Foto: Tele5Wo sehen Sie denn Ihre Konkurrenz?

Überhaupt nicht im Pay-TV. Free- und Pay-TV sind Bereiche, die sehr gut parallel funktionieren. Die Zusammensetzungen und die Interessenslagen des Publikums sind völlig anders. Mit Tele 5 wollen wir in einem Markt, in dem es bei den größeren Anbietern immer weniger Spielfilme gibt, Abend für Abend eine gute Alternative bieten. Wir orientieren uns eher an den Großen Free-TV-Sendern, weil wir überzeugt sind, dass man dabei viel mehr Zuschauer gewinnen kann. Von kleinen Pay-TV Anbietern, die ihren Kunden manchmal die Filme kostengünstiger auf DVD zuschicken könnten, weil ihre Abonnentenzahlen so überschaubar sind, ist da nicht viel zu holen.

Der NBC-Sender Das Vierte, der zeitgleich mit dem Tele 5-Relaunch gestartet ist, hat kürzlich erklärt, man wolle künftig mehr sein als Hollywood...

Weil man nicht mehr genug aus Hollywood hat. (schmunzelt)

Was heißt das für Tele 5?

Nichts. Wir haben Tele 5 nicht mit Blick auf Das Vierte positioniert und werden es auch künftig nicht tun. Es macht überhaupt keinen Sinn, einen Wettbewerb unter zwei kleinen Sendern zu veranstalten. Wir richten uns mit Tele 5 immer an den Größeren aus. Da gibt es einfach die größeren Kuchenstücke zu verteilen. In der Anfangsphase hatten beide Sender fast zeitgleich die ähnlich gute Idee, ein Special-Interest-Angebot mit dem Schwerpunkt auf Fiction in den Markt zu bringen. Das ist unsere einzige Gemeinsamkeit.

Und die Unterschiede?

Tele 5 war von Anfang an klar auf das Thema Kino fokussiert - ohne Eingrenzungen auf ein bestimmte Herkunftsland oder ein bestimmtes Studio. Bei Das Vierte ging es in erster Linie um das Universal-Archiv und ein Programm aus Filmen und Serien. Letztere laufen inzwischen auch vermehrt in der Primetime. Beide Sender waren am Anfang viel näher zusammen, als sie es heute noch sind. Jeder geht inzwischen seinen eigenen Weg. Tele 5 mit einem klaren und konsequenten Profil - Das Vierte mit einer zunehmenden Verwässerung seiner Positionierung.

Wie sieht es künftig mit den Werbeeinblendungen während der Spielfilm-Ausstrahlungen aus? Da hält sich Tele 5 nicht gerade zurück...

Alles, was Sie auf Tele 5 an Einblendungen sehen, unterstützt die Angebote des Senders. Und erschließt zusätzliche Erlösquellen neben der klassischen Werbung. Da müssen und wollen wir durch, um unser Programm und den Senderbetrieb zu finanzieren. Übrigens wird auch jede Werbeunterbrechung seit jeher als störend empfunden. Es gibt allerdings per Definition keine andere Möglichkeit, werbefinanziertes Fernsehen zu betreiben. Wir machen Fernsehen um Werbung zu verkaufen. Subventionen aus Gebührenaufkommen erhalten wir leider nicht.
 


Wie ist es denn um die Refinanzierung insgesamt bestellt? Wie fiel das Feedback auf Ihr Screening beim United Sreening Day aus?

Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung. Im ersten Halbjahr 2007 hatten wir bei den Bruttowerbeerlösen ein Wachstum von knapp 115 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch hier stimmt die Dynamik. Was den United Screening Day angeht, ist unsere Botschaft auch da sehr gut angenommen worden. Ziel war, im Werbemarkt zu vermitteln, wie klar Tele 5 positioniert ist, was wir mit unserer Marke vorhaben und wie wir sie unter der Dachmarke "Wir lieben Kino" mit anderen Medien und Plattformen verknüpfen werden. Das ist sehr gut verlaufen, auch wenn der ein oder andere Journalist das vereinzelt etwas anders sah. Das ist aber durchaus legitim.

Hat sich der United Screening Day für Sie bewährt?

Bestens! Die große Herausforderung ist immer, wie man als noch kleiner Sender im Werbemarkt große Aufmerksamkeit erzeugen kann. Wenn man die einzelnen Sender und Vermarkter des United Screening Day zusammennimmt, ist man schnell bei der Größenordnung eines mittelgroßen Senders. Und das überzeugt dann auch schnell die werbungtreibende Wirtschaft.

Wie man hörte, soll es im Vorfeld große Abstimmungsschwierigkeiten gegeben haben zwischen den Partnern.

Was mich überhaupt nicht wundert. Sender kommunizieren nach außen sonst eher in ihren jeweiligen Märkten oder nach innen, aber nicht mit Wettbewerbern untereinander. Es wäre ein Wunder, wenn das reibungslos geklappt hätte. Anfangs waren die Partner mitunter etwas skeptisch, ob ein gemeinsamer Auftritt die geeignete Form der Präsentation sei. Jeder Sender hat ja zunächst seine eigene Agenda. Es hat dann aber bei den Veranstaltungen selbst so gut und reibungslos funktioniert, dass das am Ende kein Thema mehr war.

Also gibt es auch 2008 einen United Screening Day?

Der Werbemarkt will es, hat es angenommen und wartet darauf. Warum soll man eine gute Idee da noch weiter in Frage stellen? Ich gehe davon aus, dass sich die Vernunft problemlos überall durchsetzt und der United Screening Day im nächsten Jahr wieder stattfindet. Nach den punktuellen Findungsversuchen im Vorfeld haben am Ende alle gesehen, dass man gemeinsam ein großes Ausrufezeichen setzen konnte. Das hätte jeder für sich auch nicht annähernd geschafft.

Herr Bauer, vielen Dank für das Gespräch.