Am Rande der LA Screenings haben ProSiebenSat.1 und Twentieth Century Fox ihren bestehenden Rahmenlizenzvertrag verlängert. Die genaue Laufzeit nannten beide Seiten allerdings nicht. "Wir verlängern den Vertrag mit Twentieth Century Fox vorzeitig und haben dabei bestimmte Bedingungen des Deals angepasst", sagt Rüdiger Böss, Executive Vice President Group Programming Acquisitions bei ProSiebenSat.1, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Unser Ziel ist immer, dass solche Vereinbarungen für beide Partner eine Win-Win-Situation sind."

Böss erachtet den neuen Vertrag auch hinsichtlich der Konkurrenz als wichtig. "Uns geht es auch darum, uns in einem zunehmend härter umkämpften Markt abzusichern. Neben den klassischen Mitbewerbern gibt es inzwischen neue wie etwa Amazon." Es sei daher wichtig, die eigenen TV-Ausstrahlungen durch Exklusivität zu schützen. Hinzu kommt das Zuschauerverhalten, das sich vor allem bei Serien stark verändert habe - auch an dieser Entwicklung haben die neuen Player einen entscheidenden Anteil.

"Heute können Zuschauer Serien auf eine Weise schauen, die es früher im klassischen Fernsehen nicht gab", so Böss. "Dabei geht es nicht nur ums Binge-Watching, sondern vielmehr um die Frage, wann und wo ich meine Inhalte konsumieren möchte. Für uns bedeutet das, dass wir bei den Serien, die großes Potenzial fürs Free-TV besitzen, gleichzeitig darauf achten, uns auch Online-Rechte zu sichern." Das sei inzwischen ein wichtiger Teil der Verträge mit den Hollywoodstudios. "Dafür müssen wir diese manchmal etwas anpassen, so wie wir das jetzt mit Fox getan haben."

Rüdiger Böss© ProSiebenSat.1

Durch den neuen Vertrag sichert sich der Konzern nicht nur Zugriff auf künftige Serien, sondern auch auf Fox-Blockbuster wie "Deadpool", "Ice Age - Kollision voraus!" oder "Alien: Covenant" sowie Klassiker wie "Titanic", "Kevin - Allein zu Haus" oder "Independance Day". "Spielfilme funktionieren in Deutschland sehr gut - das ist in anderen Ländern längst nicht mehr so stark ausgeprägt", sagt ProSiebenSat.1-Chefeinkäufer Rüdiger Böss zu DWDL.de. "Umso wichtiger ist es für uns, uns attraktiven Filme rechtzeitig zu sichern. Hier ist die Nachfrage im Markt nach wie vor sehr groß, auch wenn manche Wettbewerber etwas anderes behaupten."

Serien-Hype - auch fürs Free-TV?

Mit Blick auf die Vielzahl an neuen Serien spricht Böss indes von einem Hype, "der auf Dauer nur sehr schwer fortzusetzen sein wird". Böss: "Auf der einen Seite gibt es für die Zuschauer immer mehr Angebote - im deutschen Markt hat sich die Anzahl der Free-TV-Angebote in den vergangenen Jahren mehr oder weniger verdoppelt. Gleichzeitig hat die Industrie die Produktion an Serien ebenfalls verdoppelt. Auf diese Weise sind auch sehr viele Nischenprogramme entstanden, die nur eine spitze Zielgruppe ansprechen. Für uns gilt jedoch weiterhin: Wir wollen vor allem Programme, die für die breite Masse attraktiv sind."

"Die Industrie ist im Sitcom-Bereich jahrelang auf der Standspur gefahren."
Rüdiger Böss

Die Hoffnungen innerhalb der Sendergruppe ruhen nun vor allem auf den US-Hit "This is us", der am Mittwoch bei ProSieben anlaufen wird und bereits Teil des bisherigen Fox-Deals war. "Die Serie ist hoch-emotional und funktioniert bereits in vielen Ländern auf sehr hohem Niveau", betont Böss und ist sich sicher: "Wir haben alles getan, um 'This is us' zu einem Erfolg zu machen. Auch wenn die Zeiten vorbei sind, in denen eine Serie auf Anhieb 15 oder 20 Prozent holt - dazu ist das Angebot mittlerweile einfach zu groß geworden - diese Serie ist einfach großartig." Mit Blick auf die Sitcoms setzt er auf den "Big Bang"-Ableger "Sheldon" sowie ab Juni auf "The Mick". Das sei "von den Serien, die wir in den letzten Jahren über den Teich geholt haben, sicher eine der besseren", sagt Rüdiger Böss.

Jetzt wünscht er sich zusammen mit seinen Kollegen in Unterföhring einen besseren Jahrgang als zuletzt. "Die Industrie ist im Sitcom-Bereich jahrelang auf der Standspur gefahren, da kam sehr wenig Neues nach", kritisiert der Chef-Einkäufer. Doch wäre eine größere Zahl an Eigenproduktionen angesichts der US-Flaute keine sinnvolle Alternative? "Es muss weiterhin einen guten Mix aus US- und deutschem Programm geben. Wenn die Qualität stimmt, schauen die Zuschauer inzwischen auch wieder deutsche Serien - und das ist auch gut so", meint Böss. "Allerdings lassen sich viele deutsche Produktionen aus meiner Erfahrung heraus schlechter wiederholen. Daher werden wir auch weiterhin einen Blick nach Amerika richten."