Foto: Sat.1Lieber Herr Limbourg, am Montag moderieren Sie zum ersten Mal die neuen Sat.1-Nachrichten. Wenn Sie sich eine Sat.1-News-Sendung der vergangenen Woche ansehen: Was gilt es zu verbessern?

Vielleicht braucht es ein Mehr an Information. Wir werden einen Nachrichtenüberblick einführen, in dem wir zusätzliche Themen ansprechen. Wenn ich mir den Ablauf der bisherigen Sat.1-News anschaue, sage ich nicht: ‚Das geht ja nun gar nicht.‘ Nicht alles Dagewesene ist schlecht. Aber wir setzen jetzt neu an: Mit neuem Moderator, neuem Look, neuen Grafiken - vielleicht auch mit dem einen oder anderen neuen Thema. Aber das wird Tag für Tag neu entschieden.

Erwartet uns am Montag eine stilistisch und inhaltlich neue Sendung?

Inhaltlich müssen wir uns schlicht fragen: ‚Was war heute wichtig?‘ - und das müssen wir bringen. Stilistisch kommt es auf den Moderator an, und ich habe meinen Stil. Ich werde mich darum bemühen, die Dinge möglichst klar und verständlich zu präsentieren.

Einer der anderen Anbieter ist die Tagesschau - wollen Sie die nun angreifen, wie es in den letzten Tagen zu hören war?


Natürlich werden wir an der Tagesschau gemessen, das ist auch gut so. Ein Angriff wäre allerdings der falsche Ansatz. Wir greifen niemanden an - wir bieten eine Alternative.

Ich bin Tagesschau-Stammzuschauer. Mit welchen Mitteln wollen Sie mich gewinnen?

Erstens können Sie bemerken, wie nett, gutaussehend und sympathisch der Moderator ist! (lacht) - und Sie können feststellen, dass Sie die Art, wie wir den Tag sehen, mögen. Vielleicht gefällt es Ihnen, dass wir einen Moderator haben statt eines Sprechers. Und dann können Sie jederzeit zwischen den beiden Sendungen zappen. Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht, ich werde Ihnen auch nicht 20 Euro bieten, damit Sie zu uns wechseln.

Da bestünde noch Verhandlungsbedarf. Im Ernst: Sie begeben sich sehr wagemutig in einen Qualitätswettbewerb - etwa wenn Sie mit der Korrespondentendichte der ARD mithalten wollen.


Wann haben Sie zuletzt den Afrika-Korrespondenten der Tagesschau gesehen? - Natürlich hat die ARD ein phänomenales Korrespondentennetz, das wir alle gern bezahlen.  Das haben wir nicht, wir müssen unsere Infrastruktur selbst erwirtschaften. Aber wir haben hervorragende Reporter, die sich vor den Leistungen der ARD-Korrespondenten keinesfalls verstecken müssen. Noch mal: Wie oft sehen Sie den Südamerika-Korrespondenten, den Polen-Korrespondenten oder den Skandinavien-Korrespondenten der ARD? Das können wir gern mal gemeinsam zählen - aber dabei wird nicht viel herumkommen.

Das wäre ein interessanter Versuch. Es bleibt aber die Frage, ob ein qualitativer Wettbewerb hier zu gewinnen ist. Ist die Personalie Limbourg eine qualitative Investition?

Das klingt, als sei ich der Alleinseligmachende. Die Neuerungen, wie die Platzierung auf 20 Uhr, sind wichtig und zeigen, dass wir Nachrichten ernst nehmen. Was mich angeht, denke ich, dass ich mir in den letzten 15 Jahren einen Ruf als Politikjournalist erarbeitet habe.
 


Einer Ihrer Vorgänger ist Thomas Kausch - er kam mit großen Ambitionen vom ZDF und verließ Sat.1 tief enttäuscht. Er sagt heute, dass er ein dezidiert qualitätsorientiertes journalistisches Profil mitgebracht habe - und dass Sat.1 dieses Profil irgendwann nicht mehr wollte. Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass Ihnen keine ähnliche Enttäuschung bevorsteht?

Kauschs Abgang von Sat.1 ist nicht aus journalistischen Gründen erfolgt. Mehr will ich zu diesem Vergleich nicht sagen. Ich arbeite seit 20 Jahren für Sat.1 und die Sender der Gruppe - als Dienstleister, Zulieferer, Korrespondent, Chefredakteur, seit fast 12  Jahren als Angestellter. Ich kenne sehr viele Kollegen, Geschäftsführer, Vorstände der Gruppe. Das ist kein Blankoscheck. Aber ich habe zu diesen Menschen Vertrauen und nehme sie ernst. Das Bewusstsein, diesmal langfristig zu denken, ist vorhanden.

Sie befürchten also nicht, dass Sie eines Samstags zum Rapport bestellt werden und am Montag ein neuer Moderator da ist, wie es bei Kausch der Fall war?

Ich werde hier nicht bis zu meinem Tod moderieren - aber ich fange doch gerade erst an! Grundsätzlich bin ich stets optimistisch, heiter, und voller Gottvertrauen. Ich male mir nicht ständig aus, was alles Schreckliches passieren kann. Wer weiß, ob dieses Gebäude hier morgen noch steht.

Montags bis Freitags laufen die neuen Sat.1-Nachrichten um 20 Uhr - am Wochenende um 18.30. Wie soll der Zuschauer das annehmen?

Die Sehgewohnheiten am Wochenende unterscheiden sich von denen werktags. Vielleicht werden wir irgendwann die Sendezeit vereinheitlichen.

Es wirkt ein Bisschen, als seien das zwei unterschiedliche Sendungen: Wochentags 20 Uhr mit Ihnen, am Wochenende um 18.30 mit anderen Moderatoren...

Es bleiben auch am Wochenende die Sat.1 Nachrichten, nur mit anderen Moderatoren und zu einer anderen Sendezeit.

Was ändert sich für Sie mit dem Einstieg in eine tägliche Nachrichtensendung? Von längerfristigen Arbeiten wie Reportagen müssen Sie sich verabschieden...


Für mich ist der Einstieg in die tägliche Nachrichtensendung eine große Herausforderung und Freude. Auch wenn ich mich bisher schon mit deutscher und internationaler Politik beschäftigt habe, öffnet es neue Perspektiven, jeden Tag die gesamte Nachrichtenfülle in allen Facetten zu bearbeiten, an Texten und Präsentationsformen zu tüfteln. Ich habe jetzt 11 Jahre Politik begleitet, Kanzler begleitet, ich habe wahnsinnig viel gesehen und gelernt. Jetzt war ein neuer Schritt fällig. Ich freue mich auf die große Verantwortung - und auch darauf, an meine Grenzen gehen zu können.