Und wie erklären Sie sich dann die anhaltende Kritik an dem Format?

Wenn Sie sich in der Branche umhören, wissen alle, was wir mit „Big Brother“ leisten. Leute wie Kurt Beck reden meist über ein Format, das sie gar nicht kennen. Das gilt für 90 Prozent der Menschen, die sich unsachgemäß dazu äußern. Wenn sie in einem Format 24 Stunden pro Tag zwei Jahre lang Menschen frei rumlaufen lassen, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass irgendwann mal irgendjemand etwas sagt, was er vielleicht lieber nicht gesagt hätte. Das passiert, das lässt sich bei „Big Brother“ auch nicht kontrollieren. Es ist eben wahre Reality und spiegelt viel von dem wieder, was Deutschland gerade denkt und lebt. Aber im Vergleich zur Sendezeit haben wir mit Sicherheit weniger Skandale als jede Talkshow im deutschen Fernsehen.

Was ist eigentlich aus der Idee von „Big Brother“ im Plattenbau geworden? Sie wollten doch einen ganzen Wohnkomplex mit Kameras ausstatten...

Ja, aber das hatte nichts mit "Big Brother" zu tun. Wir hatten bereits ein Haus und auch einen Sender, der das Format zeigen wollte. Gescheitert ist es dann an plötzlichen Zweifeln des Senders. Dabei wäre es wirklich sensationell geworden. Von den 60 Wohneinheiten in dem Haus waren 75 Prozent schon belegt. Wir hätten unten Ladenlokale, einen Friseur und eine Polizeistation integriert. Ein Hammer-Format. Also wenn jemand Interesse hat, würden wir das natürlich gerne noch machen. Aber momentan steht es nicht mehr oben auf unserer Agenda.

Sie kooperieren im Web bei der aktuellen Staffel von „Big Brother“ mit dem Videoportal Sevenload. Mit welchem Hintergedanken?

Wir haben mit einigen potentiellen Partnern gesprochen. Sevenload hat das interessanteste Angebot gemacht. Fur uns war es wichtig, dass das umfassendste multimediale Format in Deutschland auch dementsprechend präsentiert wird. Hier haben wir mit Sevenload einen tollen Partner gewonnen.
Foto: Endemol
Kommen wir von „Big Brother“ zu zwei altbekannten Endemol-Formaten, deren Comeback 2008 möglich sein könnte. Zumindest wird z.B. seit dem Frühjahr 2007 über ein Comeback der „Traumhochzeit“ geredet. Können Sie konkreter werden?

Das ZDF entscheidet über die Programmierung, wir kümmern uns um das Programm. Ich bin aber sehr guter Dinge, dass die Traumhochzeit in der ersten Hälfte 2008 wieder kommt und dass wir sie mit Linda de Mol machen werden. Ich bin sehr froh darüber, dass es das erste Projekt ist, bei dem ich wieder mit John de Mol intensiv zusammenarbeite.

Mit der „100.00 Euro-Show“ gibt es einen weiteren Klassiker, dessen Comeback schon länger erwartet wird...

Und ich glaube auch, dass die „100.000 Euro-Show“ wieder kommen wird. Wir haben das Format bereits modernisiert und gehen davon aus, dass wir von einem Sender den Zuschlag bekommen. Wir sprechen mit einem privaten und einem öffentlich-rechtlichen Sender. Wir sind flexibel: Entwickelt haben wir die Show als zweistündiges Event. Aber in aller Welt läuft das Format auch gut als Einstünder. So oder so: Ich gehe davon aus, dass die „100.000 Euro-Show“ noch vor der Sommerpause wieder auf Sendung ist.

In 2007 haben Sie einen weiteren Klassiker,„Wer wird Millionär“, überarbeitet. Sind Sie mit der Entwicklung des Formats zufrieden?


Das Refreshment hat „Wer wird Millionär“ gut getan. Es ist aber nach wie vor ein sehr deutsches Format, dass der deutschen Mentalität entspricht. Und selbst an einem durchschnittlichen Tag sieben Millionen Zuschauer zu erreichen, schafft immer noch kein anderes. Den richtigen Zeitpunkt für Refreshment zu finden, ist die Kunst. Wir sind bei „WWM“ in enger Zusammenarbeit mit Günther Jauch die richtigen Schritte gegangen.

Wie sieht es mit weiteren Projekten aus?


Einen Schwerpunkt haben wir im Bereich Family Entertainment für den Samstagabend gesetzt und schon 2007 einige Formate entwickelt, die allerdings noch nicht spruchreif sind. Wir haben dazu zwei, drei Daytime-Entwicklungen und im Fiction-Bereich extrem viel in der Pipeline. Wir arbeiten gerade an zwei Serien. Für das eine Projekt lassen wir gerade sechs Bücher schreiben, bei dem anderen haben wir im Dezember den Piloten gedreht. Genauer kann ich derzeit noch nicht werden. Im Bereich Comedy gibt es u.a. neue Formate für MTV oder Viva.

Herr Brandt, herzlichen Dank für das Gespräch