Am Mittwoch ist in den MMC-Studios bei einer großen TV-Gala der Deutsche Fernsehpreis vergeben worden. Nachdem am Vortag die Kreativen im Fokus standen, wurden jetzt Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Formate in den Bereichen Unterhaltung, Fiktion und Information sowie deren Macherinnen und Macher ausgezeichnet. Bevor es losging, stand allerdings ein Mann im Fokus, der in den vergangenen Jahren so etwas wie Mr. Fernsehpreis war: Wolf Bauer. Der ehemalige UFA-Chef war in diesem Jahr zum letzten Mal der Vorsitzende der Jury, nachdem er diesen Job sieben Jahre inne hatte. Dafür wurde Bauer noch vor dem Beginn der eigentlichen Gala mit einem Sonderpreis geehrt.
Was auffiel am Mittwoch bei der Verleihung in Köln: Eine ganze Reihe der ausgezeichneten Personen war gar nicht live vor Ort beim Fernsehpreis. So war es auch in der ersten Kategorie, der besten Show. Hier setzten sich Joko und Klaas mit ihrem "Sehr guten Quiz (mit hoher Gewinnsumme)" durch. Die beiden Entertainer waren zugeschaltet - sie zeichneten zur Stunde der Verleihung eine andere Show auf.
Auch andere Nominierte im Bereich Unterhaltung waren nicht persönlich in Köln anwesend: Bill, Tom und Heidi Kaulitz waren nicht vor Ort. In der Kategorie beste Reality war die Vergabe des Deutschen Fernsehpreises besonders spannend, hier traten zwei Kaulitze (Bill und Tom, "Kaulitz & Kaulitz") nämlich gegen Heidi Klum / Kaulitz ("Germany's Next Topmodel") an. Ebenfalls nominiert war "Die Verräter". Am Ende setzte sich "Kaulitz & Kaulitz" durch, Bill und Tom waren ins Studio geschaltet und bedankten sich (mit Hund und Champagner) für die Ehrung.
Ina Müller fehlte am Mittwoch in Köln krankheitsbedingt, konnte sich aber über die Auszeichnung mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Comedy/Late Night freuen. Vox setzte sich in der Kategorie Bestes Factual Entertainment durch, hier war der Sender gleich doppelt nominiert: Sowohl die "Herbstresidenz" als auch "Wir werden groß!" konnten auf eine Auszeichnung hoffen, herausgefordert wurde Vox von der ARD, die mit "In höchster Not - Bergretter im Einsatz" im Rennen waren. Am Ende ging der Fernsehpreis an die "Herbstresidenz" mit Tim Mälzer und André Dietz, die nach "Zum Schwarzwälder Hirsch" bereits zum zweiten Mal gemeinsam ausgezeichnet wurden. Den letzten Fernsehpreis in der Unterhaltung heimste Teddy Teclebrhan für seine Moderation von "Wer stiehlt mir die Show?" ein - auch er wurde zugeschaltet, in diesem Fall aus Mexiko.
In der Fiktion wurde Netflix, wie auch in der Unterhaltung, ebenfalls ausgezeichnet: "Achtsam Morden" wurde als beste Comedy-Serie geehrt. Nachdem der Streamingdienst im vergangenen Jahr komplett leer ausgegangen war, ist man in diesem Jahr mit zwei Auszeichnungen gut dabei gewesen. Doppelt ausgezeichnet wurde derweil auch "Ein Mann seiner Klasse". Die ARD-Produktion wurde einerseits als bester Fernsehfilm ausgezeichnet und darüber hinaus erhielt auch Leonard Kunz für seine Hauptrolle in dem Film einen Fernsehpreis.
"KRANK Berlin": Beste Drama-Serie, die Sky nicht mehr wollte
In der Kategorie bester Fernsehfilm setzte sich "Ein Mann seiner Klasse" unter anderem gegen "Herrhausen" durch - also die ARD-Produktion, die bereits bei der Nacht der Kreativen doppelt ausgezeichnet wurde und unter anderem den eigentlichen Favoriten der diesjährigen Verleihung, "KRANK Berlin", in den Schatten stellte. Die Serie, die von Apple TV+ und dem ZDF gerettet wurde, nachdem Sky sie nach dem Ausstieg aus der eigenproduzierten Fiction nicht mehr zu Ende bringen wollte, ist am Mittwoch dann doch noch als beste Drama-Serie ausgezeichnet worden.
Für Apple waren es am Dienstag und Mittwoch die ersten Fernsehpreise überhaupt. Von insgesamt sechs Nominierungen fuhr "KRANK Berlin" zusammengerechnet letztlich zwei Preise ein. Als beste Schauspielerin ist Maria Furtwängler für ihre Darstellungen in der ARD-Produktion "Bis zur Wahrheit" geehrt worden.
In der Information ist das Feld der ausgezeichneten Produktionen und Sender/Streamer ziemlich vielfältig gewesen. Das ZDF räumte mit "37°Leben: Against All Gods - Die Glaubens-WG" (Bestes Infotainment) und "Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal" (Beste Dokumentation/Reportage) gleich zwei Fernsehpreise ab. Als beste Dokuserie ist "German Cocaine Cowboy - Der Deutsche im Cali-Kartel" von Prime Video geehrt worden. In der Kategorie Beste Information kann sich das Team von Phoenix freuen, das für seine parlamentarische Berichterstattung ausgezeichnet worden ist, Burkhard Kress wurde derweil für sein "Extra Spezial" (Beste Einzelleistung) bepreist. Er machte in der Spezialsendung seine eigene Krebs-Erkrankung öffentlich, auf der Bühne in Köln erklärte er, wenige Tage nach der Ausstrahlung in Rente gegangen zu sein.
Kein Abräumer, ARD mit den meisten Fernsehpreisen
Mit MagentaTV ist auch der diesjährige Vorsitzende der Fernsehpreis-Stifter ausgezeichnet worden, geehrte wurde die Plattform für die Übertragungen im Rahmen der DEL als beste Sportsendung. Bereits bekannt war, dass Otto Waalkes mit dem Ehrenpreis der Stifter geehrt werden würde, in dieser Rolle eröffnete er auch mit Barbara Schöneberger die Show am Mittwoch. Überhaupt nichts geahnt von seiner Auszeichnung hat dagegen Samuel Benito, der den Förderpreis der Stifter erhielt - und auf der Bühne sichtbar überwältigt war. Zuletzt war er in der RTL+-Produktion "Zeit Verbrechen" zu sehen.
Am Ende der TV-Gala konnte sich die ARD über vier weitere Fernsehpreise freuen - mehr als alle anderen Sender und Streamer. Damit war man der erfolgreichste Auftraggeber - auch bei der Nacht der Kreativen heimste die ARD die meisten Preise ein (DWDL.de berichtete). Das ZDF und RTL kamen am Mittwoch auf drei Preise. ProSiebenSat.1 und Netflix erhielten jeweils zwei Auszeichnungen, Prime Video, Apple TV+, MagentaTV und Phoenix jeweils eine. Interessant auch: Beide Fernsehpreise hat ProSieben Florida Entertainment zu verdanken.
Rechnet man die Fernsehpreise zusammen, die bei der Nacht der Kreativen und bei der TV-Gala vergeben wurde, kann sich die ARD über in Summe acht Ehrungen freuen. Dahinter folgen das ZDF (6) und RTL (5). ProSiebenSat.1 kommt auf drei Deutsche Fernsehpreise, Netflix, Prime Video und Apple TV+ auf jeweils zwei. Mit je einer Ehrung ausgezeichnet wurden MagentaTV und Phoenix.
Hier alle Gewinnerinnen und Gewinner des Abends:
Fiktion
Bester Fernsehfilm/Mehrteiler
- Ein Mann seiner Klasse (ARD/SWR/BR/Saxonia Media)
- Herrhausen - Der Herr des Geldes (ARD/Degeto/rbb/SWR/hr/Sperl Film/X Filme)
- Wer ohne Schuld ist (ARD/SWR/Relevant Film)
Beste Drama-Serie
- KRANK Berlin (ZDF/Apple TV+/Violet Pictures/REAL FILM Berlin)
- Uncivilized (ZDF/Das kleine Fernsehspiel/cocktailfilms/Kollektiv Zwo)
- ZEIT Verbrechen (RTL+/ X Filme)
Beste Comedy-Serie
- Achtsam Morden (Netflix/Constantin Film)
- Angemessen Angry (RTL+/Studio Zentral)
- Tschappel (ZDF/Apollonia Film/LAX Entertainment)
Beste Schauspielerin
- Marie Bloching für "Angemessen Angry" (RTL+/Studio Zentral)
- Maria Furtwängler für "Bis zur Wahrheit" (ARD/Atalante Film/Nordfilm)
- Haley Louise Jones für "KRANK Berlin" (ZDF/Apple TV+/Violet Pictures/REAL FILM Berlin)
- Melodie Simina für "Schwarze Früchte" (ARD/Degeto/Jünglinge Film/Studio Zentral)
- Lou Strenger für "Wer ohne Schuld ist" (ARD/SWR/Relevant Film)
Bester Schauspieler
- Aaron Hilmer für "Wer ohne Schuld ist" (ARD/SWR/Relevant Film)
- Leonard Kunz für "Ein Mann seiner Klasse" (ARD/SWR/BR/Saxonia Media)
- Friedrich Mücke für "Ich bin Dagobert" (RTL+/Zeitsprung Pictures)
- Slavko Popadic für "KRANK Berlin" (ZDF/Apple TV+/Violet Pictures/REAL FILM Berlin)
- Tom Schilling für "Achtsam Morden" (Netflix/Constantin Film)
Information
Beste Information
- ARD-Brennpunkt: Trumps Wahlerfolg & Bruch der Ampel (ARD | WDR)
- Markus Lanz - Korrespondent:innen-Gespräch zur US-Wahl (ZDF | MHOCH2/Fernsehmacher)
- Die parlamentarische Berichterstattung bei Phoenix (Phoenix)
Bestes Infotainment
- 37°Leben: Against All Gods - Die Glaubens-WG (ZDF | Zoo Productions)
- Kannste (nochmal) Kanzler?? (Sat.1 | RedSeven Entertainment)
- ProSieben THEMA. Forrest Trump - Amerika vor der Schicksalswahl (ProSieben | pqpp2)
Beste Dokumentation/Reportage
- Ausgesetzt in der Wüste - Europas tödliche Flüchtlingspolitik (ARD/BR/Deutsche Welle/Lighthouse Reports/NDR)
- Pädokriminelle Foren im Darknet: Jetzt löschen wir richtig - STRG_F (Funk/NDR)
- Stern Investigativ: Die Nazi-Kinder (RTL+/Stern)
- Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal (ZDF/3sat/zero one Film/Friedrich Moser Film)
- Die Vertrauensfrage: Wer kann Deutschland (ARD/WDR/SWR/rbb/MDR/
ECO Media)
Beste Doku-Serie
- Alles außer Kartoffeln: Menschen. Küche. Heimat. (ARD/BR/hr/SR/WDR/isar film)
- German Cocaine Cowboy - Der Deutsche im Cali-Kartel (Prime Video/Beetz Brothers Film Production)
- Roncalli - Macht der Manege (ARD/NDR/WDR/SWR/UFA Documentary/)
- The Wagner Brothers - Zwei Brüder, ein Traum (ZDF/Flare Film)
- Warum verbrannte Oury Jalloh? (ARD/WDR/SWR/BR/MDR/LOOKSfilm)
Beste Moderation / Einzelleistung Information
- Golineh Atai für ihre Syrien-Berichterstattung (ZDF)
- Burkhard Kress für "EXTRA Spezial: Krebs – warum meine Diagnose Ihr Leben verändern kann" (RTL/RTL News)
- Eva Schulz für "Deutschland, warum bist du so?" (ZDF/Drive Beta)
Beste Sportsendung
- Olympische Sommerspiele Paris 2024, Sportschau (ARD/NDR)
- PENNY DEL (Magenta TV/Telekom Deutschland / thinXpool TV/PLAZAMEDIA/NEP Deutschland)
- Sky Bundesliga Konferenz (Sky)
Unterhaltung
Beste Show
Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme) (ProSieben/Florida Entertainment)- Udo Jürgens Forever - Die Show zum 90. Geburtstag (ARD/BR/Constantin Entertainment)
- Wer wird Millionär? 25 Jahre - Das große Jubiläums-Special (RTL/EndemolShine Germany)
Beste Comedy/Late Night
- Die Anstalt - Freunde des Patriarchats (ZDF/Redspider Networks)
- Experte für alles (ProSieben/Florida Entertainment)
- Inas Nacht (ARD/NDR/Beckground TV)
Bestes Factual Entertainment
- Herbstresidenz mit Tim Mälzer und André Dietz (Vox/Vitamedia Film)
- In höchster Not - Bergretter im Einsatz (ARD/BR/Timeline Productions)
- Wir werden groß! Abenteuer Pubertät (Vox/Sagamedia)
Beste Reality
- Germany's Next Topmodel - by Heidi Klum (ProSieben/Redseven Entertainment)
- Kaulitz & Kaulitz Staffel 2 (Netflix/Constantin Entertainment)
- Die Verräter - Vertraue Niemandem! Halloween-Spezial (RTL+/Tower Production/All3Media)
Beste Moderation / Einzelleistung Unterhaltung
- Bastian Pastewka, Oliver Welke für "Welke & Pastewka – Wiedersehen macht Freude!" (ZDF/Prime Productions)
- Teddy Teclebrhan für "Wer stiehlt mir die Show?" (ProSieben/Florida Entertainment)
- Lutz van der Horst, Fabian Köster für "heute show spezial - Zwei Besserwessis im Osten" (ZDF/Prime Productions)
Förderpreis der Stifter
- Samuel Benito für die "ZEIT Verbrechen"-Folge "Dezember" (RTL+/X Filme)
Ehrenpreis der Stifter
- Otto Waalkes