Netflix produziert im vor allem Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Sendern nur einen Bruchteil der Anzahl an Filmen und Serien - aus Sicht der Jury war der Anteil an Herausragendem im vergangenen Jahr aber so hoch, dass Netflix mit in Summe 13 Nominierungen im Bereich Fiktion mehr Chancen auf einen Deutschen Fernsehpreis hat als jede andere Sendergruppe oder Plattform. Das geht bei Netflix auf nur drei Produktionen zurück, die allesamt vielfach nominiert wurden.
Mit fünf Nominierungen ganz an der Spitze steht dabei die von der btf produzierte Comedyserie "King of Stonks", die den Wirecard-Skandal zur Satire machte. Die Jury fand mit Matthias Brandt und Thomas Schubert beide Hauptdarsteller so überzeugend, dass sie jeweils auch eine persönliche Nominierung erhielten, obendrein sind auch Philipp Käßbohrer, Jan Eichberg, Mats Frey und Fabienne Hurst fürs Beste Buch sowie Rainer Nigrelli, Florian Böttger und Christoph Otto in der Kategorie Schnitt/Montage im Rennen.
Um die Auszeichnung als Beste Comedyserie konkurriert "King of Stonks" mit der schon im Vorjahr nominierten ZDF-Comedy "Doppelhaushälfte" (ICONOCLAST Films) sowie der zweiten Staffel der von Pyjama Pictures für Prime Video produzierten Mockumentary "Die Discounter". Die erste Staffel hatte im vergangenen Jahr unter anderem schon einen Grimme-Preis und den Schauspiel-Preis gewonnen, beim Fernsehpreis war sie hingegen damals nicht berücksichtigt worden.
Die anderen beiden Serien, die für die führende Netflix-Position sorgen, sind "Kleo" (Zeitsprung Pictures) und "Die Kaiserin" (Sommerhaus Serien), beide neben der ZDF-Serie "Der Schatten" (Keshet Tresor Fiction) im Rennen um eine Auszeichnung als beste Drama-Serie. Wie Jella Haase rachemordend durch die Lande zieht, war der Jury auch eine persönliche Nominierung wert, zudem gibt's Chancen in den Kategorien Regie und Buch. "Die Kaiserin" ist hingegen noch in den Bereichen Schnitt/Montage sowie Ausstattung im Rennen, zudem ist Philip Froissant als Bester Hauptdarsteller nominiert.
Spannend: Im Vergleich der beiden Sisis in den Sisi-Serien von Netflix und RTL fand die RTL-Sisi Dominique Devenport mehr Gefallen bei der Jury, sie wurde nämlich als beste Hauptdarstellerin nominiert, Netflix-Sisi Devrim Lingnau ist hingegen hier nicht im Rennen. Mit Désirée Nosbusch ist zudem noch eine weitere Schauspielerin aus "Sisi 2" nominiert, in dem Fall wird aber ihre Gesamt-Leistung inklusive ihrer Rollen in "Süßer Rausch" und "Conti" gwürdigt. Ansonsten konkurrieren die beiden neben der schon genannten Jella Haase auch noch mit Nina Gummich für ihre Darstellung der Alice Schwarzer im ARD-Film "Alice" sowie Jeanette Hein für ihre Rolle in der Prime-Video-Serie "Luden - Könige der Reeperbahn".
Die zweite "Sisi"-Staffel ist zwar nicht als beste Serie nomniert, kann aber trotzdem gleich fünf Nominierungen auf sich vereinigen und steht damit gemeinsam mit "King of Stonks" an der Spitze der Nominierungscharts. Neben den beiden Hauptdarstellerinnen ist die RTL-"Sisi" auch in den Gewerks-Kategorien Regie, Musik und Ausstattung nominiert. Die erste Staffel war beim Deutschen Fernsehpreis im vergangenen Jahr übrigens noch ohne jede Nominierung geblieben.
Neben Netflix war es aus Sendersicht auch fürs ZDF (inkl. ZDFneo) ein starkes Fiction-Jahr. Mit in Summe zwölf Nominierungen landeten die Mainzer nur ganz knapp hinter Netflix, was die Zahl der Nominierungen anbelangt. Hier verteilt es sich aber auf mehr Produktionen: Dass "Der Schatten" als beste Serie (und zudem auch für Regie und Kamera) nominiert ist, wurde hier bereits erwähnt, das ZDF stellt aber auch jeweils zwei von drei Nominierte in den Kategorien Bester Fernsehfilm und Bester Mehrteiler.
Die von Seven Dogs produzierte Serie "Gestern waren wir noch Kinder" (hier ist auch Autorin Natalie Scharf nominiert) sowie die von Intaglio Films und ndF umgesetzte Mammut-Produktion "Der Schwarm" (hier ist auch Dascha Dauenhauer für die Musik im Rennen) konkurrieren um die Auszeichnung als Bester Mehrteiler mit der Moovie-Produktion "Lauchhammer - Tod in der Lausitz", die bei der ARD lief. Letzere ist auch für die beste Kamera nominiert. Bei den Fernsehfilmen schließlich treten die beiden ZDF-Film "Die Bürgermeisterin" (Network Movie) und "So laut du kannst" (Relevant Film) gegen den ARD-Film "Ramstein - Das durchstoßene Herz" (FFP New Media / Fontana) an.
Eine größere Überraschung findet sich noch in der Liste der nominierten Schauspieler: Matthias Matschke ist hier für seine Auftritte in "Wir sind die Meiers" nominiert - also nicht in einem Film oder einer Serie, sondern in einer Sketch-Comedy. Ohnehin konnte die Jury leichteren Stoffen viel abgewinnen, wie sich ja beispielsweise auch an den Nominierungen für die beiden "King of Stonks"-Darsteller Matthias Brandt und Thomas Schubert oder Philip Froissant aus "Die Kaiserin" zeigt. Komplettiert wird das Feld von Malick Bauer, der die Hauptrolle in "Sam - Ein Sachse" spielt. Letzteres ist übriges die einzige Nominierung für eine Disney+-Produktion. In der Kategorie Bester Schnitt/Montage ist zudem auch eine Joyn-Serie nominiert: Emil Belton, Bruno Alexander, Oskar Belton, Paul Sommerhalter für "Intimate."
Im Folgenden: Alle Nominierungen im Bereich Fiktion im Überblick