Seit 1999 wird der Deutsche Fernsehpreis als gemeinschaftliche Auszeichnung der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender für besonders herausragende kreative Leistungen verliehen. DWDL.de wirft im Rahmen des Specials zum Deutschen Fernsehpreis einen Blick auf die Historie der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger in den am längsten existierenden Werkskategorien der drei Kategorien Fiktion, Unterhaltung und Information. In wessen Fußstapfen treten die diesjährigen Nominierten und wie fällt die bisherige Bilanz der Sender in den Kategorien aus? Heute im Fokus: Die Information. 

In keinem Segment geht es beim Deutschen Fernsehpreis so drunter und drüber wie in der Information: Mehrfach wurden der Fokus von Kategorien verändert, mal Formate und mal Einzelpersonen für ihre Leistungen geehrt. Ohne die erst 2017 eingeführte Kategorie Infotainment und einer regelmäßigen zusätzlichen Betrachtung von persönlichen Leistungen, ist insbesondere die Kategorie Beste Information ein Sammelbecken für alle Formen der Information - mit einer enormen Vielfalt. Waren es in den frühen Jahren vorrangig Formate, folgten in späteren Jahren viele monothematische Preisträgerinnen und Preisträger.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Information"
1999 Kulturzeit 3sat
2000 Maischberger ntv
2001 Friedman ARD
2002 Das TV-Duell ARD/ZDF
2003 Hart aber fair - Das Reizthema WDR
2004 Berlin Mitte ZDF
2005 Fall Deutschland ZDF
2006 ZDF Spezial: Krieg ohne Ende ZDF
2007 RTL Aktuell RTL
2008 neues 3sat
2009 ZDF-Wahlforum ZDF
2010 Logo! Die Welt und ich Kika/ZDF
2011 Ranga Yogeshwar in der Fukushima-Berichterstattung ARD
2012 Stern TV RTL
2013 Auslandsjournal XXL: Brasilien ZDF
2014 Snowden exklusiv: Das Interview ARD
2016 An der Grenze - 24 Stunden an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise N24
2017 Panama Papers: Im Schattenreich der Offshorefirmen ARD
2018 Endlich Klartext! Der große RTL II Politiker Check RTLzwei
2019 Antonia Rados: Jemens langsamer Tod ntv
2020 Die Corona-Berichterstattung Diverse Sender
2021 Markus Lanz ZDF
2022 Kulturzeit 3sat
Anmerkung: Die Kategorie Information wurde über die Jahre mehrfach neu definiert, teilweise auch persönlich interpretiert. Wir berücksichtigen hier alle Preisträgerinnen und Preisträger, in Formatkategorien und jene persönlichen Auszeichnungen, die im Rahmen der allgemeinen "Beste Information" verliehen wurden. Preise, die explizit in einer seperaten Personenkategorie vergeben wurden, sind nicht berücksichtigt.

3sat rahmt mit seiner "Kulturzeit" das Siegerfeld ein, weil es sowohl 1999 den ersten Fernsehpreis für Information wie auch im vergangnen Jahr den jüngsten einheimsen konnte, 2008 war 3sat mit "neues" sogar nochmal erfolgreich - für den kleinen Sender schon eine bemerkenswerte Anzahl. Vorne liegt aber knapp das ZDF mit bisher acht Auszeichnungen, den Preis für die Corona-Berichterstattung der an diverse Sender ging, nicht mitgerechnet. Es folgt die ARD mit sechs Fernsehpreisen in dieser Kategorie, RTL Deutschland mit vier. Zwei Auszeichnungen konnte 3sat, eine N24 (heute Welt) und eine RTLzwei abräumen.

Sender von Seven.One Entertainment konnten hier noch nie gewinnen - was sich mangels Nominierung auch in diesem Jahr nicht ändern wird. Dafür könnte Welt zum zweiten Mal nach 2016 erfolgreich sein, diesmal generell mit seiner Berichterstattung aus dem Studio. Für ntv könnte sogar schon der dritte Fernsehpreis nach 2000 und 2019 winken, wenn die Berichterstattung zum Wagner-Aufstand in Russland ausgezeichnet wird. Komplettiert wird das Nominiertenfeld von der "Tagesthemen"-Ausgabe, die live aus Kiew gesendet wurde.

Noch weitaus komplexer wird der Blick in die Fernsehpreis-Historie, wenn man sich mit den besten Dokumentationen und Reportagen beschäftigt. Einerseits, weil dies bis 2016 getrennte Kategorien waren aber heute gemeinsam nominiert werden. Andererseits weil bei den meist koproduzierten Werken der Öffentlich-Rechtlichen unmöglich ist, genau zu bestimmen, wem eine Produktion vorrangig zuzuordnen ist. Innerhalb der ARD ist das schon schwierig genug, weshalb alle Produktionen von ARD-Sendern unter eben diesem Dach genannt sind.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Dokumentation/Reportage"
1999 Der Kandidat und 24 Stunden: Endstation Wien ARD und Sat.1
2000 Der Tunnel und 37° – Es geschah beim Schützenfest ARD und ZDF
2001 Klein, schnell und außer Kontrolle und Die Entscheider – Anhörungen im Asylverfahren 3sat und ARD
2002 Die Story: Gipfelstürmer – Die blutigen Tage von Genua und Menschen-Poker – Neue Wahrheiten über die Arbeitslosigkeit ARD und ARD
2003 Andreas Baader – Der Staatsfeind und Irak-Berichterstattung und Reportagen von Antonia Rados ARD und RTL
2004 Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte und In Gottes Namen – Die Rekruten des Heiligen Krieges ZDF und RTL
2005 Kanalschwimmer und Die Story: Schusswechsel ZDF und ARD
2006 Die Nacht der großen Flut und Und du bist raus ARD und ARD
2007 Im Schatten der Blutrache und Der Gotteskrieger und seine Frau ARD und ARD
2008 Das Schweigen der Quandts und Alt sein auf Probe ARD und ARD
2009 Freundschaft! Die freie deutsche Jugend und Die Bombe ARD und ZDF
2010 Ahget - Ein Völkermord und Somalia - Land ohne Gesetz ARD und ZDF
2011 Wärst du lieber tot? und Die Story: Adel vernichtet ZDF und ARD
2012 Nine Eleven und ZDFzoom: Mr. Karstadt ZDF und ZDF
2013 Hudekamp - ein Heimatfilm und Staatsgeheimnis Bankenrettung ARD und Arte
2014 Putins Spiele und Team Wallraff: Reporter Undercover Arte und RTL
2016 Asternweg - Eine Straße ohne Ausweg Vox
2017 auslandsjournal – die doku: Das Schicksal der Kinder von Aleppo - Neue Heimat Deutschland ZDF
2018 Nervöse Republik: Ein Jahr Deutschland ARD
2019 Kulenkampffs Schuhe ARD
2020 Die Story im Ersten: Die unheimliche Macht der Berater ARD
2021 Schwarze Adler Prime Video/ZDF
2022 Wie Gott uns schuf - Coming-out in der katholischen Kirche ARD
Anmerkung: Seit 2016 werden Dokumentationen und Reportagen zusammen in einer Kategorie ausgezeichnet, in der es dafür fünf Nominierungen gibt. Zuvor waren Dokumentationen und Reportagen zwei Einzelkategorien.

In keiner anderen Werkskategorie beim Deutschen Fernsehpreis ist die Dominanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunk - und noch konkreter: der ARD - so groß wie hier bei den Dokumentationen und Reportagen: Gleich 21 Auszeichnungen gehen auf das Konto der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands. Zehn Preise holte das ZDF, vier RTL Deutschland, zwei Arte und je ein Deutscher Fernsehpreis ging an Seven.One Entertainment, 3sat und Prime Video.

Doch zwei Produktionen könnten in diesem Jahr das Preiskonto der Privaten aufbessern: ProSieben ist mit der Thilo-Mischke-Reportage "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" im Rennen, RTL mit einer weiteren Undercover-Recherche des "Team Wallraff" bei Burger King. Die ARD könnte ihren Vorsprung mit einem Preis für "die story: Leben nach Butscha" auch ausbauen oder das ZDF etwas zur ARD aufschließen, falls "frontal: Die Straße des Todes - Kriegsverbrechen in der Ukraine" oder "ZDFzeit: Geheimsacke Katar - wie ein Land den Fußball kaufte" gewinnen sollte.

Der Trend dazu, dass auch im Doku-Bereich zunehmend in serieller Form erzählt wird, schlägt sich inzwischen auch beim Deutschen Fernsehpreis nieder. Erstmals gab's die Kategorie 2014, dann allerdings bis 2018 nicht mehr und auch 2020 fehlte sie dann plötzlich wieder. Nun ist sie immerhin im dritten Jahr in Folge dabei und hier kommt sogar die Mehrzahl der Nominierten von kommerziellen Anbietern: Die Joko-Doku "The World's Most Dangerous Show" von Prime Video, die Sky-Dokuserie "Juan Carlos - Liebe, Geld Verrat" und die sehr ausgiebige Dokuserie "Second Move Kills - 5 Jahre mit Jens Spahn", die bei RTL+ zu sehen war. In der Vergangenheit war aber auch diese Kategorie eine öffentlich-rechtlich geprägte. Von diesen sind diesmal "Die Kinder von Lügde" vom ZDF und "Marie will alles - Durchstarten mit Down-Syndrom" vom WDR im Rennen.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Dokuserie / Mehrteiler
2014 24h Jerusalem Arte/BR
2016 Kategorie nicht existent -
2017 Kategorie nicht existent -
2018 Kategorie nicht existent -
2019 Terra X: Die Reise der Menschheit ZDF
2020 Kategorie nicht existent -
2021 Charité Intensiv: Station 43 RBB
2022 Kevin Kühnert und die SPD NDR

Immerhin in einer Kategorie ist einem privaten Anbieter ein Fernsehpreis in jedem Fall sicher: In der noch jungen, erst 2017 eingeführten Kategorie fürs beste Infotainment. Nominiert sind ProSieben für "Joko & Klaas Live #IranRevolution", das "Sat.1 Frühstücksfernsehen" sowie "Sterben für Anfänger" von RTL+. In der Vergangenheit ging der Preis in dieser Kategorie bislang je zwei Mal an ProSieben und das ZDF, je einmal an RTL und die ARD.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Bestes Infotainment"
2017 Galileo ProSieben
2018 Terra X: Der große Anfang – 500 Jahre Reformation ZDF
2019 Jenke von Wilmsdorff für "Jenke macht Mut! Leben mit Brustkrebs", "Das Jenke-Experiment" und "Jenke Über Leben" (RTL) RTL
2020 Leschs Kosmos ZDF
2021 Joko & Klaas LIVE: Pflege ist #NichtSelbstverständlich ProSieben
2022 Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Robert Habeck / Karl Lauterbach ARD

Zieht man nach den ersten 23 Jahren eine Bilanz der ausgezeichneten Leistungen in all diesen Kategorien, so liegt die ARD in der Historie des Deutschen Fernsehpreises bei der Information mit 31 Auszeichnungen vor dem ZDF mit 21 Preisen. Bei den Privatsendern liegt RTL mit neun Auszeichnungen deutlich vor Seven.One Entertainment mit drei Deutschen Fernsehpreisen in der Information - selbst 3sat hat hier mit vier Auszeichnungen aktuell noch eine mehr. Wenig überraschend ist die Information also bislang die große Domäne der Öffentlich-Rechtlichen. Da ist es schon sehr bemerkenswert, dass in diesem Jahr von den 16 Nominierungen in den Werks-Kategorien zehn auf die Privaten, aber nur sechs auf die Öffentlich-Rechtlichen entfallen.