Die Breaking News, dass Barbara Schöneberger in Kürze auch noch neue Chefin des Bundesamts für Verfassungsschutz und damit Nachfolgerin von Hans-Georg Maaßen wird, hat mich nur ganz kurz irritiert. Wie, das jetzt auch noch? Natürlich, das jetzt auch noch. Nach dem Fernsehen und der Gesangsbühne und den ganzen Preisverleihungsgalas und dem Zeitschriftenmarkt und dem Radio hat sie ohne den eigentlich folgerichtig wirkenden Umweg über diverse öffentliche Kochstudios jetzt schon die Politik erreicht. Sie ist im Märchen von Hase und Igel eindeutig der Igel, immer schon da, während andere sich noch abhetzen. Sie treibt ihre Omnipräsenz und damit die Barbararisierung des Landes mit einer Vehemenz voran, die ihresgleichen sucht und nie findet.

"Ich schaffe das" müsste eigentlich groß auf dem einem Vermarktungsbanner nicht unähnlichen Heiligenschein stehen, der unsichtbar über ihrem blonden Schopf schwebt. Dass sie nun ausgerechnet das Bundesamt für Verfassungsschutz übernimmt, ist natürlich kein Zufall. Erstens kennt Barbara Schöneberger sich aus mit Verfassung, muss sie doch immer wieder ihre eigene ironisch kommentieren, bevor es andere tun, zweitens ergeben sich im Chor ihrer Aktivitäten eindeutig Synergiemöglichkeiten. So kann sie etwa das, was ihre Mitarbeiter in Köln-Chorweiler über die Menschen herausfinden, prima verwenden für die redaktionelle Arbeit bei ihrer Zeitschrift. Und die Trends, die in der "Barbara" stehen sollen, kann sie vorab prima überprüfen lassen durch ihre Geheimagenten.

Natürlich kann La Schöneberger nicht rund um die Uhr ihren Bundesamtsvorsitz einnehmen. Dafür hat sie zu viel zu tun. Business, you know? Schließlich wollen da noch all die Shows moderiert, all die Galas präsentiert und all die Radiominuten gefüllt werden. Fleißige Bienchen aus ihrem Barbarastab werden ihr zuarbeiten, und gelegentlich wird die Chefin dann per Interview der Republik ihre Erkenntnisse kundtun.

Ob diese Ergebnisse der Kanzlerin dann besser passen als jene ihres Vorgängers, hängt ganz von Schönebergers Gusto ab. Beobachter sehen ohnehin den Job als oberste Verfassungsschützerin nur als weitere Sprosse auf der Karriereleiter, bei der noch nicht klar ist, ob sie beim Titel Bundespräsidentin endet oder doch schon bei Frau Bundeskanzlerin.

Da im gemeinen Fußvolk immer noch die Meinung mehrheitsfähig ist, dass Günther Jauch einen guten Präsidenten abgäbe, bliebe für die edle Barbara nur der Posten der Regierungschefin. Den kann sie aus ihrer Position als Verfassungsschutzamtschefin nach Belieben ansteuern. Sollte Angela Merkel wirklich mal eines Tages die Lust verlieren, kann die dralle Babsi problemlos einspringen, wobei ihr natürlich neben dem politischen Gewicht ihres Amtes vor allem die ihr eigene mediale Power von Nutzen sein wird.

Dass die vielen medialen Felder, die das blonde Gift beackert, kein Fall fürs Kartellamt sind, ist allein der Tatsache geschuldet, dass sie in der Außenwirkung von nur einer Person bewirtschaftet werden. Gäbe es viele Schönebergers, also eine fürs TV, eine fürs Radio, eine für Print, und wollten diese sich zusammenschließen, hätten die Wettbewerbshüter gewiss etwas dagegen. Aber was will man machen, wenn die mediale Macht sich derart in einer Figur bündelt.

Und was will man schon gegen die patente Babsi sagen. Die ist ja quasi eine von uns, hat das Herz und auch die Schnute an der jeweils richtigen Stelle und ist als verbale Erstschlagswaffe unbesiegbar. Während andere noch sinnieren und Worte wägen, hat sie schon gesprochen, einen rausgehauen, und alle lachen.

Es dürfte lustig werden mit der Bundeskanzlerin Barbara Schöneberger. Obwohl sie den Job natürlich auch nur nebenamtlich erledigen könnte. So wie beim Radio und so wie beim Heft auch. Ab und an schneit sie mal rein ins Kanzleramt, bringt den Laden mit ihrer Frische zum Glühen und verschwindet dann wieder auf dem Weg zur nächsten großen Aufgabe.

Wer nun denkt, das könne rasch auch über die Grenzen der Barbararepublik Deutschland hinausführen, liegt nicht ganz falsch. Europaparlament, Kommissionspräsidentin, UN-Generalsekretärin, da geht noch was. Da kann es noch öfter heißen: Mein Name ist Schöneberger, Barbara Schöneberger. Wie hieß es doch so schön bei James Bond: Die Welt ist nicht genug. Babsi, übernehmen Sie.

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