Die Weiber sollen sich mal nicht so anstellen. Und diese Sprachaufseher, die mich dazu kriegen wollen, meine außen schwarze und innen weichweiße Schaumsüßigkeit nicht mehr so zu nennen, wie es meine kolonialen Ahnen getan haben, die können mich auch mal. Wer jammert, dass bei rechten Aufmärschen Reporter von Nazis bedroht werden, ist nichts anderes als ein zu verachtendes Weichei. Gegen das, was wir früher an Anfeindungen durchgestanden haben, klingt das alles wie Heulsusentheater im Bällebad. Wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts zu suchen. So einfach ist das. Wird man ja wohl nochmal sagen dürfen.

Entschuldigung, aber ich übe. Ich habe eine Marktlücke entdeckt. Ich möchte bei einem Sender oder einem großen Journal kolumnisierender Rechtsaußen werden. So etwas ist gerade in Mode, so etwas hat bald jedes Medium. Es gibt offenbar Bedarf für irrlichternde Gestalten, die einst in linker Wolle gewickelt wurden, jetzt aber den rechten Rand als Tanzfläche für sich entdeckt haben.

Natürlich sind diese Wortritter von der traurigen Gestalt, die das heute erledigen, nur ein Abglanz jener Helden, die bei der Gratwanderung draufgegangen sind, die irgendwann, man weiß nicht wirklich warum, einfach so über den Rand abgekippt sind und jetzt in irgendwelchen publizistischen Abklingbecken ein tristes Dasein als bedauernswerte Politclowns pflegen. Man denke nur an den einst großen Essayisten Matthias Matussek oder an den vormals schalkhaften Henryk M. Broder. Beide verbrannten ihr Hirn beim Versuch, den rechten Rand zu betänzeln. Beide sind gnadenlos abgestürzt und paddeln jetzt nur noch in zäher brauner Soße in den Gräben irgendwelcher Verschwörungsburgen, wo sie als Hofnarren gehalten werden. Gott sei ihrer Seele gnädig. Aber so ist das nun mal im Journalismus. Es können nicht alle schaffen.

Nein, da muss ich aufpassen, dass ich nicht so ende wie die beiden. Ich werde fein achtgeben, dass mich der Wind nicht zu weit nach Rechtsaußen treibt. Ein bisschen schon, aber halt nicht zu weit. Schließlich ist die Funktion des hausinternen Salon-Rechten ja deutlich umrissen. Seine Aufgabe ist es, jene Leser bei der Stange zu halten, die ihre Alternative sonst bei irgendwelchen Verschwörungsblättchen fänden. Denen will man was bieten, ohne gleich zum Abdruck des nächsten Sarrazin-Bestsellers schreiten zu müssen.

Natürlich werde ich angefeindet werden. Das gehört zum Job. Meine Aufgabe wird es sein, mit jedem Text eine möglichst große Kontroverse loszutreten. Am besten funktioniert das, wenn sich in der Kommentarspalte unter meinem Text Hater und Verteidiger meiner Position kleine Wortschlachten liefern. Je gewagter meine Position, desto zahlreicher die lukrativen Klicks, desto größer die Verbalschlachten, die ich natürlich zur Debatte verklären werde. Wird man ja wohl nochmal sagen dürfen.

Ich werde quasi der Polarisierungsfuchs unter den regelmäßigen Worthülsenhändlern. Als solcher werde ich dann sicherlich auch bald ins Fernsehen eingeladen. Zu Anne Will, zu Sandra Maischberger oder zu Maybrit Illner. Die haben immer mal gerne einen Rechten in der Runde, der seinem eigentlich liberalen Blatt oder seinem eigentlich liberalen Sender verpflichtet bleibt und daher nicht gleich die ganz dicke Sau rauslässt und durchs Talkshowdorf treibt.

Ich verspreche, ich werde stets so tun, als würde ich mit dem Florett fechten und nadelfeine Stiche setzen. Den Säbel oder die Machete können andere benutzen. Zusätzlich werde ich mit einem Einstecktuch meine Noblesse hervorheben, werde ein bisschen so tun, als wüsste ich mich zu benehmen. Aber im Gespräch werde ich dann schon mal hier und da Sätze oder Worte fallenlassen, die mir die anderen dann empört um die Ohren hauen. Vielleicht werde ich sogar öffentlich meine süße Schaumspeise so benennen, wie es sich geziemt, wie es die konservative Tradition fordert. Wird man ja wohl nochmal sagen dürfen.

Meist aber werde ich fein die Waage halten und nur in meiner Schreibe Grenzen überschreiten. Im öffentlichen Gespräch danach werde ich das natürlich alles relativieren und so tun, als hätte ich mit meinem eigenen Geschreibsel nichts zu tun. Kunstfigur, Sie verstehen. Hihi. Paragraph drei und vier im kolumnistischen Manifest. Meine nie, was du schreibst. Schreibe immer so, dass auch das Gegenteil des von dir Gesagten wahr sein könnte.

Ich werde Karriere machen und von Stefan Niggemeier angefeindet werden. Ich werde viel Geld verdienen, bis irgendwann die Herausgeber meines Mediums merken, dass die Strategie, Positionen auf beiden Seiten des Mainstreams gleichzeitig zu besetzen, in die Irre und zu Kundenverlust führt. Es gilt eben immer noch die alte Weisheit: Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht.

Sollte es soweit kommen, sattele ich halt um. Den wirren Linksaußen mit Profilierungsdrang kann ich auch ganz gut, und Jakob Augstein kann ja nicht ewig weitermachen.