Logo: n-tvHerr Demmel, Sie sind seit drei Monaten Geschäftsführer des Nachrichtensenders n-tv, der am Freitag seinen 15. Geburtstag begeht. Wie waren die ersten Monate im Amt?

Spannend. Überraschend war, dass in der Einarbeitungsphase Vieles massiv von der medienpolitischen Diskussion um Eins extra überlagert war. In vielen Punkten war es aber so, wie ich es erwartet hatte: Ein seriöses, ernsthaft gemachtes, faktenorientiertes Nachrichtenprogramm mit einer Mannschaft, die hoch professionell und effektiv arbeitet. Dass es die eine oder andere Stelle im Programm gibt, an der wir noch feilen müssen, ist Alltag bei einem laufenden Programm.

An welchen Stellen gibt es Optimierungsbedarf?


Wir wollen die Primetime renovieren. Vieles wird jünger und frischer werden. Die Programmschienen, bei denen wir mit starken Partnern wie "National Geopgraphic" oder "Welt der Wunder" auf hochwertige und verlässliche Reportagen setzen, wollen wir weiter ausbauen. Wir reden mit verschiedenen Partnern. Außerdem werden wir unser neues Format "n-tv Wissen" massiv erweitern. Dort wollen wir einen Schwerpunkt setzen und der Sendung mit Annett Möller ein Gesicht geben.

Wie wird sich das übrige Programm verändern?


n-tv hat einen bestimmten Markenkern, den wir nicht verlassen werden. Aber auch im Newsbereich wollen wir jünger, frischer und verständlicher werden.
 


Wird sich das auch optisch bemerkbar machen?


Wir arbeiten an einem neuen Design für unser Nachrichtenset, das etwas leichter und luftiger wird. Das Studio wird heller und mehr Tiefe bekommen. Wir werden auch an den Hintergrundeinblendungen arbeiten. Das ist alles Teil einer Verjüngungskur, die jetzt in vielen kleinen Schritten umgesetzt wird. Eigentlich wollten wir den großen Designwurf mit unserem Umzug nach Köln-Deutz verbinden. Nachdem sich der aber wohl etwas verschieben wird, werden wir voraussichtlich im Mai mit einem neuen Set auf Sendung gehen, das schon die Richtung andeuten wird, in die n-tv sich wandelt. Für diesen Zwischenschritt arbeiten wir an verschiedenen Designfragen, aber das Logo wird unverändert bleiben.

Also eher evolutionärer Wandel als Revolution?


Die Erfahrung zeigt, dass man ein Programm nur schrittweise verändern kann. Es wird evolutionär aber mit Nachdruck stattfinden. Unsere Moderatoren werden aber auch in Zukunft mit Schlips und Kragen präsentieren. Mehr Verbindlichkeit und mehr Mühe um Verständlichkeit werden eine große Rolle spielen.

Der Duktus von n-tv wird sich also verändern?

Erwarten Sie keine komplett anderen Nachrichten, sondern graduelle Veränderungen, die eine andere Breite an Themen ermöglichen. Es geht darum, dass n-tv künftig das Nachrichtengeschehen umfassender abdecken soll. Dabei wird es natürlich auch weiterhin eine Einordnung des Geschehens nach dem Kriterium der Relevanz geben.

Bekommen also andere Themen neben der Politik einen größeren Stellenwert?

Es geht um Relevanz. Wenn etwas eine Bedeutung hat, findet er bei uns statt. Es ist ein deutscher Trugschluss, dass eine Meldung wichtig ist, nur weil sie aus dem Bereich Politik kommt. Da werden wir uns zu Gunsten der Verständlichkeit die Zahl der Einzelmeldungen genau ansehen. Irgendwo muss ja der Raum für die Breite herkommen. Es kann sein, dass wir dann anstatt sieben Meldungen aus Berlin nur fünf machen. Entscheidend bleibt die Relevanz: Wenn politische Ereignisse eine große Bedeutung haben, werden wir auch weiterhin ausführlich darüber berichten. Dort, wo es ein großes Interesse und Informationsbedürfnis gibt, werden wir noch stärker als bisher Flagge zeigen. Es wird eine Umschichtung geben, die aber mit der Wichtigkeit, die wir den politischen Themen einräumen, nichts zu tun hat.

Was ist der Grund für die Neuausrichtung? Die Kosten, wie viele vermuten?

Es wird durch die neue Ausrichtung doch nicht billiger! Wir wollen, dass die Zuschauer mit unseren Nachrichten noch mehr anfangen können und werden künftig die Themen stärker auf die Bedürfnisse der Zuschauer abstimmen. Es gibt Tage, da interessiert zum Beispiel das Schicksal des deutschen Jugendlichen Marco W. im türkischen Gefängnis mehr als ein wenig relevanter Gesetzesentwurf, der wiederholt und völlig erwartet im Bundesrat durchgefallen ist. Es gibt keine Themen, die per se seriös oder unseriös sind. Es gibt nur Themen, die wichtig oder unwichtig sind. Die Seriosität ergibt sich letztlich aus der Form der Darstellung - aus der Verständlichkeit und den Fakten.
 
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