus der NBC-Serie "30 Rock" einbringen konnte. Genau wie sein weibliches Pendant Tina Fey, war auch er seit 2007 immer in dieser Kategorie vertreten. Mit dem Ende der NBC-Serie "30 Rock" zu Beginn des Jahres kehrt ein wenig Ruhe ein im Gebäudekomplex mit der titelgebenden Adresse, 30 Rockefeller Plaza in New York. Ruhig könnte es eben auch in den Folgejahren für Baldwin werden, denn er hat dieses Mal die letzte Chance, den Preis für die Rolle Jack Donaghys zu gewinnen. Sollte ihm hingegen Parsons den Rang zum Abschied ablaufen, würde zum vierten Mal in Folge ein Darsteller einer Chuck-Lorre-Produktion jubeln können, auch wenn dies für den nicht nominierten Cryer wohl wenig Trost sein dürfte. Denn er hätte die Serie der Titelverteidigung als dritter Hauptdarsteller in Folge fortführen können. Was sich für Zahlenneurotiker so schön liest, wird also nicht passieren. Ob vielleicht dieses Jahr einer der vier bislang Sieglosen mit Champagner anstoßen kann, wird sich am Abend des 22. Septembers zeigen.

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