Mit insgesamt gleich sechs Nominierungen führt "KRANK Berlin" das Nominierten-Feld in der Fiktion in diesem Jahr mit großem Vorsprung an. Die von Violet Pictures und Real Film Berlin produzierte Medical-Serie hat nichts mit betulichen Krankenhausserien alter Prägung gemein, sondern zeigt mit visueller Wucht und ungewohnter Härte die Arbeit in einer Berliner Notaufnahme. Das hat die Jury so überzeugt, dass "KRANK Berlin" nicht nur als Beste Drama-Serie nominiert ist, sondern auch für die beste Regie, die beste Kamera und die beste Montage im Rennen ist. Zudem sind Haley Louise Jones und Slavko Popadic aus dem Hauptcast auch für ihre schauspielerische Leistung persönlich nominiert.
Eigentlich hätte man darüber jetzt bei Sky jubeln dürfen, das "KRANK Berlin" ursprünglich beauftragt hatte - ehe man sich komplett aus der Fiction-Produktion zurückzog. Doch die Qualität wurde anderswo erkannt: Zuerst sprang das ZDF ein, später kam noch Apple TV+ an Bord. Bislang war die Serie nur bei Apple zu sehen, das sich mit seinem Zukauf nun seinen ersten großen Fernsehpreis-Aufschlag gesichert hat.
Eine ähnliche Story gibt's auch bei "Zeit Verbrechen", das ebenfalls als beste Drama-Serie im Rennen ist: Hier war es ursprünglich Paramount+, das die Produktion bei X Filme in Auftrag gab, bevor man dann der deutschen Fiction den Stecker zog. Eine neue Heimat fand die Serie bei RTL+. Die Serie hat keine fortlaufende Handlung, sondern besteht aus vier filmischen Einzelstücken, jede in ihrer ganz eigenen Machart und auf Basis einer Episode des gleichnamigen "Zeit"-Podcasts. Die Folge "Dezember" ist auch für die beste Kamera im Rennen, alle Folgen für die beste Montage.
Komplettiert wird das Feld der Drama-Serien, in dem anders als im Vorjahr nicht fünf, sondern wieder die standardmäßigen drei Nominierungen ausgesprochen wurden, von "Uncivilized" - und damit noch einer Anthologie-Serie, die keine fortlaufende Geschichte erzählt, sondern im Grunde fünf Einzelfilme aneinanderreiht, die allesamt unter dem Oberthema Alltagsrassismus stehen, abgeschlossen noch von einer Doku-Folge. Produziert wurde sie von Cocktailfilms und KollektivZwo fürs ZDF.
ARD dominiert Film-Bereich, viel junge Comedy
Während man bei den Serien also mehrere zu Serien arangierte Einzelstücke findet, findet man in der Kategorie "Bester Fernsehfilm/Mehrteiler" auch einen Stoff, den viele wohl eher als Serie wahrgenommen haben: Das von Sperl Film und X Filme produzierte "Herrhausen - Der Herr des Geldes" tritt als Mehrteiler hier gegen "Ein Mann seiner Klasse" (Saxonia Media) und "Wer ohne Schuld ist" (Relevant Film) an. Damit ist die gesamte Kategorie rein mit Produktionen für die ARD belegt. Alle diese Filme/Mehrteiler sind dabei merhfach im rennen: "Herrhausen" auch in der Regie und Musik, "Ein Mann seiner Klasse" auch in der Ausstattung sowie mit Leonard Kunz als bestem Schauspieler, bei "Wer ohne Schuld ist" sind es sowohl Lou Strenger als auch Aaron Hilmer aus dem Hauptcast.
Im Bereich der Comedyserien war die Bandbreite unterdessen wieder groß. Da trifft die von Constantin Film produzierte Netflix-Serie "Achtsam Morden" mit dem ebenfalls nominierten Tom Schilling als Anwalt mit Hang zum Work-Live-Balance-Mord gegen ZDF-Comedyserie "Tschappel" über schwäbische Teenager (produziert von Apollonia Film und LAX Entertainment) an. Dritte Produktion im Bunde ist "Angemessen Angry", wo die auch persönlich nominierte Hauptdarstellerin Marie Bloching eben angemessen angry auf eine Vergewaltigung reagiert. Obendrein ist hier auch Elsa van Damke für die beste Regie nominiert. Die Serie ging aus dem Storytellers-Wettbewerb von RTL+ hervor und wurde von Studio Zentral produziert.
Die Schauspiel-Kategorien
Marie Bloching konkurriert um den Fernsehpreis für die Beste Schauspielerin wie schon erwähnt mit Haley Louise Jones aus "KRANK Berlin" und Lou Strenger aus "Wer ohne Schuld ist", außerdem sind hier noch Maria Furtwängler für ihre Rolle im Film "Bis zur Wahrheit" und Melodie Simina für "Schwarze Früchte" im Rennen. Bei den Schauspielern gingen die Nominierungen an Aaron Hilmer ("Wer ohne Schuld ist"), Leonard Kunz ("Ein Mann seiner Klasse"), Slavko Popadic ("KRANK Berlin), Tom Schilling ("Achtsam Morden") und Friedrich Mücke ("Ich bin Dagobert").
Generell schaffte es die RTL+-Serie "Ich bin Dagobert", die von Zeitsprung Pictures produziert wurde, zwar nicht zu einer Nominierung in den Werkskategorien, ist aber trotzdem insgesamt dreifach im Rennen: Zusätzlich nämlich auch noch für die beste Kamera und die beste Ausstattung. Hier konkurriert man neben "Ein Mann seiner Klasse" auch noch mit "Nachts im Paradies" - und damit sind wir wieder beim Thema vom Anfang des Artikels: Auch diese Produktion von Windlight Pictures, Beside Productions und Satel Film lief nicht auf der Plattform, von der sie ursprünglich beauftragt wurde. Nach dem Rückzug von Lionsgate sprang hier Magenta TV ein und bescherte der Telekom hier nun noch eine Fiction-Nominierung.
Angeführt wird das Plattformranking in der Fiktion in diesem Jahr mit insgesamt 13 Nominierungen aber von der ARD, gefolgt vom ZDF mit elf. RTL landet mit starken neun Nominierungen nicht weit dahinter, Apple bringt es allein dank "KRANK Berlin" auf sechs und damit doppelt so viele wie Netflix, das neben "Achtsam Morden" aber auch noch eine Nominierung für "Cassandra" (Beste Musik) einheimsen konnte. Alle anderen - also ProSiebenSat.1, aber auch Prime Video, gingen diesmal leer aus.
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Im Folgenden: Alle Nominierungen in der Fiktion im Überblick