n-tv neues LogoWo wir gerade beim Thema sind. Gibt es Ihr Zusatzangebot n-tv plus eigentlich noch? Man hört so wenig davon in letzter Zeit...

Ja doch. n-tv plus ist für uns ein Technologieträger. Wir experimentieren, lernen und verbessern. Das macht man nicht, um damit schnellstmöglich Gewinne einzufahren. Wir wollen hier Inhalte testen und der Werbewirtschaft neue Möglichkeiten aufzeigen. Das gleiche gilt übrigens für unsere Out-of-Home-Angebote im neuen Design. Dass Technologieträger aus der Nische heraus ein großer, auch wirtschaftlicher Erfolg werden können, beweist unser mobiles Web-Angebot. Wenn alles mit Werbung so gut ausgebucht wäre, wie unser Mobil-Angebot, wäre unser Leben einfacher.

Wenn Sie selbst von hochqualitativem Content und einer sehr spitzen Zielgruppe sprechen, dann klingt das nach einer idealen Voraussetzung für Paid Content. Ein Modell für Sie im Web?

Das steht bei uns derzeit nicht auf der Agenda. Dazu gibt es kein einfaches und tragfähiges Modell. Das Problem ist einfach, dass die Internet-Nutzer daran gewöhnt sind, alles umsonst zu bekommen. Das wird sich auch in der breiten Masse nicht mehr umkehren lassen. Das Internet ist ein Gratismedium. Ich wäre heilfroh, wenn es diesen Geburtsfehler nicht gäbe. Aber er ist da und noch hat mir keiner einen sinnvollen Weg aufgezeigt, daran etwas zu ändern. Bei der Vielzahl an Inhalten, die sie im Web bekommen: Was wollen Sie da auch exklusiv anbieten, um den Nutzer guten Gewissens nach Geld fragen zu können? Das sind in unserem Fall allenfalls so spezielle Angebote im Bereich Börse, dass sie damit aber nur eine kleine Nische bedienen.
 
 
 

Im TV-Programm haben Sie zuletzt auch mal auf Informationen von Twitter-Nutzern gesetzt. Internationale Nachrichtensender gehen noch weiter, bauen intensiv z.B. auch auf Facebook. Wieviel Web 2.0 gehört für Sie in einen Nachrichtensender?

Bei Twitter, Facebook oder Blogs muss man wahnsinnig vorsichtig sein. Zum guten Journalismus gehört immer die Kontrolle der Wahrhaftigkeit einer Meldung. Das ist bei diesen neuen Informationskanälen schwieriger, was die Herausforderungen für Journalisten umso größer macht. Es darf nie ein rotes Laufband im Programm geben, nur weil irgendjemand irgendwas getwittert hat. Bis auf wenige Ausnahmefälle hat gerade Twitter eben nur einen sehr geringen Informationswert. Aber es hilft, auf Themen aufmerksam zu werden. Und deswegen gibt es bei uns auch einen Netzreporter, der diese Plattformen beobachtet und die Nachrichten mit der gebotenen Vorsicht einordnet.

Jetzt dienen die neuen Kanäle nicht nur der Gewinnung von Informationen. Sie sorgen auch für ein immer schnelleres und unmittelbareres Feedback. Wie gehen Sie mit Kritik im Web am Programm von n-tv oder der Website n-tv.de um? Kollege Niggemeier weist nur allzu gerne auf Fehler bei n-tv.de hin...

Ich habe mal angefangen als Reporter bei einer Lokalzeitung und wenn Sie da mal den Vornamen vom örtlichen Metzgermeister Müller falsch geschrieben haben, dann gnade Ihnen Gott. Erstens kam der Metzgermeister Müller, möglicherweise sogar persönlich, und beschwerte sich nachdrücklich. Dann kam der Verleger vorbei und sagt, dass Metzgermeister Müller seine Anzeigen storniert hat und dann hat Metzgermeister Müller noch in allen Vereinen, in denen er Mitglied ist, davor gewarnt mit Herrn Demmel zu sprechen, weil der nicht mal Vornamen richtig schreiben könne. Also lange Rede kurzer Sinn. Das direkte Feedback kenne ich nicht erst seit dem Internet. Wir nehmen es ernst, sehr ernst. Natürlich darf man auch nichts überbewerten. Wenn Stefan Niggemeier dann bei 300 Meldungen am Tag eine findet, in der etwas unglücklich formuliert wurde, dann, ja sicherlich ist das dann nicht gut. Dann muss man versuchen diesen Fehler künftig zu vermeiden. Aber sie werden es bei der Unmenge an Informationen, die wir täglich verarbeiten, nie ausschließen können. Abgesehen von der Detailkritik kann man aus dem kritischen Feedback gerade der jüngeren Nutzer im Internet, verglichen zu den Fernsehzuschauern, viel lernen. Das nicht zu tun, wäre schlimmer als Fehler gemacht zu haben. Das ist ein Lernprozess der dauert. Und es ist natürlich ärgerlich wenn man meint, man sei vorangekommen und dann passiert wieder irgendwo irgendein kleiner Fehler.

Rufen Sie denn selbst in der Redaktion an, wenn Ihnen ein Fehler auffällt oder halten Sie sich da zurück?

Bei einem journalistischen Hintergrund ist natürlich die Gefahr da, immer mal zum Telefon greifen zu wollen, weil man etwas besser weiß oder wissen will. Die Gefahr dieses Reinregierens ist ziemlich groß und ja, ich erliege ihr manchmal. Aber ansonsten gibt es dafür einen Chefredakteur. Mit dem stimme ich mich bei dem ein oder anderen Thema ab, z.B. wünsche ich mir manchmal, das ein oder andere Thema etwas größer zu fahren. Aber sie machen ein Produkt nicht besser, wenn der Chef alle fünf Minuten anruft. Sie machen nur die Mitarbeiter nervöser. Denen müssen sie schon vertrauen - und das tue ich.