Foto: DWDL.deWelche Gefahr besteht, wenn man in einer bestehenden Sendung das Set verändert?

Es ist immer schwierig, erfolgreiche Marken zu verändern. Wir haben zum Beispiel den Relaunch von "Beckmann" oder "Sabine Christiansen" gemacht. Im Gegensatz zum Zuschauer, der sich nur einmal in der Woche ein Stunde mit einer Sendung beschäftigt, sehen sich die Sendungsmacher, die täglich davon umgeben sind, schneller an den Dingen satt. Dann läuft man Gefahr, Elemente zu ändern, die beim Zuschauer genau für diese Sendung stehen. Ich versuche den Produzenten hier aus der Sicht des Außenstehenden zu beraten.

Wird Ihrem Arbeitsbereich eine große Wertschätzung entgegen gebracht, oder empfindet man das Design eher als notwendiges Übel?

Es ist eine Wertschätzung da, absolut. Es gibt Produktionen, die legen sehr großen Wert darauf und es gibt wenige Sender, denen ist es egal. Fast allen Produktionen, die ich betreue, ist es sehr wichtig, wie es aussieht. Die finalen Entscheidungen werden hier meist von den Unterhaltungschefs getroffen, und die haben ein sehr gutes Gespür dafür, was für ihren Sender funktioniert.


Die Digitalisierung des Fernsehens geht auch an Ihnen nicht spurlos vorbei. Was verändert sich beim Studio-Design?

Das beste Beispiel sind die MTV Awards. Die Bühne wirkt in diesem Jahr wie ein interaktives Videospiel. Die neuen Kommunikationstechniken nehmen einen sehr großen Einfluss. Wir arbeiten schon lange mit multimedial angelegten Sets. Das macht aber nur Sinn, wenn es eine inhaltliche Einbindung hat. Einfach nur etwas flackern zu lassen ist witzlos. Die möglichen Darstellungsformen sind hier grenzenlos.

 

Und wohin geht es mit den virtuellen Studios, die komplett im Computer entstehen?

Bei virtuellen Studios sehe ich im Augenblick nichts, was sich revolutionär weiterentwickeln ließe. Technisch wird es natürlich besser: Man kann Dinge schneller oder feiner machen. Das nimmt aber keinen Einfluss auf das Grundprinzip. Virtuelle Studios funktionieren fast nur im Informationsbereich, weil ein Blue- oder Greenbox ein Raum ohne Atmosphäre ist. Es lassen sich dort keine Emotionen herstellen. Es hat einen Grund, dass "Beckmann" in einer realen und intimen Deko stattfindet hat: Die Gäste sollen sich wohl fühlen.

Das Studio bleibt also Theaterbühne?

Fernsehen ist absolut eine Theaterbühne. Es gibt das szenische Set, das eher an einer realen Filmkulisse orientiert ist und es gibt Sets für große Inszenierungen zum Beispiel bei Musik-Shows. Das geht sehr nah an eine Theaterbühne ran – mit bewegten Elementen und dramaturgischen Effekten, die im Theater ihren Ursprung finden.

Woran kann ich bei einer Fernsehsendung schlechtes Design erkennen?


Ein Bühnenbild funktioniert zum Beispiel dann nicht, wenn viele inhaltliche Abfolgen in unterschiedlichsten Bereichen stattfinden Der Zuschauer verliert so die räumliche Orientierung. Im Fernseher hat man ja nur ab und zu den vollen Überblick über das Set. Daher muss bei jedem Schnitt klar erkennbar sein, dass man sich noch in der gleichen Sendung befindet. Darüber hinaus gibt es Sendungen, die ich als außerordentlich altmodisch empfinde.

Was zum Beispiel?


Bei "Wetten dass...?" (Foto) könnte mal was passieren. Das ist ein einfaches, sehr gut funktionierendes Bühnenbild mit einer Gesprächssituation in der Mitte, und den freien Flächen links und rechts für Wetten und Showacts. Optisch aber eben sehr altmodisch. Die Gestaltung der Showacts und der Wetten sind natürlich sehr liebevoll gemacht und ein Markenzeichen der Sendung. Es wäre in jedem Fall eine grosse Herausforderung das Flaggschiff der deutschen Fernsehunterhaltung neu gestalten zu dürfen.

Dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen für die MTV Awards. Vielen Dank für das Gespräch.