Dietmar SchickelHerr Schickel, ab sofort speist Tele Columbus die HD-Sender von ProSiebenSat.1 im Kabel ein und ist damit der erste Kabelanbieter im Markt. Hinkt Ihre Branche hier dem Satelliten hinterher?

Für Tele Columbus kann ich das natürlich nicht bestätigen! Wir haben sofort alle privaten Anbieter in unsere Netze eingespeist. Das Thema HD haben wir in diesem Jahr als den Trend schlechthin ausgemacht und wollen mit der Einspeisung beweisen, dass wir ein Treiber der Digitalisierung sind. Wenn andere Unternehmen noch hadern, liegt das vielleicht an zu geringen Bandbreiten. Aber bei Tele Columbus können wir dort, wo integrierte Netze verfügbar sind, alles parallel anbieten. Dazu kommt unsere Hardware-Strategie: Aktiv geben wir nur noch HD-Receiver aus.

Es gibt keine SD-Receiver mehr bei Ihnen?


Natürlich bekommen Sie bei uns auf Nachfrage auch noch einen SD-Receiver – zum Beispiel für das Zweitgerät im Schlafzimmer. Aber wer zu uns in den Shop kommt, bekommt einen HD-Receiver und basta. Aktuell haben wir eine Vereinbarung mit einem Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft getroffen, bei der weit mehr als 2.000 Teilnehmer mit HD-Receivern ausgestattet werden. Das ist das erste Mal, dass eine ganze Liegenschaft vollständig auf digitalen Empfang umsteigt!

Das klingt fast so, als wäre der analoge Switch-Off für Sie nicht mehr weit.

Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, analog zu verbreiten, wenn man ein digitales Signal hat. Warum soll ich auf eine geringere Qualität zurückschalten und digitale Signale reanalogisieren, um sie wieder analog ins Netz zu bringen? Man muss aber bedenken, dass die Wohnungswirtschaft ein wichtiger Partner unseres Unternehmens ist. Dort hat man natürlich Sorge um die Musterkundin Erna Grabowski – eine Kundin, die wenig technikaffin ist und noch einen alten Röhrenfernseher hat. Jetzt laufen die Diskussionen, wie wir die Umstellung für die Kunden so einfach wie möglich gestalten können.

Ist die Wohnungswirtschaft in Ihrer Wahrnehmung denn innovationsfreundlich?


Es ist wie überall sonst im Leben auch: Es gibt unter unseren Partnern sehr innovative Unternehmen, es gibt weniger innovative und es gibt Unternehmen, die sich hauptsächlich um eine ältere Klientel kümmern, bei der das Thema nicht in den Vordergrund gerückt werden soll.

Verläuft die Digitalisierung im Kabel zu langsam?


Wir schaffen in diesem Jahr die 35 Prozent. Das ist natürlich noch kein Vergleich mit Terrestrik und Satellit. Allerdings wurde in der Terrestrik das analoge Signal bereits abgeschaltet. Da wurde vorher auch nicht diskutiert, ob die Zuschauer einen Receiver bedienen können. Beim Satelliten ist es heute gar nicht mehr möglich, eine analoge Anlage zu kaufen. Nur beim Kabel hat der Zuschauer noch die Wahl. Der Prozess ist  hier allein schon wegen der Angebotsvielfalt langsamer.
 
Lesen Sie auf der folgenden Seite, wie Schickel das Kabel gegenüber dem Satelliten im Vorteil sieht und wie seine Prognose für den Kabelmarkt der Zukunft lautet.